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Sex - Warum es immer nur um das eine geht

Auf Lust programmiert

Egal, was wir tun, am Ende geht es immer um das eine: Sex. So entlarvt uns die Wissenschaft (SO, 15.5., Discovery Ch., ab 20.15 Uhr)

Frage: Was haben Männer zwischen den Beinen? Das Gehirn. Denkt man an Bill Clinton oder Boris Becker, die für sexuelle Abenteuer Familie, Karriere und Ansehen aufs Spiel setzten, scheint festzustehen: Manche Männer sind nicht durch den Verstand, sondern durch den Trieb gesteuert. Der amerikanische Evolutionbiologe Vladas Griskevicius geht noch weiter: Alle Männer sind Marionetten der Lust. Und die Frauen auch.

Sex ist permanent und in fast jeder Lebenssituation Lenker unseres Tuns. Ein Experiment veranschaulicht das: Griskevicius ließ einen Sonnenbrillenverkäufer seinen Stand in einer belebten Straße aufstellen. Im Angebot hatte er genau zwei Herrenmodelle: ein dezent modisches und ein extravagantes im Elvis-Stil. Zunächst stand der Verkäufer vor einer neutralen Hausfassade. Die meisten Kunden entschieden sich für die schlichte Brille.

Auffallen um jeden Preis

Das änderte sich, als er seinen Stand einige Meter weiter vor das Schaufenster eines Shops für sexy Dessous schob. Rund 60 Prozent der Käufer stolzierten nun mit dem Elvis-Modell davon. Der Wissenschaftler erklärt das so: Das Schaufenster sandte erotische Reize aus, und die weckten unbewusst das Bedürfnis aufzufallen. Die Männer verhielten sich wie der Pfau, der ein Rad schlägt, sobald er eine Henne sieht.

Ein weiteres Experiment zeigt, dass Sex sogar Einfluss auf die Kreativität hat. Der Biologe lud junge Männer in sein Labor. Voraussetzung: Sie durften weder beruflich noch als Hobby etwas mit Kunst zu tun haben. Jeder von ihnen bekam Block, Stifte und fünf Minuten Zeit, etwas Beliebiges aufs Papier zu bringen.

Der Clou: Die Hälfte der Probanden verbrachte die Wartezeit vor dem Test allein, die andere in Gesellschaft einer attraktiven Sekretärin, die sie in einen angereg-ten Smalltalk verwickelte. Der Effekt war eindeutig: Diejenigen, die ohne "Muse" zum Stift griffen, brachten brav kleine Bäumchen, Häuser und Strichmännchen zu Papier. Die anderen dagegen schufen Bilder voller Temperament und Einfallsreichtum. Lust ist offenbar Quell künstlerischer Kreativität.

Ganz andere Qualitäten fördert er bei Frauen zu Tage. Für einen Versuch wurden Frauen zu einem angeblichen Casting eingeladen. Auch hier verbrachte eine Gruppe die Zeit im Warteraum allein, die andere mit einem charmanten jungen Mann. Auf dem Weg von hier ins Foto-studio eine Hausnummer weiter kamen sie an einer Frau vorbei, die, mit einem Kistenstapel bepackt, scheinbar vergeblich versuchte, ihr Auto aufzuschließen.

Flirten macht Frauen sozial

Nur die Gruppe, die vorher in männlicher Gesellschaft war, half der Frau mit der Autotür mehrheitlich. Der Flirt hatte soziale Instinkte geweckt. Wohlgemerkt: Kein Mann hat die Hilfeleistung gesehen. Und doch handelten sie so, als würden sie zeigen wollen: Bei mir wäre dein Nachwuchs in guten Händen.

Fazit: Wir alle sind triebgesteuert. Doch unser Unterleib lässt uns auch nach Gutem streben wie Kreativität und Fürsorglichkeit. Und nicht nur in die nächste Besenkammer.

C. Holst

Überblick (auch 15.5. ab 15:20 Uhr):