Er hinterlässt eine riesengroße Lücke. Denn Dieter Pfaff hatte sich gleich drei Kultrollen auf den mächtigen Leib schreiben lassen. Den leisen Kommissar "Sperling", der seine Fälle mit Spürsinn, Sturheit und messerscharfer Intelligenz löste, den melancholischen Psychotherapeuten "Bloch", dessen letzter Fall, im Juni 2012 gedreht, jetzt läuft, und den kämpferischen Hamburger Anwalt Ehrenberg, der sich in der ARD-Serie "Der Dicke" vier Staffeln lang um die "kleinen Leute" kümmerte.
Die fünfte Staffel war in Vorbereitung, da bekam Pfaff 2012 die schockierende Diagnose: Bronchialkarzinom, inoperabel, Chemotherapie. Der Dreh wurde verschoben, Pfaff nahm den Kampf gegen die Krankheit auf. Anfang Februar sagte er: "Der Krebs ist weg." Schlapp sei er noch, aber im April wolle er wieder vor der Kamera stehen.
Mit Rücksicht auf Pfaffs geschwächte Konstitution erdachten die Drehbuchautoren für Anwalt Ehrenberg eine Auszeit und stellten dessen Kollegin, gespielt von Sabine Postel, einen Juristen namens Markus Gellert an die Seite. Sechs Folgen lang sollte Herbert Knaup diesen Part übernehmen, dann hätte Pfaff in kleinen Schritten den Weg zurück in die Serie finden sollen. Knaup und Postel drehten schon, als Pfaff einen Rückschlag erlitt. Zwei Wochen später war er tot.
Für seine Familie ist das entsetzlich, für die Fans traurig, und für eine Produktionsfirma kann ein solcher Schlag das Aus bedeuten. Der Dreh stockt, die Kosten laufen weiter. Weil ein Drehtag an die 100 000 Euro kostet, kann schnell ein enormes Defizit entstehen. Zwar gibt es Ausfallversicherungen für die wichtigsten Darsteller, aber die sollten möglichst gesund sein, um Risiko und Kosten zu minimieren. Ein Krebskranker ist ein unkalkulierbares Risiko.
"Normalerweise ist eine solche Erkrankung ein Ausschlusskriterium", sagt Olaf Hansen von der Hamburger Filmversicherungs-Gemeinschaft, "aber wir versuchen natürlich alles, um im Einzelfall die größtmögliche Hilfestellung zu leisten." In der Regel kostet die Risikoabsicherung 0,8 bis 1 Prozent des Gesamtbudgets, bei einem normalen TV-Film zwischen 10 000 und 20 000 Euro. Für Kranke würde sie erheblich teurer. Im "Schadensfall" wird so lange gezahlt, bis der Schauspieler wieder gesund oder durch einen Kollegen ersetzt worden ist.
Doch das kann manchmal dauern. So brach sich "Rosenheim Cop" Joseph Hannesschläger (49) den Fuß so kompliziert, dass er erst achtzehn Monate später wieder voll einsatzfähig war. Wechselnde Kollegen (darunter Dieter Fischer und Michael A. Grimm) halfen aus. Korbinian Hofers ellenlange Abwesenheit wurde mit Ausleihjobs in anderen Kommissariaten erklärt.
Auch als Jan Fedder, bei dem 2012 der Verdacht auf Krebs bestand, im Dauerbrenner "Großstadtrevier" ausfiel, sprang ein Kollege für ihn ein. Sechs Folgen schob Peter Lohmeyer als sperriger Hanno Harnisch Dienst, seit 3. April (im Winter dann im Ersten) ist Jan Fedder als Dirk Matthies im 14. Revier zurück.
Ob "Der Dicke" weitergeht, steht in den Sternen. Die sechs von der ARD abgesegneten Folgen mit Herbert Knaup werden fertig gedreht, anschließend wird entschieden. Zwei Szenarien sind denkbar. Das Erfolgsformat wird auch ohne Pfaff fortgesetzt. Ähnlich machen es die US-Kollegen in "Dallas" nach dem Tod von Larry Hagman, der als JR Ewing das Herzstück der Serie war. Oder mit Pfaff stirbt auch "Der Dicke".
So war es 2007 mit der ZDF-Serie "Der letzte Zeuge". Nach dem plötzlichen Tod des großen Ulrich Mühe hätte der Sender die Reihe liebend gern weitergeführt. Doch Mühes Kollegen weigerten sich. Gesine Cukrowski "aus Zuneigung, Freundschaft und Respekt vor Uli", und Jörg Gudzuhn, der kongeniale Dritte im Bund, ergänzte: "Das kann man in einer anderen Konstellation nicht wiederholen, schon gar nicht in einer Sendung mit dem gleichen Titel."
ZDF und Produktionsfirma fügten sich zähneknirschend. "Wir mussten einsehen, dass Ulrich Mühes Fußstapfen einfach zu groß waren, als dass jemand sie hätte ausfüllen können", verkündete ZDF-Sprecher Peter Bogenschütz die einzig mögliche Entscheidung. Es gibt Schauspieler, die lassen sich nicht ersetzen. Dieter Pfaff war einer von ihnen.
Susanne Sturm
Mit Rücksicht auf Pfaffs geschwächte Konstitution erdachten die Drehbuchautoren für Anwalt Ehrenberg eine Auszeit und stellten dessen Kollegin, gespielt von Sabine Postel, einen Juristen namens Markus Gellert an die Seite. Sechs Folgen lang sollte Herbert Knaup diesen Part übernehmen, dann hätte Pfaff in kleinen Schritten den Weg zurück in die Serie finden sollen. Knaup und Postel drehten schon, als Pfaff einen Rückschlag erlitt. Zwei Wochen später war er tot.
Für seine Familie ist das entsetzlich, für die Fans traurig, und für eine Produktionsfirma kann ein solcher Schlag das Aus bedeuten. Der Dreh stockt, die Kosten laufen weiter. Weil ein Drehtag an die 100 000 Euro kostet, kann schnell ein enormes Defizit entstehen. Zwar gibt es Ausfallversicherungen für die wichtigsten Darsteller, aber die sollten möglichst gesund sein, um Risiko und Kosten zu minimieren. Ein Krebskranker ist ein unkalkulierbares Risiko.
"Normalerweise ist eine solche Erkrankung ein Ausschlusskriterium", sagt Olaf Hansen von der Hamburger Filmversicherungs-Gemeinschaft, "aber wir versuchen natürlich alles, um im Einzelfall die größtmögliche Hilfestellung zu leisten." In der Regel kostet die Risikoabsicherung 0,8 bis 1 Prozent des Gesamtbudgets, bei einem normalen TV-Film zwischen 10 000 und 20 000 Euro. Für Kranke würde sie erheblich teurer. Im "Schadensfall" wird so lange gezahlt, bis der Schauspieler wieder gesund oder durch einen Kollegen ersetzt worden ist.
Doch das kann manchmal dauern. So brach sich "Rosenheim Cop" Joseph Hannesschläger (49) den Fuß so kompliziert, dass er erst achtzehn Monate später wieder voll einsatzfähig war. Wechselnde Kollegen (darunter Dieter Fischer und Michael A. Grimm) halfen aus. Korbinian Hofers ellenlange Abwesenheit wurde mit Ausleihjobs in anderen Kommissariaten erklärt.
Auch als Jan Fedder, bei dem 2012 der Verdacht auf Krebs bestand, im Dauerbrenner "Großstadtrevier" ausfiel, sprang ein Kollege für ihn ein. Sechs Folgen schob Peter Lohmeyer als sperriger Hanno Harnisch Dienst, seit 3. April (im Winter dann im Ersten) ist Jan Fedder als Dirk Matthies im 14. Revier zurück.
Ob "Der Dicke" weitergeht, steht in den Sternen. Die sechs von der ARD abgesegneten Folgen mit Herbert Knaup werden fertig gedreht, anschließend wird entschieden. Zwei Szenarien sind denkbar. Das Erfolgsformat wird auch ohne Pfaff fortgesetzt. Ähnlich machen es die US-Kollegen in "Dallas" nach dem Tod von Larry Hagman, der als JR Ewing das Herzstück der Serie war. Oder mit Pfaff stirbt auch "Der Dicke".
So war es 2007 mit der ZDF-Serie "Der letzte Zeuge". Nach dem plötzlichen Tod des großen Ulrich Mühe hätte der Sender die Reihe liebend gern weitergeführt. Doch Mühes Kollegen weigerten sich. Gesine Cukrowski "aus Zuneigung, Freundschaft und Respekt vor Uli", und Jörg Gudzuhn, der kongeniale Dritte im Bund, ergänzte: "Das kann man in einer anderen Konstellation nicht wiederholen, schon gar nicht in einer Sendung mit dem gleichen Titel."
ZDF und Produktionsfirma fügten sich zähneknirschend. "Wir mussten einsehen, dass Ulrich Mühes Fußstapfen einfach zu groß waren, als dass jemand sie hätte ausfüllen können", verkündete ZDF-Sprecher Peter Bogenschütz die einzig mögliche Entscheidung. Es gibt Schauspieler, die lassen sich nicht ersetzen. Dieter Pfaff war einer von ihnen.
Susanne Sturm