.

Nazigroteske "Iron Sky"

Crowdfounding - Auch du bist Produzent

Crowdfounding - Auch du bist Produzent
1.000.000 Euro

IRON SKY 700.000 Euro wurden durch den Verkauf von Filmanteilen gesammelt, 300.000 durch Fanartikel

Fans finanzieren Filme: Die Nazigroteske "Iron Sky" machte das Crowdfunding populär. Wir haben auch 50 Dollar in den Topf getan - für "Veronica Mars"

Bisher kannte man in Hollywood nur das Kraut-Funding: die Finanzierung von Filmen durch Zuschüsse aus deutschen Steuersparmodellen. Doch seit diese Quelle versiegt ist, braucht man kreative Alternativen. Auftritt: Crowdfunding.

Bei dem auf Deutsch Schwarmfinanzierung genannten Modell sammeln die Filmemacher unzählige Kleinspenden ein, mit denen sie Projekte stemmen können, die kein Studio finanzieren will - und können als netten Nebeneffekt jede Menge Publicity aufbauen. So wie die Produzenten von "Iron Sky".
Die finnisch-deutsch-australische Co-Produktion über Nazis, die sich 1945 auf den Mond zurückgezogen haben und 2018 die Erde zurückerobern wollen, klingt nach einer typischen DVD-Premiere. Doch Produzent Tero Kaukomaa und Regisseur Timo Vuorensola suchten in vielen Fragen Hilfe bei der stetig wachsenden Internet-Fangemeinde, die nicht nur mit Ideen, sondern auch finanziell dem Projekt unter die Arme griff - sei es durch den Vorabkauf von Fanartikeln oder durch den Erwerb von Anteilen.

Zwar kamen am Ende nur rund 15 Prozent des 7,5-Millionen-Euro-Budgets aus dieser Quelle, die Aufmerksamkeit aber war unbezahlbar: 8,5 Millionen Mal wurde der Trailer auf YouTube vor dem Kinostart angesehen. Zum Vergleich: der kommende "Star Trek"-Film liegt derzeit bei 5,5 Millionen.

Mit Crowdfunding zum Oscar

Ein Beispiel, das Schule macht. Die Initiatoren des "Stromberg"- Films holten sich von den Fans eine Anschubfinanzierung von einer Million Euro, der 2013 mit dem Doku-Oscar prämierte "Inocente" sammelt 50 000 US-Dollar, und bis 24. Mai kann man auf Kickstarter "Scrubs"-Star Zach Braff bei seinem "Garden State"-Nachfolger "Wish I Was Here" unterstützen. Die Internetplattform ist derzeit das heißeste Gadget für Filmemacher.

Seit ihrem Start 2009 wurden weit über 100 Millionen Dollar für Filmvorhaben gesammelt. Und der größte Boom steht Kickstarter erst noch bevor, denn im April schrieb ein Projekt Crowdfunding- Geschichte.

Schwarmfinanzierung 2.0
Foto: ZDF/warner 2005, 4.364.382 Euro

VERONICA MARS: Mit 91,585 Euro Unterstützern brach das Projekt Rekorde und sammelte die drittgrößte Summer überhaupt ein

Seit die Kult-Teenieserie "Veronica Mars" 2007 abgesetzt wurde, träumen Erfinder Rob Thomas und Hauptdarstellerin Kristen Bell ("House of Lies") von einer Fortsetzung als Kinofilm. Nur das Filmstudio Warner Brothers stellte sich quer. Nach jahrelangen Diskussionen handelte Thomas schließlich einen Deal aus. Wenn er zwei Millionen Dollar auftreibt, würde Warner einen Film genehmigen und die Vertriebs- und Marketingkosten übernehmen. Also drehten Thomas und seine Darsteller einen selbstironischen Werbefilm und starteten ihre Kampagne.

Vier Stunden später hatten sie ihre erste Million gesammelt, weitere sieben Stunden später war die Zielsumme erreicht. Am Ende der 30 Tage hatten 91 585 Unterstützer (Kickstarter-Rekord) unglaubliche 5,7 Millionen Dollar zusammengetragen - nur für eine Smartwatch und ein Videospiel gab es mehr Spenden.

Auch der Autor dieses Berichts zählt zu den Unterstützern des "Veronica Mars"-Films. 50 Dollar gab ich und erhalte dafür: eine Kopie des Drehbuchs, ein T-Shirt, eine digitale Kopie und eine DVD des Films. Rund 25 Prozent der Summe gehen dabei für Belohnungen drauf, weitere fünf Prozent fließen in die Taschen der Kickstarter-Erfinder. Mit den restlichen 35 Dollar drehen Rob Thomas und seine Darsteller schließlich ab Juni den Film. So steckt dann auch im Crowdfunding ein klein wenig Krautfunding.

R. Meyer