>> Mit "Schirm, Charme und Melone" im TV
Es soll nicht wenige geben, die glauben, Alice Schwarzer hätte Deutschlands feministisches Zentralorgan "Emma" nach Emma Peel benannt. Die karatekundige Partnerin des Agenten John Steed in der Sixtiesserie "Mit Schirm, Charme und Melone" war nicht nur Hauptfigur feuchter Pubertätsträume. Sie verkörperte auch einen neuen Frauentyp: stark und sexy.

Geprägt hat den Typus der Amazone im Catsuit jedoch ihre Vorgängerin: Honor Blackman alias Cathy Gale. Jetzt sendet Arte als deutsche TV-Premiere und in neuer Synchronisation alle 54 erhaltenen Folgen der Prä-Emma-Ära.

Die reicht bis ins Jahr 1961 zurück. Vom unwiderstehlichen Aberwitz und Pop-Appeal der späteren Staffeln war damals noch nichts zu sehen. "The Avengers" starteten als realistische Krimireihe. John Steed war in Staffel eins nur eine Nebenfigur und als knallharter Trenchcoat-Ermittler weit entfernt von dem erzbritischen Paradesnob, den man später mit diesem Namen verbinden sollte.

Auch der Look der frühen Jahre ist unvertraut: Die ersten drei Staffeln wurden mit Studiokameras gedreht und teilweise live (!) gesendet - inklusive Pannen und Texthänger. Legendär die Folge, in der Honor Blackman bei einer Kampfszene in Friedhofskulisse ihrem Kollegen einen derart beherzten Kinntritt verpasste, dass der k. o. in ein Grab plumpste.

Zugegeben: Vieles daran wirkt etwas angestaubt. Wer sich trotzdem darauf einlässt, wird Augenzeuge, wie aus einem unscheinbaren TV-Pflänzchen eine der schillerndsten Blüten der Fernsehgeschichte wurde. Und wie in den Sixties Pop den Bildschirm eroberte.

Christian Holst