Es gibt in den USA gut 3000 Menschen mit dem Namen Michael Jordan, aber alle denken nur an einen: den besten Basketballer aller Zeiten. Doch wenn Michael Bakari Jordan seine Karten richtig ausspielt, könnte er bald mehr als der Junge mit dem berühmten Namen sein.

Der 26-Jährige war im Januar der Star des Sundance Festivals, wo sein Film "Fruitvale" den Publikums- und den Hauptpreis holte und von Produzent Harvey Weinstein für 2,5 Millionen Dollar angekauft wurde. Für seine Rolle als Oscar Grant, der 2009 in Oakland von einem Polizisten erschossen wurde, erntete Jordan überragende Kritiken, die nicht nur seinen Regisseur vom "nächsten Denzel Washington" schwärmen ließen.
Der Vergleich ist dem gebürtigen Kalifornier unangenehm, zeigt aber auch, wie verzweifelt man in den USA nach jungen afroamerikanischen Stars sucht. Denn hinter Washington, Will Smith, Jamie Foxx und Eddie Murphy klafft seit Jahren eine riesige Lücke, die Hollywood einfach nicht schließen kann.

Sportstar ja - aber nur im TV

"Bis den Menschen die Namen von schwarzen Schauspielern leicht von der Zunge gehen, ist es noch ein langer Weg", gibt sich Jordan resigniert. Für einen Jungen seiner Hautfarbe ist es leider einfacher, als Sportler akzeptiert zu werden als vor der Kamera.

Entsprechend hatte auch Michael B. Jordan andere Karrie­re­pläne. Doch wenn man sich mit seinem Namen ausgerechnet Basketball aussucht, hat man es doppelt schwer. "Immer wenn wir spielten, riefen die Gegner: ,Oh, du hältst dich für Michael Jordan? Du glaubst, du kannst spielen?‘", gab er vor einigen Jahren zu Protokoll. Zwar reichten die Basketballqualitäten dieses Jordans nur bis zur Highschool, ein Sport­star wurde der 168 cm kleine Point Guard dennoch. Im TV.

Die gefeierte Kleinstadtserie "Friday Night Lights" musste sich neu erfinden, weil für die Stars um Taylor Kitsch die Highschoolzeit abgelaufen war. Die Wahl fiel auf Jordan, der in der Rolle des Quarterbacks Vince Howard nicht nur auf dem Footballfeld überzeugte, sondern auch abseits eine bemerkenswerte emotionale Tiefe zeigte. Es war nicht die erste Serie, die er prägte. Als 14-jähriger Drogendealer in "The Wire" starb Jordan zwar schon nach einer Staffel, sein Tod ging aber als einer der einprägsamsten Momente in die Geschichte der Serie ein.

>>> "Chronicle - Wozu bist du fähig?" im TV

Längst ist das Fernsehen für das ehemalige Toys"R"Us-Werbegesicht zu klein. Zwar glänzte er noch einmal in "Parent­hood", zuletzt sah man den Sohn eines Caterers jedoch öfter im Kino. So in George Lucas' Fliegerdrama "Red Tails" oder als Superhelden im jüngst gelaufenen "Chronicle". Spätestens mit diesem Film etablierte er sich als heißester schwarzer Jungschauspieler. Also doch der nächste Denzel? "Ich wäre lieber der erste Michael Jordan." Man kann ja mal träumen.

Rüdiger Meyer