Es ist ein Angebot, das selbst ein Fernsehstar wie Maria Furtwängler nicht alle Tage erhält: eine Frau zu verkörpern, die drei bewegte Jahrzehnte deutscher Geschichte erlebt und erlitten hat. Und die nach den Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und dem Kasernenhofsozialismus in der DDR schließlich lernt, den Mund aufzumachen und das einzufordern, was ihr zusteht. Maria Furtwängler spielt in dem ZDF-Zweiteiler "Schicksalsjahre" Ursula Heye, die Mutter von Uwe-Karsten Heye, dem früheren Sprecher der Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder, auf dessen Buch das Drama beruht.
Als ich das Buch von Uwe-Karsten Heye gelesen habe, hatte ich Schwierigkeiten, mir seine Mutter vorzustellen, weil vieles nur angedeutet wird. Wie ging es Ihnen?
MARIA FURTWÄNGLER Ähnlich! Das Buch von Uwe-Karsten Heye ist ja aus der Perspektive des kleinen Jungen erzählt, der seine Mutter aus einer Art distanziertem Staunen erlebt. Das war auch ein Grund dafür, dass lange am Drehbuch gefeilt wurde. Die erste Fassung hielt sich eng an die Buchvorlage, aber alle Beteiligten merkten: Die Geschichte berührt uns nicht. Wenn man diese Blickrichtung für das Fernsehen beibehalten hätte, dann wäre die Figur auch für den Zuschauer auf Distanz geblieben. Die spätere Fassung hat das Geschehen emotional verdichtet und aus der Figur der Mutter heraus entwickelt. Das war der Durchbruch.
Die Figur ist keine Heldin. Die Scheidung von ihrem Mann auf Druck der Nazis hat nichts Heroisches, oder?
MARIA FURTWÄNGLER Uwe-Karsten Heye hat mir eine Abschrift des Briefes seiner Mutter gegeben, den er lange mit sich herumgetragen hat, ohne ihn zu öffnen. Darin kommt sie auch auf die Scheidung zu sprechen und stellt sich die Frage, ob sie nicht damals hätte stärker sein sollen. Aber was wäre die Alternative gewesen? Ihre Kinder hätten niemals eine Ausbildung erhalten, wenn sie sich der Trennung verweigert hätte. Ich bin froh, dass ich in meinen Leben niemals vor eine solche Entscheidung gestellt wurde. Wer von uns kann schon sagen, dass er das Zeug zum Helden hat? Ich nicht.
Was auffällt: Später, in der Bundesrepublik, begehrt die Mutter auf...
MARIA FURTWÄNGLER Ja, sie klagt ihre Rechte als politisch Verfolgte vor dem Ausschuss ein und ihre Rente als Kriegswitwe. Als man ihr dann vorwirft, ihr Mann sei desertiert, platzt ihr endgültig der Kragen, und sie sagt dem Ausschuss lauthals ihre Meinung. Das war für eine Frau zur damaligen Zeit sehr mutig.
Sie spielen eine Frau über drei Jahrzehnte. Wie haben Sie sich als Schauspielerin darauf eingestellt?
MARIA FURTWÄNGLER Ich habe mich mit einem Coach sehr intensiv auf diesen Film vorbereitet. Wir haben gemeinsam versucht, Ankerpunkte zu finden, etwa über das unterschiedliche Körpergefühl der jungen und der reiferen Frau, damit ich mich schnell auf die unterschiedlichen Lebensphasen einstellen konnte, die gerade gedreht wurden. Die Kulissen für das Berlin der Vorkriegszeit, für Danzig, Rostock und das Mainz des Jahres 1957 waren in einer Straße aufgebaut. Beim Dreh wurde viel zwischen den Orten und Zeiten hin- und hergesprungen, und alle Beteiligten mussten sich sehr konzentrieren.
Rainer Unruh
Schicksalsjahre
SO/MO 13./14.2. ZDF 20.15 Uhr
Als ich das Buch von Uwe-Karsten Heye gelesen habe, hatte ich Schwierigkeiten, mir seine Mutter vorzustellen, weil vieles nur angedeutet wird. Wie ging es Ihnen?
MARIA FURTWÄNGLER Ähnlich! Das Buch von Uwe-Karsten Heye ist ja aus der Perspektive des kleinen Jungen erzählt, der seine Mutter aus einer Art distanziertem Staunen erlebt. Das war auch ein Grund dafür, dass lange am Drehbuch gefeilt wurde. Die erste Fassung hielt sich eng an die Buchvorlage, aber alle Beteiligten merkten: Die Geschichte berührt uns nicht. Wenn man diese Blickrichtung für das Fernsehen beibehalten hätte, dann wäre die Figur auch für den Zuschauer auf Distanz geblieben. Die spätere Fassung hat das Geschehen emotional verdichtet und aus der Figur der Mutter heraus entwickelt. Das war der Durchbruch.
Die Figur ist keine Heldin. Die Scheidung von ihrem Mann auf Druck der Nazis hat nichts Heroisches, oder?
MARIA FURTWÄNGLER Uwe-Karsten Heye hat mir eine Abschrift des Briefes seiner Mutter gegeben, den er lange mit sich herumgetragen hat, ohne ihn zu öffnen. Darin kommt sie auch auf die Scheidung zu sprechen und stellt sich die Frage, ob sie nicht damals hätte stärker sein sollen. Aber was wäre die Alternative gewesen? Ihre Kinder hätten niemals eine Ausbildung erhalten, wenn sie sich der Trennung verweigert hätte. Ich bin froh, dass ich in meinen Leben niemals vor eine solche Entscheidung gestellt wurde. Wer von uns kann schon sagen, dass er das Zeug zum Helden hat? Ich nicht.
Was auffällt: Später, in der Bundesrepublik, begehrt die Mutter auf...
MARIA FURTWÄNGLER Ja, sie klagt ihre Rechte als politisch Verfolgte vor dem Ausschuss ein und ihre Rente als Kriegswitwe. Als man ihr dann vorwirft, ihr Mann sei desertiert, platzt ihr endgültig der Kragen, und sie sagt dem Ausschuss lauthals ihre Meinung. Das war für eine Frau zur damaligen Zeit sehr mutig.
Sie spielen eine Frau über drei Jahrzehnte. Wie haben Sie sich als Schauspielerin darauf eingestellt?
MARIA FURTWÄNGLER Ich habe mich mit einem Coach sehr intensiv auf diesen Film vorbereitet. Wir haben gemeinsam versucht, Ankerpunkte zu finden, etwa über das unterschiedliche Körpergefühl der jungen und der reiferen Frau, damit ich mich schnell auf die unterschiedlichen Lebensphasen einstellen konnte, die gerade gedreht wurden. Die Kulissen für das Berlin der Vorkriegszeit, für Danzig, Rostock und das Mainz des Jahres 1957 waren in einer Straße aufgebaut. Beim Dreh wurde viel zwischen den Orten und Zeiten hin- und hergesprungen, und alle Beteiligten mussten sich sehr konzentrieren.
Rainer Unruh
Schicksalsjahre
SO/MO 13./14.2. ZDF 20.15 Uhr