In "Auf der Straße" spielt Margarita Broich (55) die sture Tochter einer verschuldeten Witwe (Christine Hörbiger), die durch das soziale Raster fällt.

TV SPIELFILM: Konnten Sie die Unversöhnlichkeit Ihrer Figur nachvollziehen?

MARGARITA BROICH Der Film erzählt das Verhältnis von zwei stolzen, aber auch verletzten Frauen, die nie über ihren Schatten springen können. Über Jahre haben sich bei den beiden die Fronten verhärtet. Ich persönlich halte es nicht so gut aus, wenn der Haussegen schief hängt.
Ist die Familie verantwortlich, finanziell auszuhelfen, oder ist das Sache des Staats?

MARGARITA BROICH Ich habe lange gedacht, wir leben in einem Land, das allen Menschen in Not hilft, aber mittlerweile gibt es Menschen, die sich trotz Krankenversicherung eine notwendige Zahnbehandlung nicht mehr leisten können. Natürlich sollte die Familie in der Not immer eine Stütze sein. Und dazu noch gute Freunde zu haben, die vielleicht helfen, ist ein großes Geschenk.

Der obdachlose Birol Ünel zeigte, dass auch Schauspieler auf der Straße landen können.

MARGARITA BROICH Ich denke, das kann in allen Berufen passieren. Ich wundere mich bis heute darüber, dass ich zu meinen Kindern sage, ich gehe jetzt "spielen" und bringe damit dann die Miete nach Hause.

Haben Sie sich am Karrierestart Gedanken über Geld gemacht?

MARGARITA BROICH Die Aussicht, nach meiner Ausbildung am Theater engagiert zu
werden, war damals gar nicht schlecht. Mittler weile verdient man am Theater aber weniger,
eine Familie zu ernähren ist schwer, wenn man nicht zu den Protagonisten gehört.

Nach Jahren am Theater sind Sie zu Film und TV gewechselt.

MARGARITA BROICH Ich bin mit 44 vom Theater weg, da dachten alle, ich liege schon fast auf dem Kompost. (lacht) Ich hatte das Glück, gerade weil ich nicht mehr jung war, vielfältige Rollen zu bekommen. Wenn man nur jung und schön ist, hat man ein Problem, wenn man es
irgendwann nicht mehr ist.

Hatten Sie je einen Plan B?

MARGARITA BROICH Ich bin gelernte Fotografin und kann gut kochen. Da hätte ich auch jetzt keine Berührungsängste, wenn es mit der Schauspielerei nicht mehr so gut laufen sollte.

Sebastian Milpetz

Auf der Straße
MO 12.10. Das Erste 20.15