Seit mehr als 50 Jahren laufen im US-Fernsehen Polizei- und Anwaltsserien. Doch erst 1990 kam Dick Wolf auf die Idee, die beiden Traditionsgenres in "Law & Order" zu verbinden: Erst ermitteln die Polizisten, dann versucht die Staatsanwaltschaft damit eine Verurteilung herauszuschlagen.
Was auf den ersten Blick wie ein kreativer Geistesblitz erscheint, war eine knallhart kalkulierte Kommerzentscheidung. Denn im US-TV verdient man mit Serien erst richtig Geld, wenn man sie an die vielen lokalen Sender weiterverkaufen kann, die sogenannte Syndication. Der Haken an der Sache: Meist haben diese kleineren Sender nur Interesse an halbstündigen Programmen.
"Wenn ich ehrlich sein soll", erinnert sich Wolf an die Geburtsstunde von "Law & Order", "war mein einziges Ziel, einen Einstünder zu machen, dessen Folgen man in der Mitte durchteilen kann, um ihn besser verkaufen zu können." Das Kalkül des Exwerbers ging sogar so weit, dass er die zweite Hälfte - den "Law"-Teil - etwas kürzer hielt, um Platz für einen "Das geschah in der letzten Folge"-Trailer zu schaffen.
Doch Erfolg lässt sich bekanntlich nicht planen, und so dümpelte "Law & Order" in den ersten Jahren auf durchschnittlichem Quotenniveau vor sich hin. Schlimmer noch: Viele Werbekunden zogen ihre Spots zurück, weil die Folgen heikle Themen wie etwa Abtreibung anschnitten und kontrovers diskutierten. Wären die Kritiken nicht so gut gewesen, hätte die Serie das erste Jahr wohl nicht überlebt. Stattdessen expandierte der "Law & Order"-Kosmos, der die Ideen für seine Folgen aus den Schlagzeilen der Tageszeitungen gewinnt, immer weiter.
Mit "Law & Order: SVU" startete 1999 ein auf Sexualverbrechen spezialisierter Ableger, der nicht nur starke Quoten und Kritiken einfuhr, sondern auch zu steigendem Zuschauerinteresse an der Urserie führte. Ein zweiter Quotenschub folgte 2001 mit dem Start des Spin-offs "Criminal Intent".
Indes geht die Originalserie im Herbst in die 21. Staffel - und überholt damit "Rauchende Colts" als langlebigstes US-Drama aller Zeiten. Auch die Gesamtzahl der Folgen ist rekordverdächtig: Aktuell umfasst das "Law & Order"-Imperium satte 905 Episoden. Wer das alles am Stück sehen will, braucht ohne Werbe-, Schlaf- und WC-Pause den ganzen Februar.
Entsprechend groß ist auch der Anteil am deutschen Fernsehprogramm. Jede Woche laufen im hiesigen Free- und Pay-TV 46 verschiedene Episoden (sämtliche TV-Termine der nächsten Woche finden sie rechts). Zum Vergleich: Die "CSI"-Reihe kommt nur auf sieben.
Der Traum von "Law & Order: Kairo"
Neuestes Kind der Reihe ist das in London beheimatete "Law & Order: UK". Für Dick Wolf eine naheliegende Adaption: "Der größte Unterschied zwischen der US-Justiz und der britischen sind die Perücken", konstatiert er. Es ist auch fast das einzige unverwechselbare Element der Serie, die sich ansonsten ganz dem "Law & Order"-Kodex unterwirft.
Es gibt keine Action, sondern nur Dialogszenen, die Drehbücher sind aus verschiedenen Staffeln der Originalserie entnommen, der traditionelle Handkameraeinsatz unterstreicht den Doku-Charakter und einzelne Szenen werden auch hier durch die legendär gewordenen zwei Töne getrennt, die Schauspieler Richard Belzer (Detective Munch in "Law & Order: SVU") nur halb im Spaß als "das Geräusch von Dick Wolfs Registrierkasse" bezeichnete.
Mit elf Dienstjahren gehört Belzer inzwischen zum Inventar der Reihe. Das will was heißen. Denn Dick Wolf ist dafür bekannt, die Geschichten über die Akteure zu stellen. Nach zehn Staffeln war die komplette Besetzung von "Law & Order" ausgetauscht, bekannte Namen finden sich anders als bei "CSI" eigentlich nie im Ensemble.
Bei "Law & Order: UK" ist dies nicht anders. Die Chefermittler werden von "Battlestar Galactica"-Veteran Jamie Bamber und Ex-"Glücksrad"-Moderator Bradley Walsh verkörpert, und auf Seiten der Anwälte finden sich Theaterveteran Ben Daniels und die ehemalige "Doctor Who"-Begleiterin Freema Agyeman.
Das Erstaunliche: Trotz der Formelhaftigkeit funktioniert "Law & Order: UK" so perfekt wie seine amerikanischen Gegenstücke und die weiteren europäischen Remakes. Seit 2007 laufen in Russland Versionen von "Law & Order: SVU" und "Criminal Intent". Letzteres hat dazu auch in Frankreich eine lokale Adaption erhalten.
Ein Ende des Booms ist nicht abzusehen. Schließlich verkündete Wolf in einem Interview, sein Ziel sei es, an jedem Wochentag eine "Law & Order"-Serie auf dem Sender zu haben. Auch an der räumlichen Ausdehnung arbeitet er weiter. "Mein Traum wäre es, eine Version in Kairo zu machen. Diese Serie in einer muslimischen Stadt spielen zu lassen, wäre für viele Menschen eine Offenbarung."
Rüdiger Meyer
Was auf den ersten Blick wie ein kreativer Geistesblitz erscheint, war eine knallhart kalkulierte Kommerzentscheidung. Denn im US-TV verdient man mit Serien erst richtig Geld, wenn man sie an die vielen lokalen Sender weiterverkaufen kann, die sogenannte Syndication. Der Haken an der Sache: Meist haben diese kleineren Sender nur Interesse an halbstündigen Programmen.
"Wenn ich ehrlich sein soll", erinnert sich Wolf an die Geburtsstunde von "Law & Order", "war mein einziges Ziel, einen Einstünder zu machen, dessen Folgen man in der Mitte durchteilen kann, um ihn besser verkaufen zu können." Das Kalkül des Exwerbers ging sogar so weit, dass er die zweite Hälfte - den "Law"-Teil - etwas kürzer hielt, um Platz für einen "Das geschah in der letzten Folge"-Trailer zu schaffen.
Doch Erfolg lässt sich bekanntlich nicht planen, und so dümpelte "Law & Order" in den ersten Jahren auf durchschnittlichem Quotenniveau vor sich hin. Schlimmer noch: Viele Werbekunden zogen ihre Spots zurück, weil die Folgen heikle Themen wie etwa Abtreibung anschnitten und kontrovers diskutierten. Wären die Kritiken nicht so gut gewesen, hätte die Serie das erste Jahr wohl nicht überlebt. Stattdessen expandierte der "Law & Order"-Kosmos, der die Ideen für seine Folgen aus den Schlagzeilen der Tageszeitungen gewinnt, immer weiter.
Mit "Law & Order: SVU" startete 1999 ein auf Sexualverbrechen spezialisierter Ableger, der nicht nur starke Quoten und Kritiken einfuhr, sondern auch zu steigendem Zuschauerinteresse an der Urserie führte. Ein zweiter Quotenschub folgte 2001 mit dem Start des Spin-offs "Criminal Intent".
Indes geht die Originalserie im Herbst in die 21. Staffel - und überholt damit "Rauchende Colts" als langlebigstes US-Drama aller Zeiten. Auch die Gesamtzahl der Folgen ist rekordverdächtig: Aktuell umfasst das "Law & Order"-Imperium satte 905 Episoden. Wer das alles am Stück sehen will, braucht ohne Werbe-, Schlaf- und WC-Pause den ganzen Februar.
Entsprechend groß ist auch der Anteil am deutschen Fernsehprogramm. Jede Woche laufen im hiesigen Free- und Pay-TV 46 verschiedene Episoden (sämtliche TV-Termine der nächsten Woche finden sie rechts). Zum Vergleich: Die "CSI"-Reihe kommt nur auf sieben.
Der Traum von "Law & Order: Kairo"
Neuestes Kind der Reihe ist das in London beheimatete "Law & Order: UK". Für Dick Wolf eine naheliegende Adaption: "Der größte Unterschied zwischen der US-Justiz und der britischen sind die Perücken", konstatiert er. Es ist auch fast das einzige unverwechselbare Element der Serie, die sich ansonsten ganz dem "Law & Order"-Kodex unterwirft.
Es gibt keine Action, sondern nur Dialogszenen, die Drehbücher sind aus verschiedenen Staffeln der Originalserie entnommen, der traditionelle Handkameraeinsatz unterstreicht den Doku-Charakter und einzelne Szenen werden auch hier durch die legendär gewordenen zwei Töne getrennt, die Schauspieler Richard Belzer (Detective Munch in "Law & Order: SVU") nur halb im Spaß als "das Geräusch von Dick Wolfs Registrierkasse" bezeichnete.
Mit elf Dienstjahren gehört Belzer inzwischen zum Inventar der Reihe. Das will was heißen. Denn Dick Wolf ist dafür bekannt, die Geschichten über die Akteure zu stellen. Nach zehn Staffeln war die komplette Besetzung von "Law & Order" ausgetauscht, bekannte Namen finden sich anders als bei "CSI" eigentlich nie im Ensemble.
Bei "Law & Order: UK" ist dies nicht anders. Die Chefermittler werden von "Battlestar Galactica"-Veteran Jamie Bamber und Ex-"Glücksrad"-Moderator Bradley Walsh verkörpert, und auf Seiten der Anwälte finden sich Theaterveteran Ben Daniels und die ehemalige "Doctor Who"-Begleiterin Freema Agyeman.
Das Erstaunliche: Trotz der Formelhaftigkeit funktioniert "Law & Order: UK" so perfekt wie seine amerikanischen Gegenstücke und die weiteren europäischen Remakes. Seit 2007 laufen in Russland Versionen von "Law & Order: SVU" und "Criminal Intent". Letzteres hat dazu auch in Frankreich eine lokale Adaption erhalten.
Ein Ende des Booms ist nicht abzusehen. Schließlich verkündete Wolf in einem Interview, sein Ziel sei es, an jedem Wochentag eine "Law & Order"-Serie auf dem Sender zu haben. Auch an der räumlichen Ausdehnung arbeitet er weiter. "Mein Traum wäre es, eine Version in Kairo zu machen. Diese Serie in einer muslimischen Stadt spielen zu lassen, wäre für viele Menschen eine Offenbarung."
Rüdiger Meyer