Sie arbeiten am selben Gym­nasium, sind befreundet und haben dasselbe Problem: plötz­liche Hitzewallungen, Panikattacken und abrupte Stimmungsschwankungen. Vier Lehrerinnen im Chaos der Hormonumstellung sind die Hauptfiguren der ebenso frechen wie wahrhaf­tigen 6-teiligen ZDF-Serie "Klimawechsel". Erdacht und durchgeboxt hat die mutige Idee Erfolgsregisseurin Doris Dörrie (53).

TV SPIELFILM: Wie kamen Sie darauf, ausgerechnet eine Serie über Frauen in der Menopause zu drehen?

DORIS DÖRRIE Ich war auf der Suche nach Besetzungsideen und habe so lange Primetime geguckt, bis ich in einen Zustand tiefer
Depression geraten bin, weil das, was ich gesehen habe, so unter­irdisch schlecht war.

Wie viel halten Sie aus?

DORIS DÖRRIE Ich war oft am Limit. Irgendwann habe ich gedacht, wenn ich noch eine Frau sehe, die eigentlich 50 ist, aber sagt, sie ist 35, und eine Farm in Afrika aufmacht, dann hole ich das Maschinengewehr.

Stattdessen haben Sie eine Serie entwickelt. Wie kommt das betuliche ZDF ins Boot?

DORIS DÖRRIE Ich habe mich auch gewundert, dass die sich das getraut haben. Aber die Besetzung mit Juliane Köhler, Andrea Sawatzki, Ulrike Kriener, Maria Happel, Maren Kroymann und August Zirner ist so ein unglaublicher Goldklumpen, da kann man eigentlich nicht Nein sagen. Als ich die Schauspieler im Boot hatte, bin ich zum ZDF gegangen. Meine Ansage war klar: Entweder es wird so gemacht, wie ich das will, oder gar nicht.

Apropos ganz oder gar nicht: Sie hatten Ende der 80er-Jahre einen Hollywood-Vertrag.

DORIS DÖRRIE Ich hatte einen "Six Picture Deal" mit Columbia Pictures.

Aber Sie haben nur einen Film dort gedreht, "Ich und Er".

DORIS DÖRRIE Es war der erfolgreichste Film, den die Constantin Film gemacht hat, aber ich finde, es ist mein mit Abstand schlechtester Film.

Dabei heißt es doch immer, dort seien die Bedingungen zum Filmemachen optimal.


DORIS DÖRRIE Mein Grundfehler war zu denken, dass ich meine Art zu drehen und Geschichten zu erzählen in Hollywood beibehalten könnte. Aber da kann man nicht einfach einen Schauspieler anrufen und sich mit dem im Wohnzimmer treffen, um zu proben. Da muss man stren­­ge Hierarchien einhalten.

Und es gibt geheime Regeln.

DORIS DÖRRIE Stimmt. Aber damals kannte ich diese Regeln nicht, deshalb habe ich sie auch alle gebrochen. Der Produzent musste ständig Strafen zahlen für all die verbotenen Dinge, die ich gemacht habe.

Zum Beispiel?

DORIS DÖRRIE Ich habe mit Komparsen geredet.

Das darf man nicht?

DORIS DÖRRIE Nee. Es gibt Erste-Reihe-Komparsen, mit denen darf man sprechen. Dann gibt es Zweite-Reihe-Komparsen. Die kriegen sofort mehr Geld, wenn der Regisseur sie anspricht. Ich habe natürlich allen Guten Morgen gesagt. Das hat sofort gekostet ...

Susanne Sturm