Das Finale der Fußball-WM in Rio war gerade abgepfiffen, als Bundeskanzlerin Angela Merkel sich eilig auf den Rückweg nach Berlin machte, um auf der dortigen Klimaschutz-Konferenz ähnlich für Furore zu sorgen wie die deutschen Kicker in Brasilien. 750 Millionen Euro, sagte Merkel vor Vertretern aus 35 Staaten, werde Deutschland 2014 in den sogenannten grünen Klimafonds einzahlen - für Schutzmaßnahmen in Schwellen- und Entwicklungsländern. Deutschland ist damit das erste große Geberland, das seine Zusagen vom Klimagipfel 2010 in Cancún erfüllt.
Die Auswirkungen des Wandels sind hierzulande aber vergleichsweise gering. "Dem Klima auf der Spur" heißt eine Arte-Doku, in der die niederländische Wissenschaftsjounalistin Bernice Notenboom an Orte reist, an denen das Klima bereits zu kippen droht - zu schmelzenden Gletschern in Grönland und im Himalaja, tauenden Permafrostböden in Sibirien und sterbenden Regenwäldern am Amazonas, aber auch ins schleswig-holsteinische Lauenburg, das während der Jahrhundertflut 2013 evakuiert werden musste. Fest steht, Wetterextreme werden überall zunehmen, ansonsten wirkt sich die Erderwärmung weltweit sehr unterschiedlich aus.

In den Niederlanden, wo der größte Teil der Bevölkerung unterhalb des Meeresspiegels lebt, kämpft man seit jeher gegen Überschwemmungen. Im Zuge des Klimawandels setzt man jetzt auf eine neue Philosophie: Anstatt immer höhere Dämme zu bauen, werden Tausende Kanäle miteinander verbunden, sodass das Land wie ein großer Schwamm plötzlich einströmende Wassermassen absorbieren kann.

In Florida wird in den nächsten 50 Jahren ein Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 60 Zentimeter erwartet. In der Region Miami arbeitet man deshalb an einem Regionalplan, um den Abfluss von Süsswasser zu verhindern und Meerwasser vom Festland fernzuhalten.

Das in einem Delta gelegene Bangladesch, eines der ärmsten Länder Asiens mit 161 Millionen Einwohnern, ist bei einem Anstieg des Meeresspiegels besonders gefährdet. Mit 470 Millionen Dollar werden zurzeit zwei größere Projekte finanziert: die Anpflanzung von Wäldern entlang der 700 Kilometer langen Küste und der Bau von mehrstöckigen Unterkünften zum Schutz vor Zyklonen und Flutwellen.

Bei vielen Inseln der Malediven befürchten Wissenschaftler, dass sie schon in wenigen Jahrzehnten versunken sein könnten. Es gibt Pläne für die Umsiedlung von niedrig gelegenen Atollen auf besser geschützte Inseln. Allerdings ist die Hauptinsel Malé mit 134 000 Einwohnern auf gerade einmal 5,7 Quadratkilometern bereits eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt.

Dem ohnehin gebeutelten Kontinent Afrika drohen die größten Probleme aus dem Klimawandel. Veränderte Niederschlagsmuster mit langen Dürreperioden in der Sahelzone und Überschwemmungen in anderen Gebieten dürften vor allem für die Kleinbauern treffen. Eine Hilfsorganisation unterstützt bereits Kenianer mit regionalen Wettervorhersagen - per SMS.

Während sich die Europäische Union, allen voran Deutschland, schon früh dem Klimaschutz verpflichtet fühlte, signalisieren mittlerweile auch die großen Umweltsünder USA und China Kooperationsbereitschaft, wobei in China auch der Ausbau der Kernenergie als Beitrag zum Klimaschutz gewertet wird. Einfach nur lobenswert ist dagegen das private Engagement von Leonado DiCaprio. Bei einer Gala-Veranstaltung hat der Hollywood-Star kürzlich 25 Millionen Dollar für seine Umweltstiftung gesammelt. Allein für zwei Rollen in einem künftigen DiCaprio-Film kamen 2,4 Millionen Dollar zusammen. Dafür sollte es einen Klima-Oscar geben.

Heiko Schulze

Dem Klima auf der Spur
SA 23.8. Arte 20.15 Uhr