Die Stimmung im Studio 9 der Bavaria Filmstudios erinnert an einen Kindergeburtstag kurz vor dem Auftritt des großen Zauberers. Das Licht im Saal ist gedimmt, Kameramänner und Tonleute stehen auf ihren Positionen. Das Publikum tuschelt erwartungsvoll, unterdrücktes Kichern ist zu hören.

Alle warten auf Michael Bully Herbig, der hier und heute die vierte Folge seiner sechsteiligen Sitcom "Bully macht Buddy" aufzeichnen wird. Vor Livepublikum, wie es sonst nur die Amerikaner machen. Ein Warm-upper hat den Zuschauern in den letzten 20 Minuten mit Witzen und flotten Sprüchen eingeheizt, hat ihnen erklärt, dass sie während der Aufzeichnung gern lachen, mitleidig "oooh" oder erstaunt "aaah" seufzen, aber bitte auf gar keinen Fall klatschen dürfen, solange die Szene nicht mit den magischen Worten "danke - und cut!" beendet ist. "Danach können Sie ausrasten."
Auftritt Michael Bully Herbig. Das Publikum tobt. Doch wer heute Abend einen puppenlustigen Comedian erwartet, der einen Schenkelklopfer nach dem anderen raushaut, wird enttäuscht. Der 45-Jährige ist freundlich, höflich, hochkonzentriert, und er ist klar der Chef im Studio. Alles hört auf sein Kommando, das ruhig kommt und bestimmt.

"Bully macht Buddy" ist sein Baby. Geboren vor zwei Jahren bei einem Mittagessen mit TV-Produzent Otto Steiner: "Wir haben überlegt, warum es die Deutschen nicht hinkriegen, gute Sitcoms zu machen so wie die Amis oder Engländer. Dann hatte Bully die Idee, eine Sitcom zu entwickeln, an deren Ende ein fertiger Kinofilm stünde." Genial nennt Steiner die Idee. Auf jeden Fall ist sie clever: eine Serie als Gratiswerbung für den eigenen Film. Nach fünfjähriger TV-Pause, in der Herbig als Kinoschauspieler gearbeitet hat ("Hotel Lux", "Zettl"), ist es eine Art Comeback. Die Erwartungen sind entsprechend hoch.

Doch Herbig lässt sich nicht unter Druck setzen, er ist Perfektionist, keiner kann höhere Ansprüche an ihn stellen als er selbst. Und so wird bei "Bully macht Buddy" nicht gekleckert, sondern geklotzt. Im 2400 Quadratmeter großen Studio sind drei Sets aufgebaut, jedes bis ins Detail liebevoll ausgestattet: Im rechten steht Bullys Produktionsbüro, dekoriert mit Filmplakaten von "Wickie" bis "Lissi" und "Schuh des Manitu", im mittleren das WG-Wohnzimmer mit riesiger Eckcouch, Tischkicker und offenem Küchentresen sowie im linken Set das Gossip, eine Kreuzung aus der Münchner In-Bar Schumann's und dem Berliner Promi-Restaurant Borchardt.

Das Livepublikum ist amused
Anderthalb Jahre hat Herbig parallel gearbeitet. Hat das Buch zum Kinofilm geschrieben, die Bücher zur Sitcom überwacht, die Besetzung für beides gesucht, die Regie vorbereitet, zwei Hauptrollen übernommen. Ein Knochenjob, bei dem das Privatleben viel zu kurz kam: "Ich musste meiner Frau versprechen, dass ich nie wieder zwei Projekte gleichzeitig übernehme."

Komödiantisch überhöht ist ein Teil dieser Realität in die Sitcom eingeflossen. Erzählt wird, wie Bully bei der Produktion seines Kinofilms "Buddy" unter Druck gerät. Die Besetzung steht nicht, er findet keine Sponsoren (wer genau hinhört, lernt etwas über die Tücken des Business), und dann verlässt ihn auch noch seine Freundin Nina (Sandra Koltai).

Trost findet er bei seinem Freund Rick Kavanian, der auch im "echten Leben" Bullys Busenkumpel ist. Blöd nur, dass der seine Schwester (Gisa Flake) mit in die WG bringt. Aida ist grobschlächtig, unsensibel und verfressen. Sie sagt lautstark, was sie denkt, und Denken ist nicht gerade ihre Stärke.

Das Publikum im Studio 9 ist prächtig amüsiert über Bully und seine Buddys. Die Dialoge sind spritzig, und die Cameo-Auftritte, unter anderem Roberto Blanco, brüllkomisch. Wenn auch die Zuschauer die Sitcom lieben, könnte Bullys Plan aufgehen, sie vom Sofa direkt ins Kino zu locken. Die letzte Folge läuft am 23. Dezember, zwei Tage später startet der Film im Kino. Könnte ein hübsches Weihnachtsgeschenk für Bully werden.

Susanne Sturm

Bully macht Buddy
MO, 18.11., Pro7, 20:15 Uhr