Schläge und Sklavenarbeit - das war der Alltag Tausender deutscher Heimkinder in den 50er- und 60er-Jahren. Der TV-Film "Und alle haben geschwiegen" stellt die Verfehlungen in den vor allem kirchlich geführten Einrichtungen mit einer fiktionalen Handlung nach. Zugrunde liegen diverse Opferberichte, die Peter Wensierski in seinem aufsehenerregenden Buch "Schläge im Namen des Herren" veröffentlicht hat.
Senta Berger spielt eines der Heimkinder, die als Erwachsene vor einer Kommission sprechen, die das Unrecht aufarbeiten will.
TV SPIELFILM: Frau Berger, waren Ihnen in den 60er-Jahren die Zustände in den Heimen bekannt?
SENTA BERGER Ich habe damals nicht in Deutschland gelebt, habe aber die Studentenbewegung und ihre Aktionen hier sehr genau verfolgt. Besonders gegen den Vietnamkrieg. Die Studenten haben auch versucht, die verprügelten Heimkinder in Wohngemeinschaften unterzubringen. Die kamen gerade auf.
Die Prügelstrafe war normal?
SENTA BERGER Ich wurde nie geschlagen, mein Mann schon. Mit dem Lineal auf Kopf und Hände - das war legal und legitim. Wir haben in unserer engen Bekanntschaft seit Langem ein ehemaliges Heimkind. Er erzählte, dass ihm im Heim die Nase und der Oberarm gebrochen wurden. Es war sehr schwer für ihn, im Leben Tritt zu fassen. Aber er hat es geschafft.
Warum so ein Film jetzt?
SENTA BERGER Die Opfer leiden noch heute, die Taten strahlen immer noch auf die Gesellschaft aus. Negative Dinge wie Hoffnungslosigkeit werden an die nächste Generation weitergegeben.
Mit Ihrer Rolle in "Operation Zucker" haben Sie sich kürzlich mit dem kommerziellen Missbrauch von Kindern beschäftigt. Hartes Thema.
SENTA BERGER Ja, und es wird kaum etwas darüber geschrieben. Als im Dezember der Kinderpornoring in Madrid ausgehoben wurde, habe ich darüber kaum etwas lesen können. Auch deutsche Jungen wurden dort missbraucht.
Fanden Sie es in Ordnung, dass das Ende des Films vor der Ausstrahlung entschärft wurde, um die Jugend zu schützen?
SENTA BERGER Nein, absolut nicht. Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar. Man wünscht sich so sehr, dass das Mädchen im Film am Ende endlich ein Zuhause findet. Aber das geschieht leider nicht so.
Thema von "Und alle haben geschwiegen" ist auch, wie jugendgefährdend die Musik der Beatles empfunden wurde.
SENTA BERGER Das war so eine Befreiung. So ein Melodienreichtum! Man hatte als junger Mensch plötzlich seine eigene Musik. Meinen Eltern hat das nicht gefallen. Mein Vater fand es verwerflich. Das war der Beginn der Jugendkultur...
...die viele Erwachsene als Bedrohung wahrnahmen.
SENTA BERGER Als ich mal einen breiten Gürtel mit einer frechen Schnalle anhatte, so wie Brigitte Bardot das trug, reichte das, mir in der Schule eine Fünf zu geben. Ein unverheiratetes junges Paar hat selbst in einer Großstadt wie Berlin kein Hotelzimmer bekommen.
Senta Berger spielt eines der Heimkinder, die als Erwachsene vor einer Kommission sprechen, die das Unrecht aufarbeiten will.
TV SPIELFILM: Frau Berger, waren Ihnen in den 60er-Jahren die Zustände in den Heimen bekannt?
SENTA BERGER Ich habe damals nicht in Deutschland gelebt, habe aber die Studentenbewegung und ihre Aktionen hier sehr genau verfolgt. Besonders gegen den Vietnamkrieg. Die Studenten haben auch versucht, die verprügelten Heimkinder in Wohngemeinschaften unterzubringen. Die kamen gerade auf.
Die Prügelstrafe war normal?
SENTA BERGER Ich wurde nie geschlagen, mein Mann schon. Mit dem Lineal auf Kopf und Hände - das war legal und legitim. Wir haben in unserer engen Bekanntschaft seit Langem ein ehemaliges Heimkind. Er erzählte, dass ihm im Heim die Nase und der Oberarm gebrochen wurden. Es war sehr schwer für ihn, im Leben Tritt zu fassen. Aber er hat es geschafft.
Warum so ein Film jetzt?
SENTA BERGER Die Opfer leiden noch heute, die Taten strahlen immer noch auf die Gesellschaft aus. Negative Dinge wie Hoffnungslosigkeit werden an die nächste Generation weitergegeben.
Mit Ihrer Rolle in "Operation Zucker" haben Sie sich kürzlich mit dem kommerziellen Missbrauch von Kindern beschäftigt. Hartes Thema.
SENTA BERGER Ja, und es wird kaum etwas darüber geschrieben. Als im Dezember der Kinderpornoring in Madrid ausgehoben wurde, habe ich darüber kaum etwas lesen können. Auch deutsche Jungen wurden dort missbraucht.
Fanden Sie es in Ordnung, dass das Ende des Films vor der Ausstrahlung entschärft wurde, um die Jugend zu schützen?
SENTA BERGER Nein, absolut nicht. Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar. Man wünscht sich so sehr, dass das Mädchen im Film am Ende endlich ein Zuhause findet. Aber das geschieht leider nicht so.
Thema von "Und alle haben geschwiegen" ist auch, wie jugendgefährdend die Musik der Beatles empfunden wurde.
SENTA BERGER Das war so eine Befreiung. So ein Melodienreichtum! Man hatte als junger Mensch plötzlich seine eigene Musik. Meinen Eltern hat das nicht gefallen. Mein Vater fand es verwerflich. Das war der Beginn der Jugendkultur...
...die viele Erwachsene als Bedrohung wahrnahmen.
SENTA BERGER Als ich mal einen breiten Gürtel mit einer frechen Schnalle anhatte, so wie Brigitte Bardot das trug, reichte das, mir in der Schule eine Fünf zu geben. Ein unverheiratetes junges Paar hat selbst in einer Großstadt wie Berlin kein Hotelzimmer bekommen.
Ist es für eine Schauspielerin ein Vor- oder Nachteil, wenn sie besonders hübsch ist?
SENTA BERGER Ach, was soll ich da sagen? Natürlich konnte ich manche Rollen nicht spielen in meiner strahlenden Jugendlichkeit, aber insgesamt war es wunderbar. Wie lange hat man die Tür zu einem Kaffeehaus aufgemacht, und alle Blicke waren auf dir. Das war einfach so. Ich sehe heute schon auch, dass ich sehr hübsch war. Ich bekomme noch immer kiloweise Fotos aus den 60ern, die ich signieren soll. Aus Indien, Japan, China, Amerika. Das rührt mich, obwohl ich doch heute eine ganz andere bin.
Frank Aures
SENTA BERGER Ach, was soll ich da sagen? Natürlich konnte ich manche Rollen nicht spielen in meiner strahlenden Jugendlichkeit, aber insgesamt war es wunderbar. Wie lange hat man die Tür zu einem Kaffeehaus aufgemacht, und alle Blicke waren auf dir. Das war einfach so. Ich sehe heute schon auch, dass ich sehr hübsch war. Ich bekomme noch immer kiloweise Fotos aus den 60ern, die ich signieren soll. Aus Indien, Japan, China, Amerika. Das rührt mich, obwohl ich doch heute eine ganz andere bin.
Frank Aures