Dauersingle Jennifer Aniston hat einfach kein Glück mit Männern. Dass sie immer wieder in Liebeskomödien zu sehen ist, wirkt schon fast wie eine Ironie des Schicksals. In "Love Happens" (Kinostart: 12.11.09) läuft sie einmal mehr ihrem Traummann über den Weg. Wie der im wirklichen Leben auszusehen hat und was sie an dem Film so reizvoll fand, verrät sie im TV SPIELFILM-Interview.

Inwiefern finden Sie sich im Charakter von Eloise wieder als eine Frau, die sich ständig in den falschen Kerl verguckt?

JENNIFER ANISTON Ich mochte einfach die Idee, dass zwei Menschen zwar immer wieder das Leben ihrer Mitmenschen in Ordnung bringen, aber für sich selbst kein Glück finden. Das Skript wurde immer wieder umgeschrieben, seit ich es das erste Mal gelesen hatte, da der Charakter von Eloise nicht besonders viel Tiefe hatte. Es war schwer zu glauben, dass diese beiden Leute sich innerhalb von vier Tagen ineinander verlieben, wenn man ihre Einstellung am Anfang des Films bedenkt. Das war unglaubwürdig und der Zuschauer konnte sich nicht mit den Figuren identifizieren.

Der Film handelt von starken Themen wie Verlust, Tod und die Fähigkeit, trotzdem weiterzumachen. Hat die Rolle Sie offener für Diskussionen gemacht?

JENNIFER ANISTON Gott, wir haben so viel diskutiert, um hinter das Konzept des Films zu steigen. Burke (gespielt von Aaron Eckhardt, Anm. der Redaktion) muss den Verlust seiner Frau verkraften und entdeckt, mit welchen Dingen er umgehen kann und mit welchen nicht. Er geht hinaus und hilft Menschen, während er selbst die Wahrheit nicht erkennt und mit sich selbst ringt. Wir haben über das Buch "When Things Fall Apart" gesprochen. Je mehr du versuchst, den Schmerz zu verdrängen, desto länger wird er bleiben und dir die Chance auf ein glückliches Leben nehmen.

Wenn Sie in dieser Hinsicht etwas an sich selbst verändern könnten, was wäre das?

JENNIFER ANISTON Ich würde gerne mehr Risiken eingehen was das Reisen betrifft. Ich bin ein wenig übervorsichtig. Es wäre nett einfach alle Warnungen in den Wind zu schlagen und irgendwo zu verschwinden.

Beschreiben Sie sich mit einem Wort.

JENNIFER ANISTON Ich würde sagen: freundlich. Obwohl sich das nicht immer auszahlt. (lacht)
Können Sie in Sachen Liebe planen oder passiert sie einfach?

JENNIFER ANISTON Ich denke nicht, dass man das planen kann. Auch wenn du versuchst, die Kontrolle zu behalten, wird es trotzdem nicht funktionieren. Wenn wir alle auf unser Leben zurückblicken und unsere Erfahrungen mit der Liebe Revue passieren lassen, werden wir feststellen, dass keine der anderen gleicht. Man muss einfach allzeit bereit sein für das, was kommt, wann immer es kommt.

Bietet das Leben denn dann für Sie Überraschungen?

JENNIFER ANISTON Es überrascht mich jeden Tag. Ich führe kein striktes "von 9 bis 5"-Leben. Jeder Tag ist ein neuer Tag mit neuen Erfahrungen, wo immer ich auch hingehe. Der einzige Grund warum ich hier zum Interview gekommen bin, war, dass mir jemand ein Stück Papier mit der Info in die Hand gedrückt hat. (lacht)

Es heißt, es ist leichter jemand anderen zu lieben als sich selbst zu lieben. Wie ist Ihre Beziehung mit sich selbst?

JENNIFER ANISTON Ich habe eine großartige Beziehung mit mir selbst und sie dauert schon mein ganzes Leben lang. Ich habe einen tollen Job. Ich habe tolle Freunde. Ich bin gesund. Ich liebe meinen Job und kann andere Menschen glücklich machen.

Wie definieren Sie Liebe?

JENNIFER ANISTON Ich denke, für jeden Mensch ist sie anders. Für mich ist Vergebung sehr wichtig. Belanglosigkeiten keine Aufmerksamkeit zu schenken. Nicht zu hart zu sich selbst zu sein. Das Negative auszuschließen und positiv zu bleiben.

Was ist Ihnen an einem Partner besonders wichtig?

JENNIFER ANISTON Loyalität und Ehrlichkeit. Ohne das geht es nicht.

Denken Sie, Männer sind selbstbewusst genug, um Sie um ein Date zu fragen?

JENNIFER ANISTON Das hängt vom Typ ab. Wenn ein Mann Eier in der Hose hat, kann er machen was er will. Sind sie mutig, sollen sie kommen und es herausfinden.

Der Film handelt von Selbsthilfe. Heutzutage suchen die Menschen diese Art von Hilfe beispielsweise in Büchern. Haben Sie schon einmal eine Selbsthilfegruppe besucht oder ein solches Buch gelesen?

JENNIFER ANISTON Bei Selbsthilfegruppen war ich noch nie, aber Bücher habe ich bereits gelesen. Ich denke schon, dass sie helfen aber es gibt so viele Philosophien. So viele Wege der Therapie und der Selbsthilfe. Sich selbst kennenzulernen ist besonders wichtig. Intellekt kann die Erfahrung nicht ersetzen.

Geld stellt oft ein Problem dar für Beziehungen. Durch "Friends" sind sie gut abgesichert. Hat Geld Ihnen Freiheit gebracht? Oder wünschen Sie sich manchmal die Tage herbei, als Sie noch kein Geld hatten?

JENNIFER ANISTON Ich erinnere mich, dass ich etwa 300 Dollar Trinkgeld die Woche bekam, als ich noch als Kellnerin arbeitete, und ich dachte, dass ist ziemlich gut. Mir war nicht wirklich klar, dass ich so wenig verdiene, bis ich anfing, wirklich Geld zu machen. Alles was ich mir damals wünschte war, für ein cooles Apartment zu sparen. Ich hatte nie das Bedürfnis, richtig viel Geld zu machen. Ich wollte nur arbeiten und ich hätte niemals daran gedacht, einmal da hinzukommen, wo ich heute bin.

Sie sind eine der wenigen Stars, die scheinbar rund um die Uhr von den Medien belagert werden. Gewöhnt man sich irgendwann daran?

JENNIFER ANISTON Ich versuche das zu ignorieren, da es bereits ein Eigenleben entwickelt hat und in keiner Verbindung zu mir steht. Ich verstehe diese Faszination nicht und will es auch gar nicht versuchen, es zu verstehen. Das ist die beste Medizin für mich. Es ist frustrierend. Ich mache diesen Job so gut ich kann. Ist meine Arbeit gut, freuen sich die Leute. Aber diese Hysterie lenkt nur davon ab. Man sollte einfach diese idiotischen Geschichten über mich und wie ich übers Wochenende Kochsalzbrustimplantate bekam, nicht beachten.

Wie war es, 40 zu werden?

JENNIFER ANISTON Es war toll. Es fühlt sich überhaupt nicht anders an. Hätte sich die 30 genauso gut angefühlt, hätte ich die Dreißiger sicherlich mehr genossen. (lacht)

Interview: Scott Orlin