Sobald ein neuer Roman für Jugendliche erscheint, stürmen zwei Zielgruppen die Buchläden: Teenager, na klar, und Hollywood-Mogule. Denn seit der erste "Harry Potter"-Film 2001 für einen Milliardenumsatz sorgte, ist die Filmindustrie ständig auf der Suche nach dem nächsten großen Ding.

Ein Volltreffer ist dabei keinesfalls garantiert: Megaerfolgen wie "Twilight" oder "Die Tribute von Panem" stehen kapitale Fehlschläge wie "Chroniken der Unterwelt" oder "Hüter der Erinnerung" gegenüber. Doch die Aussicht auf diesen einen Hit ist so verlockend, dass die Branche immer mehr auf das Genre setzt.

Während sich 2003 nur drei Filme dem sogenannten Young-Adult-Genre zuordnen ließen, waren es 2013 bereits zehn. Und da sich auch der Buchmarkt dem Trend anschließt und in den letzten zehn Jahren die Anzahl der Titel für Heranwachsende auf mehr als 10 000 verdoppelte, ist zu erwarten, dass sich die Schwemme an Filmen für Teenager eher noch verstärkt. Doch warum hat sich Hollywood ausgerechnet auf diese spezielle Zielgruppe kapriziert? Ganz einfach: Sie ist das kinoaffinste Publikum.

Teenager zieht es ins Kino

2013 wurden 30 Prozent aller Kinokarten in den USA von 12- bis 24-Jährigen gelöst - obwohl sie lediglich 18 Prozent der Bevöl­kerung bilden. Und auch im Rest der Welt zieht es insbesondere jüngere Generationen vor die Leinwände. So hatten 2013 in Deutschland zwei von fünf Kinobesuchern nicht ihr 30. Lebensjahr vollendet. Klar, dass Hollywood in erster Linie auf Material setzt, das diese Klientel anlockt. Und was bietet sich da mehr an als Adaptionen von Büchern, die bereits weltweite Hits sind?

Dabei betrifft das Phänomen längst nicht mehr nur die Blockbuster, wie "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" zeigt. Bei einem Minibudget von 12 Millionen Dollar spielte das Teenagermelodram weltweit das 25-fache ein. Auf ein ähnliches Ergebnis hofft die nächste John-Green-Verfilmung "Paper Towns", die 2015 zur neuen Welle mit Filmen für Jugendliche gehört.

So wie "Harry Potter" die Zahl der Fantasy­filme explodieren ließ und "Twilight" für einen Vampirboom sorgte, kopiert derzeit jeder die Formel der "Hunger Games", für die Jennifer Lawrence jetzt zum dritten Mal in den Ring steigt.

60 Projekte in Vorbereitung

In der "Maze Runner"-Reihe etwa findet sich eine Schar von Teenagern in tödlichen Wettkämpfen wieder, während "Die Bestimmung" zeigt, wie sich junge Menschen gegen eine dystopische Gesellschaft auflehnen. Und erneute Adaptionen von Klassikern wie "Peter Pan" oder "Das Dschungelbuch" dokumentieren, wie tief die Studios mittlerweile graben, um ihre selbst gesteckte Teen­agerquote zu erfüllen. Denn als die Vorlagen erschienen, lagen die Adressaten noch nicht ein­mal als Quark im Schaufenster.

Insgesamt, so munkelt man, sollen in Hollywood mehr als 60 Adaptionen von Jugendbüchern in verschiedenen Produktionsstadien sein, darunter die seit 2001 geplante und nun für 2016 angekündigte Verfilmung der "Artemis Fowl"-Bestseller sowie die gefeierte neue Endzeittrilogie "Die fünfte Welle" nach den Romanen von Rick Yancey.

Schauspieler Tobey Maguire ("Spider-Man") sicherte sich bereits vor Veröffentlichung des ersten Romans die Filmrechte und hofft, damit das nächste Young-Adult-Juwel zu besitzen. Um einen Coup wie "Twilight" zu landen, reicht es aber nicht, nur Teenager zu locken. So wurde bei "Catching Fire", dem zweiten Teil von "Die Tribute von Panem", die Hälfte des Umsatzes durch Kinogänger über 25 erzielt, während die meisten Leser von Young-Adult-Romanen 30 bis 44 Jahre alt sind. Der Teenagergeschmack wurde zum Massengeschmack. Damit ist das Genre das einzige mit einer Schnitt­men­ge aller Altersgruppen.

Das freut Kinobetreiber gleich doppelt: Weil ihre Säle voll werden - und weil die Filme zum Naschen einladen. Wer einen Michael-Bay-Kracher schaut, hat einen 65 Prozent höheren Kalorienverbrauch als der Zuschauer eines ruhigen Films, heißt es in einer vor Kurzem veröffentlichten Studie der Cornell-Universität. Zahlen der Filmförderungsanstalt FFA stützen diese These: Blockbuster-Fans konsumieren zehnmal so viel wie das Publikum von Kunstfilmen wie "Pina". Zumindest für Cinemaxx & Co. kann der Young-Adult-Trend gar nicht lange genug anhalten: Schließlich machen sie mit Speisen und Getränken deutlich mehr Profit als mit Eintrittskarten.