Ein gängiges Klischee über die Amerikaner besagt, dass sie die Welt nur bis zu ihrem eigenen Gartenzaun kennen. Wer das behauptet, war noch nie in Hollywood. Denn die amerikanische Filmindustrie ist besonders mit Asien und Europa engstens vertraut. Schließlich klaut man dort schon seit Jahren die besten Filmideen.
Vor allen Dingen Frankreich erwies sich dabei als wahre Goldgrube. Von Komödien ("The Birdcage", "Zoff in Beverly Hills") über Action ("True Lies", "Nikita") bis hin zu Thrillern ("Atemlos", "Diabolisch") und Dramen ("Sehnsüchtig", "Sommersby") sind die US-Späher bereits über 50 Mal in den Kinos an der Seine und Loire fündig geworden.
Vor allen Dingen Frankreich erwies sich dabei als wahre Goldgrube. Von Komödien ("The Birdcage", "Zoff in Beverly Hills") über Action ("True Lies", "Nikita") bis hin zu Thrillern ("Atemlos", "Diabolisch") und Dramen ("Sehnsüchtig", "Sommersby") sind die US-Späher bereits über 50 Mal in den Kinos an der Seine und Loire fündig geworden.
Doch längst hat die Globalisierung weitere attraktive Filmmärkte auf den Radar von Hollywood gebracht. So schwappte Anfang des letzten Jahrzehnts eine wahre Welle an Horror-Remakes aus dem Pazifikraum in die amerikanischen Kinos, nachdem die USVersion des Japan-Schockers "Ringu" (siehe unten) im Land der unbegrenzten Kopiermöglichkeiten knapp 130 Millionen Dollar einspielte. Fortan wurde in Japan, Hongkong und Südkorea gewildert, was das asiatische Kino hergab. "Das Haus am See" mit Sandra Bullock, "Shall We Dance" und "Hachiko" mit Richard Gere, unzählige Horrorstreifen und nicht zuletzt Martin Scorseses Oscar-Gewinner "Departed" entstammen den Asia-Wochen von McHollywood.
Doch nicht immer sind die Schöpfer des Originals glücklich mit einer Neuauflage ihrer Filme. "Remakes sollte man von Filmen machen, die schlecht sind. Ich dagegen bin sehr stolz auf meinen Film", schimpfte Tomas Alfredson, Regisseur des schwedischen Vampirdramas "So finster die Nacht" 2008. "Es ist schon frustrierend, von einem US-Remake zu hören, bevor der eigene Film dort in den Kinos gestartet ist."
Immer kürzere Vorlaufzeit
Kein Einzelfall. Auch für die gerade erst gelaufene Stieg-Larsson-Verfilmung "Vergebung" sind die Planungen für eine Neuauflage bereits weit fortgeschritten. David Fincher wird Regie führen, die bisher noch eher unbekannte Rooney Mara übernimmt die Rolle der Lisbeth Salander, Daniel Craig spielt den investigativen Journalisten.
Vielversprechende Namen, aber liegt den Machern wirklich der Film am Herzen oder nur der dollarträchtige Titel? Lagen früher zwischen Original und Fälschung noch Jahrzehnte, in denen gesellschaftliche oder politische Veränderungen einen neuen Ansatz für das Remake möglich machten, wird heutzutage die gleiche Geschichte einfach noch mal mit anderen Gesichtern gedreht und allenfalls noch amerikanischen Vorlieben angepasst, etwa durch ein positiveres Ende. Ein abschreckendes Beispiel dafür ist die im Finale auf den Kopf gestellte Hollywood-Adaption des morbiden Holland-Thrillers "Spurlos verschwunden" von 1988. In der US-Fassung stieg Kiefer Sutherland kurzerhand wohlbehalten aus dem Sarg.
Amerikanische Befindlichkeiten sind auch der Grund, warum es überhaupt so viele Adap tionen fremdsprachiger Filme gibt. Weil Filme in den USA nicht synchronisiert werden, laufen ausländische Produktionen immer mit Untertiteln. Deshalb sehen sich Simon Oates, Produzent des "So finster die Nacht"-Remakes "Let Me In" (US-Kinostart im Oktober), und seine Hollywood-Kollegen auch eher als Wohl- denn als Übeltäter: "Wir machen eine außergewöhnliche Geschichte einem viel breiteren Publikum zugänglich."
Und so stehen in den kommenden Monaten viele weitere Benefiz-Adaptionen fremdsprachiger Filme auf dem Plan: aus Deutschland ("Das Experiment"), Frankreich ("Anthony Zimmer"), Japan ("Battle Royale"), Russland ("Black Lightning"), Spanien ("Die Axt"), Italien ("Cannibal Holocaust") und unzähligen anderen Ländern. Amerika mag vielleicht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sein. Aber wenn es um eigene Film ideen geht, scheint man dort derzeit sehr begrenzt zu sein.
Rüdiger Meyer
Doch nicht immer sind die Schöpfer des Originals glücklich mit einer Neuauflage ihrer Filme. "Remakes sollte man von Filmen machen, die schlecht sind. Ich dagegen bin sehr stolz auf meinen Film", schimpfte Tomas Alfredson, Regisseur des schwedischen Vampirdramas "So finster die Nacht" 2008. "Es ist schon frustrierend, von einem US-Remake zu hören, bevor der eigene Film dort in den Kinos gestartet ist."
Immer kürzere Vorlaufzeit
Kein Einzelfall. Auch für die gerade erst gelaufene Stieg-Larsson-Verfilmung "Vergebung" sind die Planungen für eine Neuauflage bereits weit fortgeschritten. David Fincher wird Regie führen, die bisher noch eher unbekannte Rooney Mara übernimmt die Rolle der Lisbeth Salander, Daniel Craig spielt den investigativen Journalisten.
Vielversprechende Namen, aber liegt den Machern wirklich der Film am Herzen oder nur der dollarträchtige Titel? Lagen früher zwischen Original und Fälschung noch Jahrzehnte, in denen gesellschaftliche oder politische Veränderungen einen neuen Ansatz für das Remake möglich machten, wird heutzutage die gleiche Geschichte einfach noch mal mit anderen Gesichtern gedreht und allenfalls noch amerikanischen Vorlieben angepasst, etwa durch ein positiveres Ende. Ein abschreckendes Beispiel dafür ist die im Finale auf den Kopf gestellte Hollywood-Adaption des morbiden Holland-Thrillers "Spurlos verschwunden" von 1988. In der US-Fassung stieg Kiefer Sutherland kurzerhand wohlbehalten aus dem Sarg.
Amerikanische Befindlichkeiten sind auch der Grund, warum es überhaupt so viele Adap tionen fremdsprachiger Filme gibt. Weil Filme in den USA nicht synchronisiert werden, laufen ausländische Produktionen immer mit Untertiteln. Deshalb sehen sich Simon Oates, Produzent des "So finster die Nacht"-Remakes "Let Me In" (US-Kinostart im Oktober), und seine Hollywood-Kollegen auch eher als Wohl- denn als Übeltäter: "Wir machen eine außergewöhnliche Geschichte einem viel breiteren Publikum zugänglich."
Und so stehen in den kommenden Monaten viele weitere Benefiz-Adaptionen fremdsprachiger Filme auf dem Plan: aus Deutschland ("Das Experiment"), Frankreich ("Anthony Zimmer"), Japan ("Battle Royale"), Russland ("Black Lightning"), Spanien ("Die Axt"), Italien ("Cannibal Holocaust") und unzähligen anderen Ländern. Amerika mag vielleicht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sein. Aber wenn es um eigene Film ideen geht, scheint man dort derzeit sehr begrenzt zu sein.
Rüdiger Meyer
Länder und Anzahl der Filme, die Hollywood nachdreht:
1. Frankreich 50
2. Japan 15
3. Italien 14
4. Südkorea 11
5. Deutschland 10
6. Schweden 6
7. Spanien 6
8. Österreich 4
9. Dänemark 4
10. Norwegen 3
11. Hongkong 3
12. Niederlande 3
13. Russland 2
14. Thailand 2
15. Argentinien 1
2. Japan 15
3. Italien 14
4. Südkorea 11
5. Deutschland 10
6. Schweden 6
7. Spanien 6
8. Österreich 4
9. Dänemark 4
10. Norwegen 3
11. Hongkong 3
12. Niederlande 3
13. Russland 2
14. Thailand 2
15. Argentinien 1