Schlangestehen vorm Gipfel. Immer mehr Menschen versuchen sich an Asiens Achttausendern. Während der Saison im Frühjahr stehen bis zu einhundert Hobbyalpinisten auf dem Dach der Welt - an einem einzigen Tag. Es sind Anwälte, Mechaniker, Beamte und Geschäftsleute, Frauen und Männer, jung und alt, die Zehntausende Dollar für ein Erlebnis zahlen, das lange Zeit nur arrivierten Bergsteigern wie Reinhold Messner vorbehalten war. Denn trotz zunehmend präparierter Routen bleibt die Besteigung der Himalaja-Riesen eine ultimative Grenzerfahrung: In der eisigen Höhe und der dünnen Luft von 8000 Metern ist physisches Leben nicht möglich.

"Es ist, als ob du einen Fuß im Jenseits hättest", beschreibt Erhard Loretan in der 3sat-Doku Höhenrausch seine Zeit in der "Todeszone". Mit atemberaubenden Bildern und in nachdenklichen Gesprächen mit dem Bergsteigeridol der Nach-Messner-Generation und seinen Seilschaftskameraden und -innen erzählt der Film von Gipfelsturm und dem tragischen Lebensweg des Schweizers, der den Mount Everest in der Rekordzeit von 43 Stunden hinaufstürmte und alle 14 Achttausender ohne künstlichen Sauerstoff bestieg. Fazit: "Wenn du von einem 8000er zurückkehrst, bist du ein Überlebender."

Trauriger Tod eines Überlebenden

Tatsächlich ist nicht nur der höchste Berg der Welt immer wieder Schauplatz schlimmer Tragödien. Fast 250 Menschen sind am Mount Everest ums Lebens gekommen, seit Edmund Hillary und Tenzing Norgay im Mai 1953 erstmals den Gipfel erklommen. In den Schweizer Alpen waren es allein im vergangenen Jahr 151 tödlich Verunglückte - unter ihnen: Erhard Loretan. Es ist wohl Ironie des Schicksals, dass der Künstler der Höhenmeter an seinem 52. Geburtstag bei einer eher einfachen Alpentour mit seiner Freundin im Oberwallis abstürzte. Von seinen extremen Expeditionen hatte er sich längst zurückgezogen.

Heiko Schulze

Höhenrausch - Der Extrembergsteiger Erhard Loretan - SO 25.11. 3SAT 21.05 Uhr