Neue Serie: Castle

Mord ist (nicht nur) sein Hobby: Ein erfolgreicher Krimiautor ermittelt an der Seite einer spröden Polizistin - ein typischer neuer "Freizeitermittler". Jüngstes Beispiel für den Trend zum Hobby-Kriminalen im TV ist die Serie "Castle", die ab 6. Februar auf Kabel 1 zu sehen ist

Zwei Serientypen bestimmen seit mehr als zwanzig Jahren das US-Fernsehen: Krimis und Medizinerdramen. Um der vorprogrammierten Monotonie zu entgehen, wird nach immer neuen Erzählmöglichkeiten gesucht. Statt Chirurgen stellt man angehende Ärzte oder Schwestern in den Vordergrund, statt Polizisten oder Anwälten neuerdings Forensiker und andere Wissenschaftler.

Der jüngste Trend bei Krimis sind Quereinsteiger: Menschen, die nichts mit Mord und Totschlag am Hut haben, aber mit ihren Fähigkeiten die Täter zur Strecke bringen. Da werden Überfälle zu Matheaufgaben ("Numb3rs"), Morde zu Zaubertricks ("Mentalist") und Einbruch zu Gehirnjogging ("Psych").

Die eigentlichen Fälle rücken in den Hintergrund

Für den neuesten Vertreter dieses Trends hat man eine Idee aus den Achtzigern reaktiviert. Damals löste die Miss-Marple-hafte Krimiautorin Angela Lansbury in "Mord ist ihr Hobby" Verbrechen. In der heutigen Hochglanzversion darf Nathan Fillion ("Firefly") als Bestsellerautor Rick Castle mit der Aufklärung von Morden seine Schreibblockade überwinden und nebenbei Kommissarin Beckett (Stana Katic) aufs Heftigste anflirten: "Bones" lässt grüßen.
Das gehört ebenfalls zu den Charakteristika der neuen Krimigeneration: Die eigentlichen Fälle rücken - obwohl immer noch spannend - in den Hintergrund. Nun geht es vielmehr darum, völlig unterschiedliche Persönlichkeiten kollidieren zu lassen und zu schauen, was daraus entsteht. So ist längst nicht mehr überall Krimi drin, wo Krimi draufsteht. Von Romanze über Familiendrama bis zur Kumpelkomödie findet sich abseits der "CSI"- und "Law & Order"-Reihen mittlerweile alles.

Publikumshit in den USA

Dass so etwas beim Zuschauer ankommt, beweist auch die Serie "Castle", die in den USA zu einem echten Publikumshit avanciert ist. Nachahmer dürften folgen. Uns soll es Recht sein. Zumindest so lange keiner auf die Idee kommt - wie im Whoopi-Goldberg-Film "T-Rex" - einem Polizisten einen Plastiksaurier zur Seite zu stellen.

Rüdiger Meyer