Ein Interview mit drei Schauspielern ist immer ein bisschen Glückssache. Besonders, wenn zwei der Herren der Sinn eher nach frotzeln steht als nach reden. Immerhin ist Wotan Wilke Möhring von Anfang an bei der Sache.

Vielleicht liegt's am Thema. "Freilaufende Männer" lassen sich eben nur schwer einfangen. Wie in der TV-Komödie nach dem Buch von Gernot Gricksch über die Krise der Alphatierchen Thomas, Jens und Malte, die im Elchland Schweden mal durchatmen und -trinken wollen.

TV SPIELFILM: Ein Ensemblefilm lebt davon, dass die Chemie zwischen den Darstellern auch privat stimmt. Waren Sie einander gleich sympathisch?

FRITZ KARL: Schwierige Frage. Nächste Frage?

MARK WASCHKE: Ich finde es generell schwierig, jemanden sympathisch zu finden. Besonders einen Österreicher.

FRITZ KARL: Burschi, du hast genau fünf Sekunden Zeit, das wieder geradezubiegen. Eins, zwei, ...

Sie scheinen sich ja blendend zu verstehen. Waren die Dreharbeiten etwas Besonderes?


WOTAN WILKE MÖHRING: Schon. Das Buch war super, wir haben in einer tollen Umgebung gearbeitet, und die Stimmung war eher wie in einem Feriencamp. Es war ein Dreh, der immer noch in mir nachhallt. Das passiert wirklich nicht oft.

Der Film handelt von Freunden, die aus verschiedenen Gründen in der Lebenskrise stecken und zur Ablenkung nach Schweden fahren.

FRITZ KARL: In der heutigen TV-Landschaft ist es selten, dass drei Männer die Hauptrolle spielen. Obwohl dieser Film ja eigentlich für Frauen gemacht ist. Ich glaube, die amüsieren sich am meisten.Weil wir endlich mal erfahren, was die Jungs so machen, wenn wir nicht dabei sind?

FRITZ KARL: Zum Beispiel.

Die Männer schleppen Probleme mit sich rum, sprechen aber nicht mal mit ihren Freunden darüber. Ist das realistisch?

MARK WASCHKE: Wie das allgemein bei Männern ist, weiß ich nicht, aber ich kenne das durchaus.

WOTAN WILKE MÖHRING: Frauen müssen erzählen. Männer sind da anders.

FRITZ KARL: Frauen reden viel öfter...

WOTAN WILKE MÖHRING: ...und viel mehr.

Männer machen ihre Probleme also eher mit sich aus?

FRITZ KARL: Männer erzählen nur, was sie auch erzählen wollen.

MARK WASCHKE: Das merken Sie ja an unseren Antworten. Den Satz "Lass uns doch mal drüber reden" gibt's bei uns nicht.

Im Film gibt's nach einem heftigen Besäufnis eine turbulente Nacktbadeszene. Haben Sie versucht, die zu umgehen?

MARK WASCHKE: Im Gegenteil. Die war für mich Bedingung.

FRITZ KARL: Also ich wollte nicht, die beiden haben mich gezwungen.

Hatten Sie beim Drehen je das Gefühl, Sie müssten sich zur Ordnung rufen, damit Sie nicht zu sehr ins Albern kommen, wie gerade jetzt?

MARK WASCHKE: Ja.

WOTAN WILKE MÖHRING: Mehrfach.

Wer war der Spießer?

MARK WASCHKE: War ich das oder du?

FRITZ KARL: Meist kam über Funk das Signal, wir sollten uns jetzt aber mal am Riemen reißen.

WOTAN WILKE MÖHRING: Einerseits war diese Energie gewünscht, aber wir sind natürlich auch professionell genug zu wissen, ab wann man sich zusammenreißen muss.

MARK WASCHKE: Das gilt leider nur nicht für Interviews.

Wotan, es gibt Interviewer, die glauben, Sie hätten kein Abitur. Sind Sie beleidigt, wenn einer danach fragt?

WOTAN WILKE MÖHRING: Mich hat das noch keiner gefragt. Und wenn, dann stell ich's einfach richtig.

FRITZ KARL: Wotan hat nämlich von uns am meisten gemacht. Elektrikerlehre, Studium, Schauspielausbildung. Alles abgeschlossen.

WOTAN WILKE MÖHRING: Wenn schon, denn schon.

MARK WASCHKE: Hallo, ich habe auch ein Schauspieldiplom.

Nur der Herr Karl hat keins.

MARK WASCHKE: Man merkt es.

Kennen Sie jeder die Gage der beiden anderen?

WOTAN WILKE MÖHRING: Ungefähr, aber das ist für uns kein Thema, oder?

(Kopfschütteln der Kollegen)

Das Pensum steigt, die Gagen sinken. Die neue Gewerkschaft der Schauspieler versucht, das zu ändern. Ist Solidarität unter Künstlern schwierig?

MARK WASCHKE: Nicht mehr als anderswo. Ich werde bald Mitglied, 2000 Kollegen sind es schon.

FRITZ KARL: Die einzige Möglichkeit, ein Mittel gegen diese Auswüchse zu finden, führt über eine Interessengemeinschaft der Schauspieler. Aber die muss dann auch vom Erfolgreichsten bis zum
Berufsanfänger reichen.

WOTAN WILKE MÖHRING: Mit Mindestlohn und Tarif. Und der darf nicht bei 150 Euro pro Tag liegen, denn einige Kollegen drehen ja nur wenige Tage im Jahr.

FRITZ KARL: Sonst wird sich die Branche auflösen. Es darf nicht sein, dass man bald jeden Film in 15 Tagen runterdrehen muss. Dann kann keiner mehr davon leben. Möhring Wenn mir ein Projekt gefällt, arbeite ich auch mal für wenig oder gar kein Geld. Aber das kann nicht die Regel sein. Eher sollte gelten: Wenn du einen Film machen willst, aber kein Geld hast, dann mach ihn eben nicht.

Susanne Sturm