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Dokudrama "Konrad Adenauer"

Der Alte aus Rhöndorf

Schauspieler Joachim Bißmeier überzeugt als Titelfigur im ARD-Dokudrama Konrad Adenauer (SO, 5.8.)

Fünf Jahre lang saß sie im Vorzimmer des ersten deutschen Bundeskanzlers. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen plante sie seinen Tagesablauf, begleitete ihn auf Dienstreisen rund um die Welt und in den Urlaub ins italienische Cadenabbia, wo der alte Herr sein straffes Arbeitspensum beibehielt.
Foto: SWR/akg-images/Erich Lessing, Adenauer, 1951.
Hannelore Siegel (82) kennt Konrad Adenauer (1876-1967) wie sonst wohl nur seine Familie. Neben seinen Kindern Lotte (87), Libet (84) und Georg Adenauer (81) ist sie einer der wenigen noch lebenden Begleiter einer Kanzlerschaft, die von 1949 bis 1963 dauerte.

Im Dokudrama "Konrad Adenauer - Stunden der Entscheidung" kommt ihr eine entsprechend wichtige Rolle zu. Im üblichen Mix aus Doku- und Spielfilmszenen skizzieren die Filmemacher Werner Biermann (Buch) und Stefan Schneider (Regie) eine Politikerkarriere, die Stoff für einen Zweiteiler geboten hätte.

Denn als Adenauer mit 73 Jahren Kanzler wurde, lag schon ein bewegtes Leben hinter ihm. Der studierte Jurist und Volkswirt war seit 1917 hoch geschätzter Oberbürgermeister seiner Geburtsstadt Köln und weigerte sich 1933 als solcher, Hitler zu empfangen und die Stadt zu seinen Ehren zu beflaggen. Dafür jagten ihn die Nazis aus dem Amt.

Der Katholik fand Schutz im Kloster Maria Laach, wurde aber 1944 von den Nazis interniert. Seine Flucht und neuerliche Verhaftung werden ebenso nur angerissen wie sein später Weg zur dreimaligen Kanzlerschaft (die erste Wahl gewann er mit einer Stimme Mehrheit - seiner eigenen) oder sein unbedingter Wille, das nach dem Zweiten Weltkrieg am Boden liegende Deutschland fest an die Politik der drei Westmächte anzubinden.

Einige wichtige Aspekte seiner Außenpolitik, wie zum Beispiel sein Anliegen, das jüdische Volk wieder mit dem deutschen zu versöhnen, werden gar komplett ausgelassen. Dass die faszinierende Persönlichkeit Konrad Adenauers dennoch klar zutage tritt, liegt an der großartigen Leistung des Schauspielers Joachim Bißmeier, der sich fast perfekt in den Charakter des "Alten aus Rhöndorf" einfühlt und dennoch keine bloße Kopie abliefert.
Foto: SWR/Christel Fomm, Joachim Bißmeier (Konrad Adenauer)vorm Adenauer-Denkmal in Rhöndorf.
Bißmeier, in Bonn geboren, fasziniert an Adenauer vor allem eins: "Er konnte klare, weiter reichende Entscheidungen treffen, selbst wenn sie unpopulär waren. Seine Perspektive ging über die jeweilige Wahlperiode hinaus, während er zugleich einen ausgeprägten Sinn für das aktuell Notwendige hatte."

Er spielt Adenauer als menschlich liebenswerten, moralisch integren, aber auch extrem machtbewussten Mann, der von sich selbst sagte: "Ich bin diktatorisch, nur mit stark demokratischem Einschlag", und dessen Credo war: "In der Politik geht es nicht darum, recht zu haben, sondern recht zu behalten."

Zweimal schon hat seine Exsekretärin den Film gesehen und gestaunt. "Ich habe auf dem Bildschirm nicht den Schauspieler Bißmeier gesehen, sondern für mich ist Konrad Adenauer wieder lebendig geworden. Das hat mich sehr berührt."

Susanne Sturm
Konrad Adenauer
DI, 31.7., Arte, 20:15 Uhr +
SO, 5.8., Das Erste, 20:15 Uhr