Zwanzig Zigaretten und eine halbe Flasche Whisky pro Stunde, Drogen, Medikamente - jahrelang geht das gut. Am 10. Juni 1982 stirbt Rainer Werner Fassbinder mit nur 37 Jahren. Ein Mix aus Kokain und Barbituraten ist zu viel für seinen geschundenen Körper.

Das künstlerische Vermächtnis: 44 einflussreiche Filme und TV-Serien wie "Berlin Alexanderplatz". Ein beispielloser Kraftakt. "Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als Filme zu machen", erklärt RWF noch kurz vor seinem Tod in einem Interview.

Ein Welterfolg wird 1979 "Die Ehe der Maria Braun" mit Hanna Schygulla in der Titelrolle. Der erste Teil seiner "BRDTrilogie" über die Schattenseiten der Wirtschaftswunderjahre läuft vielerorts zwanzig, in New York sogar über fünfzig Wochen im Kino!

Später folgen noch "Lola" und "Die Sehnsucht der Veronika Voss".
Der Bundesfilmpreis und zahlreiche weitere Auszeichnungen sind der Lohn für ein visuell ausgeklügeltes Psychogramm der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Autorenfilmerkollege François Truffaut schreibt für die wichtige Fachzeitschrift "Cahiers du cinéma" eine begeisterte Kritik, zieht Parallelen zu Brecht, Wedekind, Godard und Douglas Sirk.

Anerkennung, die Fassbinder viel bedeutet. Denn das Genie ist emotional instabil. Die oft schwierige Zusammenarbeit mit ihm unterstreicht die ungeschönte Doku "Fassbinder" (27.5., Arte,
22.10 Uhr). Regisseurin Annekatrin Hendel zeichnet die Entwicklung des bisexuellen Filmemachers und Bürgerschrecks nach und lässt viele Weggefährten zu Wort kommen.

So erinnert sich Hanna Schygulla: "Der Fassbinder war ein Mensch, dem viele hörig waren..." Dass RWF nicht ins Museum gehört, beweist paradoxerweise im Berliner Martin-Gropius-Bau die große Ausstellung "Fassbinder - JETZT" bis zum 23. August: Der Einfluss seines Werks, das wird deutlich, wirkt bis heute auf den Kunstbetrieb.

MI 27.5. ARTE 20.15