Michael Keaton wirft noch einmal den schwarzen Batman-Umhang über. Der Hollywood-Star, der an diesem Sonntag (5. September) 70 Jahre alt wird, hat kürzlich den Superhelden-Film "The Flash" unter der Regie von Andy Muschietti ("Es") abgedreht. Darin spielt Ezra Miller den blitzschnellen Metamenschen Flash, der bei seinen Abenteuern vielen Comic-Helden begegnet, darunter den Batman-Veteranen Keaton und Ben Affleck.
Keaton, der als untypischer Actionheld im Fledermauskostüm unter der Regie von Tim Burton als "Batman" (1989) berühmt wurde, ist kein erklärter Comicbuch-Fan. Das räumte der Schauspieler kürzlich im Interview mit dem Branchenblatt "Hollywood Reporter" auf seiner Ranch im ländlichen US-Staat Montana ein. Er sei ein wenig perplex, dass die Figur kulturell so eine "riesige Sache" geworden sei. Nun wollte er sich aber beweisen, dass er das noch einmal hinkriegen würde, witzelte der Star.
Michael Keaton: Viel beschäftigt
Nach "Batman" hatten Keaton und Burton mit "Batmans Rückkehr" (1992) ihren Hit fortgesetzt. Doch ein drittes Mal war Keaton damals zur Überraschung vieler in Hollywood nicht bereit gewesen. Stattdessen sprang Val Kilmer für Regisseur Joel Schumacher bei "Batman Forever" (1995) ein. Das Drehbuch habe ihm nicht gefallen, sagt Keaton heute. Außerdem würde er sich eine Kugel durch den Kopf jagen, wenn er immer dieselben Sachen spielen müsste, flachste er im "Hollywood Reporter"-Interview. Er brauche ständig eine neue Herausforderung.
Seit Mitte August schlägt er in dem Action-Thriller "The Protégé" an der Seite einer Auftragsmörderin (Maggie Q) zu, inszeniert von Bond-Regisseur Martin Campbell. In dem neuen Netflix-Drama "Worth" mimt er den US-Star-Anwalt Kenneth Feinberg, der für die Angehörigen der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 Milliarden-Entschädigungen aushandelte.
Mit "Dopesick" gibt Keaton dann im Oktober sein Serien-Debüt bei der Streamingplattform Hulu. Die Serie dreht sich um die Opioid-Krise in den USA - und hat für Keaton einen sehr persönlichen Bezug. Sein Neffe sei vor wenigen Jahren an einer Überdosis Fentanyl und Heroin gestorben, erzählte er dem "Hollywood Reporter". Keaton spielt einen Arzt, der seinen Patienten das süchtig machende Schmerzmittel Oxycontin verschreibt.
Höhenflug seit 2014
Mit 70 Jahren ist Keaton weiter auf dem Höhenflug. Der hält seit 2014 ungebrochen an. Damals hob Keaton als abgewrackter Superheld Riggan Thomson alias "Birdman" ab. Völlig uneitel spielte er für Regisseur Alejandro González Iñárritu in der bitterbösen Komödie einen abgehalfterten Hollywoodstar, der seinem verblichenen Ruhm nachjagt. Unvergesslich die Szene, als er nur mit einer übergroßen weißen Unterhose bekleidet über den New Yorker Time Square läuft. "Birdman" holte neun Oscar-Nominierungen, darunter die allererste für Keaton. Doch in der Oscar-Nacht 2015 wurde er von Eddie Redmayne ("Die Entdeckung der Unendlichkeit") als "bester Hauptdarsteller" geschlagen.
Danach glänzte er in dem Oscar-prämierten Drama "Spotlight" als investigativer Journalist, der mit einem Reporter-Team der Zeitung "The Boston Globe" einen Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche aufdeckt. In "The Founder" verkörperte er den glücklosen Handelsvertreter Ray Kroc, der als skrupelloser Geschäftsmann in den 1950er Jahren die McDonalds-Kette mit begründete.
Nachname Keaton ist Hommage an seine Kollegin Diane Keato
Als jüngstes von sieben Kindern einer irisch-schottischen Familie wurde Michael John Douglas am 5. September 1951 im US-Staat Pennsylvania geboren. Er jobbte zunächst als Stand-Up-Komödiant und Kameramann, bevor er kleine TV-Rollen bekam. Beim Umzug nach Hollywood gab es aber ein Problem. Als Michael Douglas konnte er sich beim Schauspielerverband nicht einschreiben, den gab es schon. Er wählte den Nachnamen Keaton als Hommage an seine Kollegin Diane Keaton.
Seine erste Filmrolle unter der Regie des späteren Oscar-Preisträgers Ron Howard hatte er in "Night Shift - Das Leichenhaus flippt völlig aus" (1982) als verrückter Leichenhaus-Angestellter. Kritikerlob gab es 1988 für Keatons Geisterauftritt in Tim Burtons Gespensterkomödie "Beetlejuice". Er probierte fast jedes Genre aus, vom Shakespeare-Darsteller in Kenneth Branaghs "Viel Lärm um nichts" bis zu Quentin Tarantinos Action-Drama "Jackie Brown".
Oft blickt Keaton nachdenklich in die Kamera und zieht dabei grüblerisch eine Augenbraue hoch. Doch als er 2016 auf Hollywoods "Walk of Fame" mit einer Sternenplakette geehrt wurde, ging Keaton strahlend auf dem Stern zu Boden. Er habe nie davon geträumt, einmal berühmt zu sein, sagte der Schauspieler vor jubelnden Fans. Aber er habe seine Sache immer gut machen wollen. "Ich denke, manchmal bin ich verdammt gut", witzelte er. Er erzählte von dem mühsamen Anfang in Los Angeles. Er habe weit außerhalb gewohnt, konnte sich kein Auto leisten und war oft stundenlang mit Bussen zu Vorsprech-Terminen unterwegs.
Bei der Feier dabei war auch Keatons einziges Kind. Der jetzt 38 Jahre alte Songschreiber Sean Douglas stammt aus der 1990 geschiedenen Ehe mit der TV-Schauspielerin Caroline McWilliams. Keaton ist inzwischen zweifacher Großvater.
Er sei in den letzten Monaten zu viel unterwegs und zu wenig zu Hause gewesen, lamentierte der Schauspieler im Interview mit dem "Hollywood Reporter" - und verglich sich mit einer "alten Lady". "Ich mag mein kleines Haus, ich mag mein Bett, ich mag meine Hunde."