Auf ihn haben alle gewartet. 20 000 Menschen in der Londoner O2-Arena klatschen, trampeln und jubeln, doch sein Stampfen übertönt alles: Tyrannosaurus Rex betritt die Bühne. 12 Meter lang ist der König der Raubsaurier, der sich kurz umschaut, dann den Kopf vorstreckt und das Publikum mit einem Brüllen begrüßt. Nur wer genau hinschaut, sieht den grauen Schlitten zwischen seinen Beinen und das Hydraulikgestänge, auf dem der Koloss steckt.

Creature Production Company/ BBC

"Dinosaurier - Im Reich der Giganten" heißt das Bühnenspektakel, das weltweit bereits mehr als drei Millionen Zuschauer begeistert hat. Diesen Winter touren die Urviecher endlich auch durch Deutschland.

Vorbild für die Show der Superlative ist die gleichnamige TV-Reihe der BBC. Sie erweckte mittels Computeranimation die vor 60 Millionen Jahren ausgestorbenen Tiere in nie da gewesener Perfektion zum Leben. Dass man die Herrscher der Krei­dezeit jetzt auch - fast - leibhaftig bestaunen kann, verdankt sich einem internationalen Team von Animatronik-Experten und Puppenspielern.

Rund 100 Meter Hydraulikschlauch, 1 Kilometer Kabel, 15 Hydraulikpumpen und 6 Hydromotoren liegen etwa unter der Schaumstoffhaut des riesigen Torosaurus verborgen. Gesteuert wird er von drei Puppenspie­lern. Einer setzt per Fern­steuerung Beine, Schwanz und Kopf in Bewegung, ein zweiter ist für Maul, Augen und Geräusche zuständig. Der dritte liegt in dem Schlitten unter dem Dino versteckt und lenkt das Vieh über die Bühne. "Unsere Dinos sind Hightechmarionetten, bei denen Funksignale die Fäden ersetzen", sagt Gavin Sainsbury, der früher bei den Muppets die Puppen tanzen ließ. Dieser Job ist um einiges anspruchsvoller: Mit einer Art Super-Joystick steuert er 32 Bewegungsachsen gleichzeitig. "Mit meiner ersten Kasperpuppe hat das nur noch wenig zu tun", grinst Sainsbury. Zehn dieser Giganten haben in der Show ihren Auftritt. Der größte von ihnen, der Brachiosaurus, misst von den Nüstern bis zur Schwanzspitze 17 Meter!
Um die Kolosse herum scharwenzeln aber auch noch "kleine" Arten wie der 4 Meter lange, zweibeinige Utahraptor. Bei ihnen handelt es sich um Kostümdinos, in denen je ein Puppenspieler steckt. "Rund 40 Kilo wiegt der Baby-T-Rex-An­zug", sagt Jonathan MacMillan, der in der Show das 2,50 Meter große Dino­küken gibt. Der Umfang seiner Bizeps lässt keinen Zweifel da­ran, dass man als Dino Schwerstarbeit leistet. In der Show sieht man davon nichts. Flink wie Strauße traben die Utahraptoren über die Bühne. Die Assoziation kommt nicht zufällig: "Bei den Bewegungsabläufen ließen wir uns von Laufvögeln inspirieren. Das sind schließlich die Urenkel der Dinos", erzählt MacMillan.

TV SPIELFILM

TV SPIELFILM-Redakteur Christian Holst auf Tuchfühlung mit einem Utahraptor

Die Wirkung der Urzeitrevue ist jedoch nicht nur dem enormen Rea­lismus ihrer urtümlichen Stars zu verdanken. "Dinosaurier - Im Reich der Giganten" ist ein multimediales Gesamtkunstwerk aus Puppenspiel, Licht- und Soundeffekten, Musik und etwas Wissenschaft. Eine 60 Mann starke Crew garantiert den perfekten Ablauf jeder Vorstellung. Kosten der Mammutproduk­tion: rund 11 Millionen Euro.

Nach 96 Minuten ist die Show in der O2-Arena vorbei. Vor allem die Kinder im Publikum sind begeistert - bis auf eine Fünfjährige, die laut plärrt. War der T-Rex doch zu gruselig für die Kleinen? Nein, antwortet ihr Daddy. "Sie heult, weil sie ihn nicht mit nach Hause nehmen darf."

Christian Holst

Hier können Sie "Dinosaurier - Im Reich der Giganten" live erleben
■ 10.12.09 bis 13.12.09
Berlin | O2 World

■ 16.12.09 bis 20.12.09
Mannheim | SAP Arena

■ 07.1.10 bis 10.1.10
Köln | Lanxess Arena

■ 13.1.10 bis 17.1.10
Nürnberg | Arena Nürnberger Versicherung

■ 29.1.10 bis 31.1.10
Hannover | TUI-Arena

■ 11.2.10 bis 14.2.10
Hamburg | Color Line Arena

■ 17.3.10 bis 20.3.10
München | Olympiahalle

■ 24.3.10 bis 28.3.10
Wien | Stadthalle

Tickets: www.dinosaurier-live.de