Wenn Wessi Ulrich Matthes und Ossi Charly Hübner im TV den Mauerfall nachspielen, wird das lustig und tragisch zugleich

So wie Charly Hübner, der mit seinem mecklenburgischen Karnevalsclub zünftig feierte, wissen die meisten Menschen, was sie am Abend des 9. November 1989 taten. Das historische Datum der Maueröffnung bleibt im Bewusstsein der Deutschen ein Fixpunkt freudiger Erinnerung.

Und wer sich nicht erinnert, dem hilft das Fernsehen gern auf die Sprünge. Zum 25. Jahrestag machen die Sender die Geschichte noch einmal zum Ereignis (alle Sendungen im Überblick finden Sie in der TV SPIELFILM 23/14 auf Seite 34).

Dem "Event" schlechthin widmet sich der TV-Film "Bornholmer Straße". Der im Titel angesprochene Grenzübergang im Norden Berlins markiert den Urknall der Wende, wo nach Schabowskis Wirrsatz "Das trifft nach meiner Kenntnis... ist das sofort, unverzüglich..." zu allerst Ostberliner zusammenliefen - und sich bald auf der anderen Seite wiederfanden.
Was dort geschah, erzählt der Film mit Charly Hübner und Ulrich Matthes in den Rollen des kleinen und des großen Grenzers. Zwei Schauspieler, die nicht nur darstellerisch genau wissen, worum es geht, sondern auch aus ihrer Biografie heraus.

TV SPIELFILM: Wo waren Sie, als die Mauer fiel?

CHARLY HÜBNER Ich hab's gar nicht mitbekommen.

Wie das?

CHARLY HÜBNER Wir hatten Generalprobe für unseren Auftritt zum 25. Jubiläum des Feldberger Karneval Clubs, dessen Präsident damals mein Vater war. Übrigens einer der ersten norddeutschen Karnevalsclubs überhaupt. Am 11. November sollten die Feierlichkeiten stattfinden, und die Generalprobe im Feldberger Kulturhaus lief am Abend des 9. November so spitzenmäßig, dass wir zum Tresen marschiert sind und durchgemacht haben.

ULRICH MATTHES Das heißt, ihr hattet bis zum nächsten Morgen keine Ahnung, was in Berlin passiert war?

CHARLY HÜBNER Genau. Ich musste am nächsten Morgen in die Kreisstadt, denn die Abiprüfungen standen an. Ich sitze also im 6-Uhr-Zug, habe einen Megakater, und mir gegenüber hocken zwei stadtbekannte Trinker. Die lallen irgendwas von, sie fahren jetzt nach Westberlin. Habe ich natürlich kein Stück ernst genommen.

Als ich in die Schule komme, fehlt die halbe Klasse. Frage ich: "Wo sind die denn alle?" Schütten sich die Restlichen aus vor Lachen und erklären mir, dass die Mauer offen sei.

Und dann haben Sie sich gleich aufgemacht in den Westen?

CHARLY HÜBNER Nee, ich bin erst fünf Tage später rüber, zu Verwandten nach Berlin-Schmargendorf (...)
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Susanne Sturm