Ein Kraftakt auf den letzten Metern: Gerade noch rechtzeitig, nur vier Monate nach Ende der Dreharbeiten, stellt Regisseur Thomas Arslan seinen komplexen Spätwestern "Gold" fertig, um ihn Anfang Februar 2013 im Wettbewerb der Berlinale zeigen zu können. Weil seine Hauptdarstellerin Nina Hoss krank ist, fehlt sie am Premierenabend auf dem roten Teppich.

Bei dieser Enttäuschung wird es nicht bleiben. Presse und Publikum reagieren verhalten auf einen Film, der ein Wagnis eingeht: Genrekino trifft auf Berliner Schule. Dabei bemüht Arslan keine billigen Westernklischees. Vielmehr erzählen seine klug komponierten Cinemascope-Bilder von einem wenig bekannten Kapitel der Geschichte: der deutschen Auswanderungswelle nach Amerika während des Klondike-Goldrausches in den 1890er-Jahren.

Und Emily Meyer, die von Hoss gespielte Heldin, ist Teil dieser Migration. Menschen, die heutzutage nach Europa einwandern möchten, werden wohl von ähnlichen Träumen wie Emily geleitet ...
Im Ausland fallen die Reaktionen auf "Gold" im Sommer enthusiastischer aus: Als der Film im Juli noch vor seinem regulären Deutschlandstart in die französischen Kinos kommt, wird er dort von viel Werbetamtam begleitet. Auf den Pariser Boulevards z. B. blickt Nina Hoss von riesigen Filmplakaten in beleuchteten Litfaßsäulen versonnen in die Ferne. Ein diskretes "Après ‚Barbara‘..." verweist auf ihren letzen Arthouse-Hit von Christian Petzold - mehr Worte braucht es nicht, um die Franzosen nach guten Kritiken in die Kinos zu locken...

Im November 2013 reist Arslan gut gelaunt nach New York: Das Museum of Modern Art zeigt "Gold" in der viel beachteten Retrospektive "The Berlin School: Films from the Berliner Schule". Kolleginnen und Kollegen wie Angela Schanelec, Christoph Hochhäusler und Ulrich Köhler präsentieren im MoMA ebenfalls Werke aus zwei Jahrzehnten. Famose Filme, die in Deutschland viele noch entdecken können ...

Gold
MI 10.6. ARTE 20.15