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"American Horror Story" im TV

Twin Peaks auf Acid

American Horror Story
Twentieth Century Fox

"Glee"-Macher Ryan Murphy erzählt eine "American Horror Story". Das ist so verstörend wie verrückt und erinnert an David Lynch

Teenager sind von Natur aus neugierig. Und so wollten auch die Kids aus "Glee" sehen, woran Serienchef Ryan Murphy arbeitet. Sie haben es bereut. "'American Horror Story' hat sie komplett verschreckt", erinnert sich Murphy verschmitzt an die Sondervorstellung für seine Sing-Stars.

"Ich will jetzt keine Namen nennen, aber einige hatten danach Einschlafprobleme. Es war zu hart für sie." Sie werden nicht die Einzigen sein, denen diese Geschichte den Schlaf raubt. Denn wie alle guten Gruselstorys lässt sie die Bilder des Grauens nicht auf dem TV-Schirm, sondern in den Köpfen der Zuschauer entstehen.
Vordergründig dreht sich die Serie um ein Geisterhaus, doch unter dem Dach der Villa spielt sich auch viel menschlicher Spuk ab. "Es geht um Sex, Untreue und unsere Urängste", sagt Murphy. Die neuen Bewohner bringen viel emotionalen Ballast mit.

Vivien (Connie Britton) und ihr Mann Ben (Dylan Mc - Dermott), ein Pschologe, sind mitten in einer schweren Beziehungskrise. Sie hatte eine Fehlgeburt, er hat es mit einer Studentin im Bett verarbeitet. In Los Angeles wollen sie gemeinsam mit Tochter Violet (Taissa Farmiga) einen Neuanfang versuchen. Doch dabei haben sie die Rechnung ohne ihre Mitbewohner gemacht.

Ein Kabinett des Grauens

Immer wieder stehen die hinterhältige Nachbarin (Jessica Lange) und ihre mit Down-Syndrom geborene Tochter in der Wohnung. Durch die Gänge geistern 1978 ermordete Zwillinge. Das Hausmädchen erscheint als alte Frau (Frances Conroy), doch für Ben wird sie zur Lustfantasie
(Alexan dra Breckenridge). Vivien hat Sex mit einem Mann in Latex. Und vom Grauen im Keller wollen wir erst gar nicht reden. All diese Figuren, lässt Ryan Murphy schon in der ersten Folge auf den Zuschauer los - und schafft es so, ihn zugleich zu faszinieren, zu verwirren und abzustoßen.

Sein surrealistisches Konzept erinnert an David Lynchs bahnbrechende Serie "Twin Peaks". Auch hier werden die Dämonen der Vergangenheit wachgerufen. Nach den ersten, das Personal einführenden Folgen enthüllt jede Episode ein Stück mehr von der Geschichte der Protagonisten - lebenden wie toten - und des Hauses, das wie ein eigenständiger, beunruhigender Charakter behandelt wird.

Material gibt es also genug, um die von Ryan Murphy anvisierten 100 Stunden zu füllen. Das Interesse des Publikums so lange zu halten, wird jedoch nicht einfach. Schließlich haben Murphys Inspirationsquellen, "The Shining" und "Rosemary's Baby", nicht umsonst schon nach 140 Minuten ihre Geschichte zu Ende erzählt.

Rüdiger Meyer