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Interview zu "Der Medicus"

Ben Kingsley ohne Vaterfigur

kingsley medicus
Ben Kingsley als Ibn Sina in "Der Medicus" Universal Pictures

Moses, Gandhi, Wiesenthal - Ben Kingsley ist darauf abonniert, die Großen der Geschichte zu verkörpern. So ist er selbst ein Großer, ein "Sir" geworden.

In der Buchverfilmung "Der Medicus" spielt er den Arzt aller Ärzte des Mittelalters, Ibn Sina. Eine Respektsperson wie der Schauspieler, der auch in Interviews immer ein Stück in seiner Rolle steckt, so streng und stechend ist sein Blick. Und dann dieses quälend lange Warten auf die Antworten...

TV SPIELFILM: Woher kommt Ihre Begeisterung fürs Traurige, das große Drama?

Ben Kingsley: Das klingt so negativ. Unser Film beginnt zwar mit dem Tod einer Mutter - aber das ist auch gut so. Wo wären wir ohne das Traurige?! Dann gäbe es nicht die wundervollen Stücke von Shakespeare und keine grandiose Musik.

Was hat Sie an der Rolle gereizt?
Ben Kingsley: Seine Lebenslust, seine Neugier, seine Intelligenz, seine Weisheit - es gibt vieles, was man an diesem Mann bewundern kann. Was mich aber am meisten berührt hat, sind diese Worte aus seiner Biografie: "Ich lebe lieber ein kurzes, breites Leben als ein langes und schmales."

Viele Ihrer Figuren ähneln sich, sind so erhaben.

Ben Kingsley: Ich hatte nie eine richtige Vaterfigur oder Vorbilder, denen ich nacheifern konnte, bei denen ich mich geborgen fühlte. Deswegen faszinieren mich solche Rollen.

Ihr Vater war Arzt. Sie selbst wollten immer Mediziner werden. Ist die Rolle eine Art Kompensation?

Ben Kingsley: Darauf werde ich nicht antworten.

Ihr Geburtsname ist Krishna Pandit Bhanji. Warum haben Sie sich in Ben Kingsley umbenannt?

Ben Kingsley: Weil es einfacher zu merken ist... und wegen meiner Sauklaue. (lacht)

Für die Dreharbeiten von "Der Medicus" waren Sie zum wiederholten Mal in Marokko...

Ben Kingsley: Ich liebe das Land. Die Menschen sind so offenherzig und freundlich. Es gibt ein Sprichwort dort: "Wenn du das Land richtig kennenlernen willst, bring ein Kind mit" - was für ein wunderbares Kompliment, gerade für einen Teil dieser Welt, der so oft als rückständig gilt.

Noch Wünsche für Ihre Karriere?

Ben Kingsley: Sie soll mein Vermächtnis sein. Jeder Film ein Stein. Und das Mosaik, das sie ergeben - das bin ich.

L. Seyda