.

Idris Elba über "Mandela: Der lange Weg zur Freiheit"

"Ich dachte, ich werde verrückt"

Nur einen Tag nach der Weltpremiere des Films "Mandela: Der lange Weg zur Freiheit" (ab 30.1.2014 im Kino) starb Nelson Mandela. Schauspieler Idris Elba über seine Erfahrung, den Friedensnobelpreisträger zu porträtieren:

Am 4. Dezember letzten Jahres traf TV Spielfilm Golden-Globe-Gewinner Idris Elba zum Interview über seine Hauptrolle in Justin Chadwicks Film "Mandela - Der lange Weg zur Freiheit". Es wurde ein denkwürdiges Datum - einen Tag später starb der südafrikanische Nobelpreisträger Nelson Mandela. Sein Tod wurde nach der Weltpremiere des Films in London den geschockten Kinogästen, unter ihnen Prinz William und Kate sowie Idris Elba, verkündet.
Vor Mandelas Tod fragten wir Idris Elba, wie er es schafft, einen Menschen zu porträtieren, um dessen Gesundheitszustand es so schlecht bestellt ist. Elba antwortete: "Ich habe Mandela selber noch nicht kennen gelernt. Mein größter Wunsch ist es, ihm eines Tages diesen Film zu zeigen und mit ihm darüber zu sprechen. Jede Nachricht über eine Verschlechterung seines Gesundheitszustand rammt mir ein Messer ins Herz. Auch wenn ich ihn nicht persönlich kenne, fühle ich mich ihm sehr nah."
TV SPIELFILM Wie vertraut waren Sie vor Beginn der Dreharbeiten mit dem Leben und Werk Mandelas?

IDRIS ELBA
Ich wusste soviel wie die meisten über ihn wissen: Dass er eine lange Zeit seines Lebens im Gefängnis verbracht hat, weil er für das Ende der Apartheit gekämpft hat. Mein Vater, der sehr an afrikanischer Politik interessiert war, hat früher BBC Radio gehört und sich so informiert. Dadurch habe ich schon von klein auf ein wenig über die Geschichte Südafrikas mitbekommen.

Was war das Erstaunlichste, was sie im Laufe der Dreharbeiten über Nelson Mandela gelernt haben?

IDRIS ELBA
Im Grunde genommen alles, was es über diesen Mann zu wissen gibt. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, die Mandela im Laufe seines Lebens an verschiedenen Stationen seines Lebens kennen gelernt hat, Freunde, Journalisten, Politiker. Aus diesen verschiedenen Teilen habe ich versucht, ein Gesamtbild zu puzzeln und ihn so darzustellen.

Wie haben Sie sich die sehr eigene Rhetorik von Mandela angeeignet?

IDRIS ELBA
Die Sprache Nelson Mandelas spielte eine sehr zentrale Rolle seines Wesens und seiner Ausstrahlung und war deshalb auch für mich als Schauspieler von großer Bedeutung. Mir war Mandelas Muttersprache Xhosa wichtig und wie diese Sprache sein Englisch beeinflusst hat. Auch das Englisch in Südafrika hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Das Johannesburg von 1960 ist nicht das Johannesburg von heute.
War es schwieriger, den jungen Mandela darzustellen, den die Weltöffentlichkeit kaum kennt, oder den Nelson Mandela von heute, der uns allen vertraut ist?

IDRIS ELBA
Auf jeden Fall war es schwieriger, den jungen Mandela darzustellen, eben genau aus dem Grund, weil er uns nicht bekannt ist.

Sie waren auch eine Nacht in Mandelas Gefängnis auf Robben Island.

IDRIS ELBA
Ja, ich habe da zwölf Stunden in einer Zelle verbracht, und schon nach dieser kurzen Zeit dachte ich, ich werde verrückt. Ich war richtig wütend und wusste nicht, worauf! Ich habe versucht, diese Wut und Emotion in mein Schauspiel einfließen zu lassen.

War es schwer, sich von einer solch beeindruckenden Rolle nach Ende der Dreharbeiten innerlich zu trennen?

IDRIS ELBA
Und wie! Ich musste während der Dreharbeiten in Südafrika für einige Tage nach London fliegen, um Szenen für "Thor" nachzudrehen. Ich setzte mir den Helm auf, den ich in "Thor" trage und dachte nur: Oje, wenn mich die Menschen in Soweto jetzt sehen könnten.

Der Film zeigt ein dunkles Kapitel der Menschheit, das Apartheit-Regime. Sind Sie selbst schon einmal Opfer von Rassismus geworden?

IDRIS ELBA
Zum Glück nicht in dem Ausmaß wie es damals in Südafrika. Aber ich wuchs in Ostlondon auf, wo die Nationale Front sehr präsent war. Als ich elf Jahre alt war, prägten Skinheads das Stadtbild. Es war schwierig, als Schwarzer an einer Gruppe weißer Jungs vorbeizugehen, weil man nicht wusste, was passieren würde.

Interview: Henrik Hohl