"Mich habe die 100 Meter noch nie so fertig gemacht!" Nach Luft japsend steht Andre De Grasse (21) auf der Laufbahn und schüttelt lachend den Kopf. Der WM-Dritte von 2015 hat mit 11 Sekunden eine völlig indiskutable Zeit hingelegt. Warum er trotzdem so kaputt ist, wird schnell ersichtlich: De Grasse, 100-Meter-Bestzeit 9,92 Sekunden, hat sich für ein sporthistorisches Experiment unter den Bedingungen und mit der Ausrüstung ins Rennen gestürzt wie Olympiasieger Jesse Owens vor 80 Jahren in Berlin.
Dass er beim sportlichen Vergleich mit der US-Sportlegende sieben Zehntelsekunden langsamer ist, erklärt der britische Sportwissenschaftler Steve Haake, Leiter des Zentrums für Sportingenieurwissenschaften an der Sheffield Hallam University, in der aufschlussreichen Arte-Doku "Der wahre Champion" unter anderem mit der "fehlenden Wettkampfsituation" und den völlig ungewohnten Umständen. Während De Grasse normalerweise auf synthetischen, rückfedernden Laufbahnen unterwegs ist, auf denen er sich mit ultraleichten Hightechschuhen perfekt nach vorn abdrücken kann, gerät er auf der Aschenbahn in den rekonstruierten Adidas-Tretern von Owens bei jedem Schritt ins Rutschen. Und dann ist da ja noch der Oldschool-Start: In Ermangelung von Startblöcken gruben sich die Sprinter früher mit einer Startschaufel eigenhändig kleine Löcher in die Bahn.
Dass er beim sportlichen Vergleich mit der US-Sportlegende sieben Zehntelsekunden langsamer ist, erklärt der britische Sportwissenschaftler Steve Haake, Leiter des Zentrums für Sportingenieurwissenschaften an der Sheffield Hallam University, in der aufschlussreichen Arte-Doku "Der wahre Champion" unter anderem mit der "fehlenden Wettkampfsituation" und den völlig ungewohnten Umständen. Während De Grasse normalerweise auf synthetischen, rückfedernden Laufbahnen unterwegs ist, auf denen er sich mit ultraleichten Hightechschuhen perfekt nach vorn abdrücken kann, gerät er auf der Aschenbahn in den rekonstruierten Adidas-Tretern von Owens bei jedem Schritt ins Rutschen. Und dann ist da ja noch der Oldschool-Start: In Ermangelung von Startblöcken gruben sich die Sprinter früher mit einer Startschaufel eigenhändig kleine Löcher in die Bahn.
Sport als Materialschlacht
Dass sich die Leistungen der Athleten über die Jahrzehnte in allen Sportarten verbessert haben, steht dennoch außer Frage. Haake nennt die wichtigsten Gründe: "bessere Ernährung, effektiveres Training, bessere Sportanlagen - und bessere Technik."
Selbst bei einer eher unkomplizierten Disziplin wie Laufen zeigt sich, dass die Ausrüstung für heutige Athleten bei der Jagd nach neuen Rekorden ein extrem wichtiger Faktor ist.
Der Eindruck verstärkt sich noch, wenn man technisch aufwendigere Sportarten betrachtet. Den seit jeher auch als Materialschlacht betriebenen Bobsport etwa, der sich vom Experimentierfeld kauziger Tüftler im Lauf der Jahrzehnte zum Tummelplatz von Technologietreibern wie BMW oder Ferrari entwickelt hat. Man könnte sagen "Formel 1 auf Kufen", denn ein Hightech-Viererbob der aktuellen Generation kostet um die 100 000 Euro.
Selbst bei einer eher unkomplizierten Disziplin wie Laufen zeigt sich, dass die Ausrüstung für heutige Athleten bei der Jagd nach neuen Rekorden ein extrem wichtiger Faktor ist.
Der Eindruck verstärkt sich noch, wenn man technisch aufwendigere Sportarten betrachtet. Den seit jeher auch als Materialschlacht betriebenen Bobsport etwa, der sich vom Experimentierfeld kauziger Tüftler im Lauf der Jahrzehnte zum Tummelplatz von Technologietreibern wie BMW oder Ferrari entwickelt hat. Man könnte sagen "Formel 1 auf Kufen", denn ein Hightech-Viererbob der aktuellen Generation kostet um die 100 000 Euro.
Ideales Aufwärmprogramm für Olympia 2016
Willkommen in der Holzklasse
Sportwissenschaftler Haake und sein Team wählten für ihr Experiment allerdings das Kajakfahren aus: Adam van Koeverden, der 2012 in London olympisches Gold im 500-Meter-Sprint holte, stieg von seinem Hightech-Carbonboot in einen Nachbau des historischen Kajaks um, das einst Schwedens sechsfacher Olympiasieger Gert Fredriksson durchs Wasser trieb.
Van Koeverdens 500-Meter-Bestzeit liegt mit 1:35 Minuten rund 39 Sekunden unter Fredrikssons Weltrekord von 1948. Es ist vor allem der technologische Fortschritt, der ihn um mehr als 40 Prozent schneller macht. Sein Kajak ist viel schmaler konstruiert und bietet dem Wasser deshalb weniger Widerstand. Und während Fredriksson ein ein Kilo schweres Holzpaddel mit leicht gebogenen Blättern in Händen hielt, wiegt ein modernes Carbonpaddel nur 600 Gramm und hat löffelartig geformte Blätter, mit denen sich das Wasser viel effektiver "schaufeln" lässt.
"Fühlt sich an wie eine andere Sportart", sagt Koeverden, als er in Fredrikssons Sperrholzkajak Platz nimmt.
Dass er im Ziel 9 Sekunden unter dessen Weltrekord von 1948 bleibt, macht den Probanden sichtlich stolz. Für ihn hat sich der wissenschaftliche Trip in die Vergangenheit gelohnt. Das gilt auch fürs Zuschauen.
Van Koeverdens 500-Meter-Bestzeit liegt mit 1:35 Minuten rund 39 Sekunden unter Fredrikssons Weltrekord von 1948. Es ist vor allem der technologische Fortschritt, der ihn um mehr als 40 Prozent schneller macht. Sein Kajak ist viel schmaler konstruiert und bietet dem Wasser deshalb weniger Widerstand. Und während Fredriksson ein ein Kilo schweres Holzpaddel mit leicht gebogenen Blättern in Händen hielt, wiegt ein modernes Carbonpaddel nur 600 Gramm und hat löffelartig geformte Blätter, mit denen sich das Wasser viel effektiver "schaufeln" lässt.
"Fühlt sich an wie eine andere Sportart", sagt Koeverden, als er in Fredrikssons Sperrholzkajak Platz nimmt.
Dass er im Ziel 9 Sekunden unter dessen Weltrekord von 1948 bleibt, macht den Probanden sichtlich stolz. Für ihn hat sich der wissenschaftliche Trip in die Vergangenheit gelohnt. Das gilt auch fürs Zuschauen.