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Frank Buschmann im Interview

"Frankreich wird Europameister"

Frank Buschmann
"Buschi" steht für eine klare Meinung, so auch bei der Prognose für die EM 2016 Frank Aures

Frank Buschmann ist nicht nur für seine bissigen Sprüche bekannt - er ist auch ein echter Fußball-Fachmann. Wir haben ihm für das EM-Turnier in Frankreich seinen Favoriten entlockt...

Frank Buschmann wird zur EM 2016 für SAT.1 seinen Platz im Europapark Rust einnehmen und dort den "ran EM-Talk" präsentieren. Das betrifft sechs Spiele zwischen dem 19. und 22. Juni, die am Ende der Gruppenphase aufgrund der Wettbewerbssituation parallel zu den Spielen von ARD und ZDF ausgetragen werden. Wir haben den Kult-Kommentator getroffen und ihm ein paar Fragen zur Euro 2016 in Frankreich gestellt.

Was erwartet den Zuschauer ab 23:45 Uhr in ihrem "ran EM-Talk"? Und was unterscheidet das Sat.1-Format vom EM-Club mit Alexander Bommes und Arndt Zeigler im Ersten?

Der Zuschauer kann eine Rundum-Berichterstattung um die Spiele die wir übertragen erwarten, die sehr nah am Fan sein wird. Meinem Image, dass ich nahbar bin und dass ich Fans und Fußballfans ernstnehme und mit denen gerne diskutiere, werde ich auf jeden Fall gerecht. Ich darf an dieser Stelle zwar noch nicht verraten, wer alles an meiner Seite sitzen wird, möchte aber sagen, dass wir eine unglaublich tolle Runde zusammenbekommen. Und ich glaube, dass die Leute bei uns vielleicht auf eine andere Art und Weise unterhalten werden.

Was für eine Art wird das genau sein?

Es ist immer blöd, wenn man sagt: "Vielleicht etwas lockerer". Aber ich glaube, dass wir da Ideen haben, die auch die Einbindung der Zuschauer und zwar nicht nur der, die im Europapark Rust vor Ort sind, sondern auch der die Zuhause am Bildschirm sitzen. Stichwort: 2nd-Screening. Wir werden das auf eine Art und Weise machen, die der ein oder andere von unseren RAN-Fußball-Übertragungen auf Sat.1 kennt und da kann man sich drauf freuen.

Von den sechs Spielen, die Sat.1 durch die Sublizenz von ARD und ZDF live zeigen kann, steht nur die Partie Ukraine - Polen fest. Welche fünf weiteren Partien würden Sie sich wünschen?

Da muss ich eine Fußballfloskel loswerden: Das Leben ist kein Wunschkonzert. Es ist ja bekannt, dass ARD und ZDF die erste Wahl haben. Ich hoffe ganz einfach darauf, dass es bei den Spielen noch sportlich um etwas geht. Das heißt, dass es nicht egal ist, wie es ausgeht, ganz einfach. Außerdem wünsche ich mir Spannung und Dramatik.

Meinen Sie, die Leute schalten dafür Sat.1 ein?

Nehmen wir mal den Fall des Parallelspiels zur deutschen Mannschaft: Wenn da das Spiel zwischen der Ukraine und Polen auch für Deutschland noch irgendeine Bedeutung hat, dann wird da schon der ein oder andere zu uns rüberzappen. Und ansonsten wünsche ich mir für die Spiele einfach, dass sie so mindestens im Bereich 2:2, 3:3 liegen, dass Tore fallen und die Leute am nächsten Tag über die Spiele sprechen und vielleicht auch über das, was wir da gemacht haben.

Warum lohnt es sich dieses Jahr denn besonders, die EM zu verfolgen?

Weil ich glaube, dass die EM überhaupt nicht vorhersehbar ist. Es ist eine absolute Wundertüte. Der Gastgeber ist immer hoch einzuschätzen und ich glaube in Frankreich wird es tatsächlich eine Rolle spielen, dass es ein starkes Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl geben wird - auch durch die Anschläge, die wir in Paris erleben mussten. Da wird eine ganz besondere Stimmung entstehen, ein ganz besonderes Gefühl im Land. Das wird die Mannschaft tragen oder erdrücken, wie wir es mit Brasilien erlebt haben 2014 bei der WM. Aber ich glaube die Franzosen werden getragen.

Abgesehen von Deutschland: Wer steht auf ihrem Favoriten-Zettel für die EM-Endrunde?

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Belgien eine gute Rolle spielen wird, weil die zumindest was die Einzelspieler betrifft, eine super Mannschaft haben. Bei Deutschland könnte ich jetzt sagen, wir sind eine Turniermannschaft, wir kommen immer weit. Deutschland ist natürlich immer ein sicherer Viertelfinal-Kandidat und alles was dann kommt, ich hasse es zu sagen, hängt wirklich von der Tagesform ab und vielleicht von einem Gegner, der einem liegt oder nicht. Aber natürlich gehört die Mannschaft immer zum Favoritenkreis.

Und wer gewinnt am Ende das Ding?

Ich glaube Frankreich wird Europameister.

Am 30. Mai gibt Jogi Löw seinen endgültigen EM-Kader für Frankreich bekannt. Wer würde bei Ihnen im Sturm auflaufen und mit welchen Überraschungen rechnen Sie?

Boah! (grübelt) Jogi Löw ist nicht kalkulierbar muss man sagen. Bei mir im Sturm wäre immer Thomas Müller gesetzt. Ich glaube einfach, wenn man gewinnen will, braucht man Müller. Der wäre also immer gesetzt und dann kommt es auf den Spielverlauf an: Wenn du noch zwingend ein Tor brauchst in den Schlussminuten, dann kommt halt zwanzig Minuten vor Ende Mario Gomez, den ich nicht als Starter sehe, aber der eine super Saison gespielt hat in der Türkei. Ansonten wäre es ausnahmslos Thomas Müller, denn der macht ja tatsächlich aus Nichts ein Tor.

Und wird es Überraschungen geben?

Also von den vier Youngstern (Anm. d. Red.: Joshua Kimmich, Julian Brandt, Julian Weigl und Leroy Sané), die der Nationaltrainer berufen hat, werden wir mindestens zwei sehen. Da tippe ich mal, dass Joshua Kimmich vom FC Bayern dabei sein wird und die weitere Berufung ist verdammt schwer. Ich persönlich würde Julian Brandt von Bayer Leverkusen mitnehmen, der ist so ein Instinkt-Fußballer und die Typen mag ich. Aber ich bin nicht Jogi Löw.

Sie sind jetzt nicht als Musikexperte verschrien, aber was halten Sie eigentlich vom EM-Song "Jeder für Jeden" mit Herbert Grönemeyer?

Ich halte von diesen ganzen Songs überhaupt nichts. Ich bin Traditionalist. Ich weiß, es gab auch früher schlechte WM- und EM-Songs, aber ich finde es gruselig, eigentlich durchgehend und immer - das finde ich fast so schlimm, wie irgendwelche Marketing-Claims wie "Vive La Mannschaft" (Anm. d. Red.: EM-Spot von Mercedes Benz) - das ist etwas, womit ich große Probleme habe. Ingesamt das Drumherum - auch wenn man mir sagt, ich wäre ein Show-Man - das ist selbst mir zu viel.

Eine Frage zum Schluss: Machen sie eigentlich etwas Spezielles mit ihrer Stimme, wenn sie Einsätze als Kommentator haben?

Ich muss, und das fällt mir wirklich schwer, vorher und zwischendurch ein bisschen Ruhe geben und schweigen. Aber ich überstehe jede Übertragung. Da wird dann Tee getrunken, da werden Salbei-Bonbons gelutscht und dann komme ich da durch. Irgendwann ist aber natürlich auch einfach Feierabend. (lacht)