Memento
Man kann den Film vorwärts oder rückwärts sehen - es ändert nichts daran, dass einmal nicht genügt: Christopher Nolans Film, basierend auf der Kurzgeschichte seines Bruders Jonathan Nolan, erzählt rückwärts Leonards (Guy Pearce) Suche nach dem Mörder seiner Frau. Dass er sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat, hilft dabei nicht unbedingt weiter. Selbst wenn man von dem DVD-Extra Gebrauch macht und den Film chronologisch erzählt sieht, verliert er nicht seine erzählerische Komplexität.
Fight Club
Während die großen Themen Anarchie und Konformität in diesem David Fincher Streifen schnell feststehen, zieht die Bedeutung der Identität fast unbemerkt an einem vorbei: Edward Norton als schlafloser Büroangestellter und Brad Pitt als sein anarchisches Alter-Ego liefern zahlreiche verbale und visuelle Clues, die vorab auf das Ende verweisen. Einer dieser Filme, von denen man sich wünscht, ihn nochmal zum ersten Mal sehen zu können.
Enemy
Ganze Artikel plagen sich damit ab, dem Zuschauer nachträglich zu erklären, was er eigentlich gesehen hat: Denis Villeneuves Film auf inhaltlich kohärenter Ebene verstehen zu wollen, ist nämlich aussichtslos. Die Geschichte über einen gelangweilten Professor, der auf einmal seinen Doppelgänger, einen erfolglosen, aber deutlich aufregenderen Schauspieler, trifft, ist rational nicht erklärbar. Stattdessen steht fast jedes gesprochene Wort als Metapher für etwas anderes, tieferliegendes. Grundkenntnisse in der Psychoanalyse, insbesondere dem Unterbewusstsein und Freuds Drei-Instanzen-Modell schaden hier genau so wenig wie Kenntnisse über die symbolische Bedeutung der Spinne.
Mullholland Drive
Es ist mit Sicherheit nicht der einzige Film von David Lynch, den man zweimal sehen möchte, dafür aber der am heißesten diskutierte: Die Intepretationsmöglichkeiten von "Mullholland Drive" sind so zahlreich wie unzufrieden stellend und was eigentlich Halluzination, Traum, Metapher oder Wirklichkeit ist, dürfte bis heute den wenigsten klar sein. Das Bedürfnis nach Aufklärung ging sogar soweit, dass der Regisseur zehn Hinweise veröffentlichte, die zum Verständnis beitragen sollten. Als ob das alles nicht noch mehr Fragen aufwerfen würden...
Prestige
Christopher Nolans Hang zu komplexen Filmen geht zwar nicht immer auf (wir erinnern uns an die Bücherregal-Szene aus "Interstellar"), aber "Prestige" ist einer jener seltenen Filme, die unterhaltsam genug sind, um sie zu genießen und gleichzeitig so vielschichtig, um als Zuschauer gefordert zu sein. Wie stark die unterschiedlichen Zeitebenen miteinander verflochten sind, kann man erst beim zweiten Screening wirklich würdigen, wirkt die Geschichte doch zunächst einmal sehr stringent, wenn auch etwas mysteriös erzählt.
Die üblichen Verdächtigen
"Der größte Trick, den der Teufel je gebracht hat, war die Welt glauben zu lassen, es gäbe ihn gar nicht."
Während alle auf Keyser Söze achteten, entging jedem der unauffällige Kleinkriminelle Verbal Klint, der von dem sagenumwobenen Gangsterboss berichtete. Dass es sich bei beiden Charakteren um dieselbe Person handelt, wird erst zum Schluss klar - obwohl der Film bei mehrmaligem Betrachten zahlreiche Hinweise einstreut. Mit diesem Wissen wird die Dreistigkeit und Finesse, mit der Klint während des gesamten Verhörs von sich selbst erzählt, erst richtig bewusst.
Während alle auf Keyser Söze achteten, entging jedem der unauffällige Kleinkriminelle Verbal Klint, der von dem sagenumwobenen Gangsterboss berichtete. Dass es sich bei beiden Charakteren um dieselbe Person handelt, wird erst zum Schluss klar - obwohl der Film bei mehrmaligem Betrachten zahlreiche Hinweise einstreut. Mit diesem Wissen wird die Dreistigkeit und Finesse, mit der Klint während des gesamten Verhörs von sich selbst erzählt, erst richtig bewusst.
The Sixth Sense
Wie konnte man das nur übersehen!? Der König der Plot-Twists M. Night Shyamalan legte mit "The Sixth Sense" 1999 einen Überraschungserfolg hin, der auch heute noch gern zitiert wird. Während der Zuschauer beim ersten Sehen eifrig verfolgt, wie der Kindheitspsychologe (gespielt von Bruce Willis) einem Jungen helfen will, der tote Menschen sieht, ändert sich das zweite Seherlebnis vollständig. Plötzlich werden Hinweis entdeckt, die überall versteckt sind und Szenen gänzlich neu interpretiert, die zuvor eine völlig andere Bedeutung hatten, beispielsweise das clever inszenierte Abendessen mit seiner Frau.
Virtual Nightmare - Open Your Eyes
Die Handlung von "Open Your Eyes" mag besser bekannt sein durch das amerikanische Remake "Vanilla Sky", das vier Jahre später mit den Hollywood-Stars Tom Cruise und Cameron Diaz erschien, das spanische Original von Alejandro Amenábar ist aber noch faszinierender inszeniert: Nach einem Autounfall ist das Gesicht eines Mannes entstellt - aber auch die Realität beginnt, ihre eigentliche Form zu verlieren. Was Traum, Illusion, Wahn oder Wahrheit ist, hält den Zuschauer durchgehend auf Trapp - und macht das zweite Sehen deutlich entspannter, wenn auch nicht weniger interessant.
Stay
Auch in "Stay" stellt sich die Frage nach Realität und Wahn: Ewan McGregor versucht als Psychiater seinen Patienten (Ryan Gosling) von einem geplanten Selbstmord abzubringen. Inwieweit der Psychiater aber selbst zurechnungsfähig ist, ist irgendwann nicht mehr zu erkennen, während die verschiedenen Realitätsebenen verschwimmen. Auch nach mehrmaligem Schauen bleibt das surreale Meisterwerk von Marc Forster Teil der eigenen Interpretation.
Donnie Darko
Aus der Rubrik "Filme, die man so oft man will sehen kann und trotzdem nie ganz verstehen wird": Die Freundschaft zwischen Donnie Darko und einem gruseligen Hasen namens Frank ist nicht das einzige ungewöhnliche Vorkommnis in Richard Kellys Arthouse-Klassiker. Unter Berücksichtigung von Zeitreisen, Hypnose und parallelen Universen lässt sich dieser Film in Dauerschleife wiederholen und neu interpretieren - es könnte alles stimmen. Oder auch nichts davon.