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Die Super Nanny

TV-Kritik: Keine Reality mehr im TV

"Die Super Nanny" wird eingestellt. Katharina Saalfrank beklagt "Scripted Reality" in ihrer Sendung, RTL beklagt die schlechten Einschaltquoten. Der TV-Kritiker beklagt eine fehlende gesetzliche Kennzeichnungspflicht für TV-Inhalte

Das Gekreische ist mal wieder groß. "Super Nanny" Katharina Saalfrank schmeißt bei RTL hin, weil sie" Kinder nicht mehr leiden sehen kann" ("Bild"-Zeitung). Laut "Spiegel-Online" beklagt sich die 40-jährige Pädagogin in einer internen E-Mail, dass "ihre erzieherischen Inhalte bei der Produktion der Sendung massiv in den Hintergrund gedrängt worden sind" und dass "gegen pädagogischen Interessen eingegriffen" wurde, "was sicher an der Entwicklung des medialen Markts hin zu gescripteter Realität geschuldet sei".

Boah, voll die Kritik - ausgerechnet an RTL. Bereits seit 2004 suchte die Erziehungsexpertin Familien mit tobsüchtigen Kindern und überforderten Eltern auf, was anfangs noch lehrreich war (stille Treppe) und sich zu einem Klassiker des sogenannten Help-TV entwickelte. Aber bereits 2005 gab es für dieses Format den "Preis der beleidigten Zuschauer" die Verletzung der Würde von Kindern durch Vorführen in Extremsituationen. Immer wieder war "Die Super Nanny" ein Thema bei der "Kommission für Jugendmedienschutz" und es hagelte mehrfach Geldstrafen für die Sendung. Ein häufiger Vorwurf lautet, dass in der Sendung die Kinder dazu animiert werden, vor der Kamera auszurasten, was als Verstoß gegen die Menschenwürde gesehen wird.


Die ganzen Vorwürfe sind also nicht neu und in anderen Formaten wird noch dreister inszeniert. "Bauer sucht Frau" ist Laienspiel, bei "Das Supertalent" werden schon einmal "Human Touch"-Geschichten zugespitzt und die Schnitte ins Publikum haben meist auch wenig mit dem Geschehen auf der Bühne zu tun. Es ist unwahrscheinlich, dass bei "Germany´s Next Topmodel" und anderen Doku-Soap-Formaten nicht inszeniert wird. Zeitgenössisches Fernsehen entsteht halt in der Postproduktion.

Vielleicht hilft da dem Zuschauer eine Kennzeichnungspflicht der Inhaltsstoffe wie bei Lebensmitteln. Diese Doku-Soap besteht aus 10 Prozent Doku (die echten Darstellern) und 90 Prozent Soap (den Regieanweisungen). Vielleicht sollte man für Erziehungssendungen dann tatsächlich einfach auf die echten Kinder verzichten.

Kai Rehländer