Kaum ein Gewaltverbrecher schürt ähnliche Ängste wie der Serienkiller. Schließlich mordet dieser oft willkürlich und ohne vorherigen Kontakt zum Opfer. Dass laut FBI nur ein Prozent aller Tötungsdelikte in den USA auf das Konto von ­Serienmördern geht, lässt uns trotzdem nicht ruhiger schlafen. Ein Grund dürfte in der Mysti­fizierung liegen, die diese Tätergruppe durch die Verfilmungen nicht nur im Hollywood-Kino erfährt. Als Spielart des Gangsterfilms und/oder Psychothrillers hat sich der Serienkillerfilm zum eigenen Subgenre formiert, der in den Neunzigerjahren durch Filme wie "Das Schweigen der Lämmer" in Mode kam. Heute ist die Figur des angsteinflößenden Wiederholungstäters in jeder Fernsehkrimireihe präsent.

Das Geschäft mit den Morden

Zu dunklen und damit filmreifen Mythen sind Gewalttäter geworden, wenn sie wie John Wayne Gacy verkleidet auf Straßenfesten auftraten: Gacy ging als "Killer Clown" in die Geschichte ebenso wie in die Filmgeschichte ein, ­obwohl er keines seiner Opfer in Schminke und Perücke tötete. Oder wenn sie wie die Psychopathen Ed Gein oder Joe "Alligator Man" Ball ihren Opfern auf besonders perfide oder perverse Art das Leben nahmen. Ihr Morde wurden von begeisterten Horrorproduzenten als Inspiration genommen. Besonders fantasie­anregend ist die Sorte Serien­killer, die nicht geschnappt wurden. Figuren wie Jack the Ripper oder der Zodiac-Killer sind Nährboden für Tätertheorien und liefern damit reichlich Stoff für Interpretation und Spekulation.
Aus der Faszination ist längst auch ein Geschäft geworden. In Scharen besuchen Touristen das Haus, in dem Ed Gein mordete. Zigtausende Dollars werden mit Murderabilia verdient - das Grauen als Nippesfigur. Übrigens: Laut FBI sind allein in den USA 25 bis 50 Serienkiller aktiv. Schlafen Sie gut.

Die 10 besten Filme über Serienkiller

Nicht nur Serienkiller sind fasziniert vom Morden. Auch die Filmindustrie ist es. Immer wieder dienen
die Täter und die Taten als Vorbild für Filme oder Serien.
Caril Ann Fugate und Charles Starkweather ("Badlands")

Die Morde des Paars, das zehn Opfer innerhalb von neun Tagen tötete, inspirierten auch "Kalifornia" und "Natural Born Killers". Terrence Malicks Badlands mit Michael Sheen und Sissy Spacek (Foto) ist die beste Adaption, auch wenn Malick die Verbindung zum Fall erst später zugab.
Der Zodiac-Killer ("Zodiac")

Offiziell werden dem bis heute nicht überführten Zodiac-Killer fünf Morde zugeordnet. Er selbst sprach in verschlüsselten Geständnisbriefen von 37 Opfern, die er Ende der 1960er in San Francisco ermordet haben will. David Fincher zeichnet in Zodiac die Jagd eines Cartoonisten ­(Jake Gyllenhaal) nach dem Täter minutiös nach.
Fritz Haarmann ("Der Totmacher")

In Form eines Kammerspiels protokolliert Romuald Karmakar in Der Totmacher die psychia­trische Befragung des Hannoveraner Serienmörders. Götz George liefert in der Rolle des 1925 hingerichteten Haarmann seine beste Performance.
Andrei Chikatilo ("Citizen X")

Mehr als 50 größtenteils Minderjährige ermordete Chikatilo (Foto) zwischen 1978 und 1990. Der Fall aus dem südrussischen Rostow inspirierte den Bestseller "Kind 44", doch der HBO-Film Citizen X war näher an der Realität: Ein Forensiker (Stephen Rea) versucht, den Täter zu fassen, wird aber von der sowjetischen Bürokratie an seiner Arbeit gehindert.
Aileen Wuornos ("Monster")

Innerhalb eines Jahres tötete die Prostituierte Aileen Wuornos sieben Männer - nach eigener Aussage in Notwehr. Kurz nach Wuornos'' Hinrichtung 2002 verfilmte Patty Jenkins ("Wonder Woman") in Monster ihren letzten Lebensabschnitt. Charlize Theron erhielt den Oscar.
Ted Bundy ("Alptraum des Grauens")

Kaum einer weiß, dass "Navy CIS"-Veteran Mark Harmon 1986 Sexiest Man Alive war. Noch weniger wissen, dass er im gleichen Jahr Ted Bundy spielte, der mindestens 30 Frauen und Mädchen missbrauchte und tötete. Der akkurate TV-Film Alptraum des Grauens zeigt Bundys Taten ab Juni 1974.
Charles Manson ("Helter Skelter")

Nicht wie viele Menschen er töten ließ, sondern wen, hat Sektenguru Charles Manson bekannt gemacht. Unter den sieben Opfern, die seine Anhänger für ihn umbrachten, war die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate, Ehefrau von Roman Polanski. Der TV-Film Helter Skelter erzählt die Verbrechen aus Sicht von Sektenmitglied Linda Kasabian.
Ed Gein ("Blutgericht in Texas")

Der Mörder und Leichen­schänder Gein inspirierte Norman Bates aus "Psycho", Buffalo Bill aus "Schweigen der Lämmer" und den Horrorstreifen Blutgericht in Texas, der bei uns bis 2011 auf dem Index stand. Regie führte der im August 2017 gestorbene Tobe Hooper.
John Christie ("Rillington Place")

Bei britischen Serienmördern denkt man an Jack the Ripper oder Dennis Nilsen, dessen Morde im Film "Cold Light of Day" festgehalten wurden. Doch für das britische Justizsystem war kein Serienkiller bedeutender als John Christie. Weil die ersten beiden Morde - unter Mithilfe Christies - seinem Nachbarn Timothy Evans zugeschoben wurden, begann in Großbritannien ein Umdenken über die Todesstrafe. Christie selbst ereilte sie aber noch. 1971 schilderte der Film "John Christie, der Frauenwürger von London" die Taten. Jetzt spielt ihn Tim Roth in der Miniserie Rillington Place.
Henry Lee Lucas ("Henry: Portrait of a Serial Killer")

Weil Henry: Portrait of a Serial Killer sein Subjekt urteilsfrei zeigt, war der Film bis 2012 indiziert. Michael Rooker legt in der Hauptrolle ein beeindruckendes wie bedrückendes Filmdebüt hin. Der echte Henry, von dem das Ausmaß seiner Taten nicht bekannt ist, wurde zum Tode verurteilt, aber von Gouverneur George W. Bush 1998 begnadigt.