.

Der WM-Blog

"Wir knallen die Deutschen durch die Wand"

Von Pferdeküssen und Menschenbissen
imago sportfotodienst

Jürgen Klinsmanns Kampfrede vor dem "Finale" gegen Deutschland

"Wir knallen die Deutschen durch die Wand"

Donnerstag, 26. Juni, 12 Uhr, Fußball-Arena Pernambuco in Recife, Mannschaftskabine der USA. Eine Stunde vor dem entscheidenden Vorrundenspiel gegen Deutschland richtet sich US-Coach Jürgen Klinsmann in einer lautstarken Ansprache an seine Spieler:

"Männer, das ist etwas ganz Besonderes heute. Das ist das Endspiel um die Gruppe. Wenn wir die Deutschen packen, und die packen wir heute, dann sind wir einen Riesenschritt, einen Riesenschritt weiter. Es wird eine ganz besondere WM, für uns alle, wir fiebern mit auf der Bank. Der Rest passiert auf dem Platz. Okay? Und sollte etwas schief gehen, Standardsituation, die gehen 1:0 in Führung, das ist kein Problem, das ist absolut kein Problem. Körpersprache, wie ist die Körpersprache? Jermaine (Jones, d. Red.)?"

Jermaine Jones: "Brust raus."

Jürgen Klinsmann: "Brust raus! Wenn was passiert, Brust raus! Und sofort nachsetzen! Und dann nutzen wir den Vorteil im Kopf, die Deutschen stehen mit dem Rücken zur Wand! Und wir knallen sie durch die Wand hindurch!

Wir sind angekommen an einem Punkt, Männer, wo es darum geht, dass jeder, der bei diesem Turnier dabei ist, Respekt vor uns bekommt. Und deshalb, absolutes Muss, von der ersten Sekunde an, macht jeder, aber auch jeder seinen Job. Wenn einer meint, er könnte es locker angehen lassen, dann ist er in 20 Minuten vom Platz. Wenn wir, der Andi (Co-Trainer Andreas Herzog, d. Red.) und ich, sehen, da läuft einer nicht, einer ist gedanklich nicht im Spiel, dann ist ein anderer so schnell für ihn drin, so schnell könnt ihr gar nicht schauen. Deswegen bitte ich euch, von der ersten Sekunde an, lasst uns den Deutschen den Schneid abkaufen. Wir verschaffen uns heute Respekt, bei allen Nationen, die da draußen zuschauen, keiner will mehr gegen die USA spielen. Aber erst einmal müssen wir denen heute auf die Fresse geben.

Wir sind immer in Bewegung, immer auf Tuchfühlung, es geht darum, zuzubeißen, kontrolliert, höchst aggressiv, aber diszipliniert. Deswegen haben wir unseren Captain, die kennen unseren Captain noch gar nicht. Zwei Mal haben wir sie am Rande gehabt, zwei Mal haben wir sie am Rande gehabt, ohne Clint (Dempsey, der Kapitän, d. Red.), aber heute sind die fällig, ich schwör's euch, die sind fällig, absolut fällig.

Die Deutschen haben Muffe, die haben Muffe vor euch. Die kommen mit der voll defensiven Variante und wollen uns auskontern. Weil sie sich in die Hosen machen. Das heißt für uns, die lassen wir gar nicht zum Atmen kommen. Geoff (Cameron, d. Red.), du ergreifst jede Möglichkeit, da vorne mit reinzugehen. Der Özil, der spürt deinen Atem, Geoff, der spürt deinen Atem. Du machst das Ding da zu, mit dem Fabian (Johnson, d. Red.) daneben. Mit dem Matt (Besler, d. Red.), wir ziehen alle zusammen. Dann ist da zu, das ist dicht. Da kommt keiner durch. Diese Woche sind wir dabei, Geschichte zu schreiben. Wir packen diesen Moment."

Die Spieler stehen auf. Sie bilden in der Kabine einen großen Kreis. Mannschaftskapitän Kapitän Clint Dempsey tritt in die Mitte und spricht: "Männer, vier Gründe, warum wir heute das Spiel gewinnen. Nummer eins: Kampf, absoluter Kampf, bis zu totalen Erschöpfung. Nummer zwei: Absoluter Wille, keinen Ball verloren geben, jedem Zweikampf hinterher. Nummer drei: Mut, so spielen, wie wir das können, und wir sind verdammt gut, Männer. Nummer vier: Wir sind ein Team, und wir gewinnen das Spiel zusammen. Und wir gehen jetzt raus und hauen die Scheißer weg!"

(Alle Zitate stammen aus den Kabinenansprachen von Jürgen Klinsmann bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Der Spieler, der damals in der Umkleide zum Team sprach, war Torsten Frings. Auch dessen Rede hat Regisseur Sönke Wortmann in seinem Film "Deutschland. Ein Sommermärchen" dokumentiert. Wir haben die Ansprachen von Jürgen Klinsmann nur an wenigen Stellen an den Gegner Deutschland angepasst.)

Helmut Monkenbusch