Au Mann, aktueller geht es kaum. Gestern kündigte die ARD die "Hart aber Fair"-Sendung noch mit dem Titel "Die` Berliner Bröseltruppe: Wer führt Deutschland aus der Atomkrise?" an, heute vermeldet die Homepage, dass nun die Frage "Guido über Bord, Boygroup an Deck" - wer steuert Schwarz-Gelb aus der Krise?" diskutiert werden soll. Aber keine Angst, die Gäste bleiben die gleichen: Der Talkshowjournalist Hans-Ulrich
Jörges (Stern) fehlt ebenso wenig wie der Talkshowschauspieler Sky du Mont oder FDP-Boygroup-Mitglied Christian Lindner. Weil offenbar Allzwecktalkgast Hans-Olaf Henkel und Gregor Gysi keine Zeit hatten, dürfen die Grüne Bärbel Höhn und der zu den Grünen konvertierte Ex-Häuptling der Jungen Union Schwaben Alexander Kolb mit in der Runde sitzen.
Für die Zuschauer von "Lisas Fluch", das vor "Hart aber Fair" läuft, sind Talkshow-Zombies eine echte Erlösung nach dem esoterischen Quark, der kindischen Story die ohne jedes Gespür für Athmo und Tonfall 90 Minuten beste Sendezeit blockiert.
Bei Kabel 1 werden sie sich über die Fehlleistung des öffentlich-rechtlichen Senders freuen. Denn das auf diesem Sender ausgestrahlte "Tiger & Dragon" ist wirklich großes Kino. Ang Lee ("Brokeback Mountain") erschaffte hier durch die Vermengung von furios choreographierten Kämpfen und einem lyrischen Drama über unerfüllte Liebe, Egoismus und Selbstlosigkeit eines der besten Martials-Arts-Abenteuer aller Zeiten.
Die Fans von fernöstlicher Filmfeinkost kommen im Anschluss bei "House of Flying Daggers" nochmals auf ihre Kosten. "Hero"-Regisseur Zhang Yimou zündet ein Feuerwerk aus Fights und Farben. Und vermengt grandios eine herzergreifende Lovestory und einen Actionrausch.
Dass die ARD aber auch durchaus gute Filme im Archiv hat, zeigt sich meist nach der Geisterstunde. Das Weltkriegsmelodram "Lili Marleen" wurde beim Kinostart 1981 zwar von einem Teil der Kritik verrissen, der Film gehörte aber zu den kommerziell erfolgreichsten Filmen von Rainer Werner Fassbinder und ist bis zur letzten Rolle exzellent mit deutschen Stars besetzt. Bemäkelt wurde damals, dass sich Fassbinder bei "Lili Marleen" zu sehr der Ästhetik der alten UFA-Filme bediente, was aber 30 Jahre später niemanden mehr auffallen würde.
Kai Rehländer

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