Noch vor wenigen Jahrzehnten wäre es wohl schwierig gewesen, Geschichten wie diese im deutschen Fernsehen zu zeigen. Geschichten von deutschen Nazis - aber nicht als Täter oder Mittäter, sondern als Retter von Menschenleben. Dass inzwischen andere, differenzierte Blicke auf die eigene Historie heute möglich sind, zeigen Filme wie "John Rabe" und "Laconia".
Der 13 Millionen Euro teure Zweiteiler, eine Produktion der deutschen Filmproduktionsfirma Teamworx und der britischen Talkback Thames, schildert akkurat - und vom britischen Star­autor Alan Bleasdale in siebenjähriger Entwicklungsarbeit sauber recherchiert - ein vergessenes Kriegsdrama, in dessen Mittelpunkt Korvettenkapitän Werner Hartenstein (gespielt von Ken Duken) steht.

Am 19. August 1942 läuft Hartenstein mit dem Tauchboot U 156 in Richtung Südatlantik aus. 600 Seemeilen vor der west­afrikanischen Küste sich­­tet er am Vormittag des 12. September einen britischen Truppentransporter und lässt zwei Torpedos abfeuern. Was Hartenstein nicht weiß: An Bord der "Laconia" sind 366 Passagiere und 1800 italienische Kriegsgefangene.
Als U 156 auftaucht, bietet sich der Mannschaft ein Bild des Grauens. Das Wasser ist schwarz von Leichen, Über­le­bende drängen sich in viel zu engen Rettungsbooten, schwimmen um ihr Leben. Hartenstein, ein überzeugter Militär, gibt den Befehl, so viele Schiffbrüchige wie möglich zu retten. 132 werden an Bord geholt, die übrigen in Rettungsbooten mit Nahrung, Decken und Getränken versorgt.

Parallel dazu setzt Hartenstein einen offenen Funkspruch ab, bittet Freund - und Feind - um Hilfe und wartet. Am 16. September passiert das Unfassbare. Ein US-Bomber greift U 156 aus der Luft an, obwohl das Schiff eine Rotkreuzflagge gehisst und vier Rettungsboote im Schlepp hat.
Hartenstein entscheidet blitzschnell, diesmal zugunsten der Mannschaft. Er lässt die Schiffbrüchigen von Bord, wissend, dass französische Retter auf dem Weg zur Unglücks­stelle sind, und taucht ab.
Einen Tag später erlässt Admiral Dönitz den "Laconia-Befehl", der deutschen U-Boot-Kommandanten untersagt, Besatzungen von torpedierten Schiffen zu retten. Als die Franzosen am 17. September eintreffen, nehmen sie 1100 Überlebende an Bord. Hartenstein erhält für seinen Einsatz das Eiserne Kreuz.

Am 8. März 1943 wird U 156 östlich von Barbados von Wasserbomben getroffen. Auf fünf Feindfahrten hat Hartenstein 23 Schiffe versenkt, nun gehen der Kommandant und seine Crew selbst unter.

Susanne Sturm