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Von "Dave" bis "House of Cards"

Wir haben gewählt: Die besten US-Präsidenten aus Film und TV

Wir haben gewählt: Die besten US-Präsidenten aus Film und TV
"Der Butler": Alan Rickman als Ronald Reagan, Jane Fonda als First Lady Nancy

Inspiriert von dem Film "Hello, Mr. President" (Sa, 20.15 Uhr, ZDFneo), der mit Michael Douglas ein ganz besonderes Staatsoberhaupt präsentiert, haben die Redakteure von TV SPIELFILM in die Geschichte von Film und Fernsehen geschaut und ihre persönlichen Favoriten der fiktiven oder historischen US-Präsidenten gewählt.

Michael Douglas in "Hallo, Mr.President" (1995)
Sehr herzig und leider unrealistisch: Michael Douglas in "Hallo, Mr.President". Nie war so viel Romantik und Umweltbewusstsein (in Gestalt von Annette Bening) im Weißen Haus. Und die Schlammschlacht, die Douglas' republikanischer Gegner (Richard Dreyfuss) anzettelt, erinnert an einen gewissen Donald... Nee, kann nicht sein, der Film ist ja von 95!

Monika Schmitz
Kevin Kline in "Dave" (1993)
Kevin Kline als Doppelgänger des Präsidenten, der beliebter wird als das Original. So ein Double wünsche ich mir aktuell für Donald oder Hillary oder who the fuck wins the election!

Karin Steffen
Daniel Day-Lewis in "Lincoln" (2012)
Daniel Day-Lewis als "Lincoln"
Daniel Day-Lewis holt eine Ikone der amerikanischen Demokratie vom Sockel und gibt ihr ein menschliches Gesicht. Day-Lewis porträtiert Lincoln in allen Widersprüchen, zwischen Taktiker und Menschlichfreund. Er zeigt Abe als einen mit allen Wassern gewaschenen Politiker, der genau weiß, dass er im richtigen Moment mit Witzen und Anekdoten mehr erreichen kann als mit Machtworten und pathetischen Reden. Man glaubt danach zu wissen, wie Politik wirklich funktioniert.

Sebastian Milpetz
Dennis Quaid in "American Dreamz" (2006)
Als Gastjuror in einer Castingshow soll Präsident Stanton von einem Kandidaten, der tatsächlich ein Terrorist ist (wenn auch ein ganz lieber), sozusagen ums Amt gebracht werden - dabei ist Dennis Quaid doch ein wirklich Netter...

Peter Clasen
Jon Voight als Franklin D. Roosevelt in "Pearl Harbour" (2001)
Garantierter Gänsehautmoment: Nach den verheerenden Angriffen durch die Japaner tagt der Kristenstab. Im Verlauf der Diskussion um eine angemessene Reaktion zieht sich der durch eine Polio-Erkrankung an den Rollstuhl gefesselte FDR mit Müh und Not auf die Beine, sieht einem pessimistischen Berater in die Augen und sagt: "Erzählen Sie mir nicht, was möglich ist und was nicht".

Anna Rinderspacher
Jack Nicholson in "Mars Attacks!" (1996)
Jack Nicholson in "Mars Attacks!"
Man hat sie alle gesehen: US-Präsidenten als Actionheroen, große Anführer, moralische Instanzen. In Tim Burtons "Mars Attacks!" gibt Jack Nicholson den POTUS als Pantoffelhelden. Der apathisch mit dem Kopf auf der Schreibtischplatte liegt, während durchgeknallte Aliens Amerikas Wahrzeichen zu Klump ballern. Und der es auch dann noch mit salbungvollen Apellen an Gemeinsinn und Vernunft versucht, nachdem die Marsianer aus purem Spaß an der Freud mal eben seine gesamte Regierungsmannschaft atomisiert haben.

Als der Film 1996 ins Kino kam, freute man sich am hemmungslosen Quatsch. Heute, nach 9/11 und dem ganzen Mist der danach folgte, macht es ein wenig wehmütig zu sehen, wie Burton den liberalen und friedlichen Konsens jener Jahre fröhlich veralberte. Es erinnert daran, wie friedlich und sicher sich die Zeiten damals anfühlten.

Christian Holst
Julia Louis-Dreyfus in "Veep" (ab 2012)
Foto: HBO, Selina Meyer, "Veep" Die meiste Zeit ist sie Vizepräsidentin, doch in Staffel vier schafft es die von Julia Louis-Dreyfus grandios gespielte Politikerin an die Spitze. Leider ist sie völlig inkompetent und auf allen Themenfeldern überfordert. Ihre Mitarbeiter sind ähnlich unfähig oder denken nur an ihre eigene Karriere. Ein Emmy macht eben keine gute Präsidentin, sondern nur eine gut gespielte.
Inkompetenter als Trump, machtgieriger als Clinton: Selina Myers in der Comedyserie "Veep". Kommt so schnell an die Macht, wie sie sie auch wieder verliert. Nicht ohne Grund ist Julia Louis-Dreyfus nahezu jedes Jahr Emmy-Gewinnerin.

Rüdiger Meyer
Harry Shearer als Arnold Schwarzenegger in "Simpsons - Der Film" (2007)
Bester Filmpräsident ist Arnold Schwarzenegger in "Die Simpsons - Der Film": Der Mann hält sich nicht lange mit der Lektüre von Akten auf: "I was elected to lead, not to read". Das nenne ich Tatkraft. Und die Ergebnisse dieser Politik können sich sehen lassen. Eine Stadt mit einer Glaskuppel zu verschließen, wie dies mit der Heimat der Simpsons geschieht, ist gar keine schlechte Idee und vielleicht sogar ein Vorbild für Deutschland: So könnte man überflüssige Orte wie Duisburg und Paderborn bequem im Altglascontainer entsorgen.

Rainer Unruh
Kevin Spacey in "House of Cards" (seit 2013)
In einem ZEIT-Interview sagte "House of Cards"-Erfinder Michael Dobbs kürzlich: "Es ist für einen Politiker immer gut, zu wissen, wer gerade mit wem ins Bett geht!" Seine Politikerfahrungen (Er war Stabschef von Margaret Thatcher) scheinen speziell zu sein und mit Frank Underwood (Kevin Spacey) hat der 68-Jährige eine derart intrigante Machtfigur entworfen, dass die Schlammschacht anno 2016 in den USA zumindest die weltweit 83 Millionen Netflix-Nutzer nicht mehr überraschen dürfte. Blöd nur, wenn die mal auf der Fernbedienung ausrutschen und plötzlich nicht mehr wissen, welche Schamlosigkeit jetzt Realität und welche Fiktion ist. Obwohl das bei der ponygewordenen Perserkatze auf Trumps Stirn natürlich arg vermessen ist...

Steven Sowa