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TV-Kritik

Wer nix wird, wird Wirt

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Mäßiger Kochshow-Eintopf auf dem "Big Brother"-Sender

RESTAURANT SUCHT CHEF (RTL2, Montag, 20.15 Uhr)
Ein durchschnittlicher Koch verdient in Deutschland zwischen 1366 Euro brutto (im Osten) bis zu 1700 Euro brutto (im Süden und im Westen). Diese Zahlen verriet gestern die Bild-Zeitung ihren Lesern beim großen Gehaltsreport.
Köche von Nobelrestaurants verdienen natürlich ein Vielfaches und inszenieren sich gerne wie Popstars, was in Deutschland besonders exzessiv betrieben wird, seitdem sich die Jungen Wilden um Stefan Marquard im Fernsehen präsentieren dürfen. Als "Die Kochprofis" lieferten die wild gestylten Fernseh-Köche Help-TV für in Nöte geratene Gastronomen. In dem neuesten Kochshow-Eintopf wird via Casting ein Küchenchef für ein Nobelrestaurant gesucht.
Das war leider nur mäßig fesselnd. Zum einen war nicht klar ersichtlich, woher eigentlich die Kandidaten kommen und warum die gezeigten 27 die besten sein sollen, die das Casting überlebt haben. Zum anderen war Stefan Marquard das einzige bekannte Gesicht in der Jury. Harriet Deris ist eine Kreuzfahrtköchin mit minimaler Fernseherfahrung und der Gastronom Carl von Walderdorff ist allenfalls Schwabingern ein Begriff. Sei`s drum, so grotesk wie bei Vox "Mein Restaurant", wo die eine Jurorin so gut wie nichts mochte, ist diese Zusammensetzung nicht. Dieses Vorkochen wirkt überhaupt sympathischer als dieser Restaurantwettbewerb, weil es hier um erlerntes Handwerk und nicht um publicityträchtigen Klamauk geht.
Trotzdem war allzu offensichtlich, dass stark nach Unterhaltungsfaktor gecastet wurde. Da kam jemand weiter, der Nudeln mit fränkischer Bratwurst als sardische Spezialität servierte, weil er ein Pfundskerl mit einer Mordsausstrahlung war und Köche, bei denen es ausschaute, als ob sie es können würden, flogen raus.

Immerhin war es weniger peinlich als die folgende Sendung ("Big Brother").


Kai Rehländer