DIE AUSREISSER - DER WEG ZURÜCK (RTL, Mittwoch, 20.15 Uhr)
Eigentlich eine Gemeinheit, dass sie den Staffelauftakt dieses Sozialpornos mit den Schmuddelkindern erst nach Weihnachten zeigten. Sonst hätten die kleinen stachelbrüstigen Fußgängerzonen-Zombies noch den einen oder anderen Euro mehr in die Hand gedrückt bekommen.
Denn dank dieser Fernsehserie mit dem Streetworker Thomas Sonnenburg weiß die Nation jetzt, welche Schicksale sich hinter den Haste-mal-ne-Mark-schnorrenden Punkerköter-Besitzern verbergen. Und das ist gut so. Man muss sie nicht mögen. Das wollen sie auch nicht. Sie wollen ihre Freiheit und was die Halbwüchsigen darunter verstehen, ist halt nicht fesche Neo-Punkmode von C&A, Green-Day-CDs und ein wuscheliger Haarschnitt, sondern ein Leben ohne bürgerlichen Zwänge und ohne Sicherheit.
In der gestrigen Doppelfolge nahm sich Sonnenburg der 14-jährigen Nicole an, die nach der Scheidung ihrer Eltern aus einem Bayern-Kaff ausgebüxt ist, um am Berliner Alexanderplatz mit neuen Punkerfreunden zu kiffen und abzuhängen. So etwas ist sehr gesundheitsschädigend, zumal Nicole auch noch schwanger ist und dem Kind in ihrem Bauch dadurch schwere Beeinträchtigungen drohen. Der ruhige Sozialarbeiter muss sich voll ins Zeug legen und alles an Hilfe und Argumenten mobilisieren, um Nicole zur Vernunft zu bringen. Doch sie kifft auch noch im 9. Monat ihrer Schwangerschaft ...
So ist halt eine Dokusoap, die in erster Linie Voyeurismus befriedigen und uns braven Bürgern einen Schauer über den Rücken jagen soll. Wie gut, dass sich die kriminellen Aktivitäten des eigenen Sprösslings auf das Plündern des mütterlichen bunten Tellers beschränkt. Die Qualität von "Die Ausreisser" liegt in der glaubwürdigen Art des Hauptdarstellers.
Kai Rehländer
Kai Rehländer