KOMMISSAR WALLANDER: DIE BRANDMAUER (Das Erste, Sonntag, 21.40 Uhr)
Kenneth Branagh spielt Kurt Wallander, wie man den Kommissar noch nie gesehen hat
Ich gebe es zu: Ich hatte gezweifelt. Nach dem unvergleichlichen Rolf Lassgard, und dem kühlen Krister Henriksson spielt jetzt auch Kenneth Branagh den schwedischen Kommissar Kurt Wallander, noch dazu nach Büchern, die bereits vor Jahren - und sehr kompetent - verfilmt wurden. Eine überflüssige Neuauflage der bekannten Mankell-Krimis "Die falsche Fährte", "Die Brandmauer" und "Mittsommermord" stand zu befürchten.
Die Befürchtung war unbegründet. Denn die BBC-Produktion ist schlicht überragend. So düster und philosophisch hat man den schwedischen Ermittler in den vorigen TV-Reihen noch nie gesehen. Vielleicht ist das dichter an der Mankell- Vorlage, auf jeden Fall ist es überwältigend. Schlagschatten, Halbdunkel, Nebel, Unschärfen - die Bilder sind schummrig und blass. Bunt wirds nur, wenn Blut fließt.
In "Die Brandmauer" ermittelt Wallander, nach einem Stromausfall, sogar bei Kerzenschein. Als das Licht wieder angeht, hört man Johnny Cash aus dem Off, den Mann in Schwarz. Auch der Branagh-Wallander trägt Schwarz, einen knittrigen dunklen Anzug. Die dunkelste Zone des Films ist aber Branaghs Gesicht: verkniffen, mit Dreitagebart, schmalen Lippen, blutunterlaufenen Augen. Der Mann trägt das Gewicht einer aus den Fugen geratenen Welt auf seinen Schultern. Man siehts ihm an und glaubt es ihm auch. Eine unmenschlich große Aufgabe, aber Branagh meistert sie souverän. Der Shakespeare-Star beherrscht jede Szene. Ohne zu poltern und mit viel Fingerspitzengefühl.
Einmal wird der Kommissar sogar mystisch-poetisch: Er höre in leeren Räumen manchmal die Stimmen der Menschen, die sich dort aufgehalten hätten. Das klingt aus Branaghs Mund nicht blöd, sondern verblüffend.
Als bekennender Lassgard-Fan muss ich gestehen: Branagh bringts. Es ist ähnlich wie bei James Bond: Connery ist das Original, aber dieser Neue ist schon verdammt gut. Da macht es nichts, wenn die gleiche Geschichte nochmal erzählt wird.
Thomas Meins
Ich gebe es zu: Ich hatte gezweifelt. Nach dem unvergleichlichen Rolf Lassgard, und dem kühlen Krister Henriksson spielt jetzt auch Kenneth Branagh den schwedischen Kommissar Kurt Wallander, noch dazu nach Büchern, die bereits vor Jahren - und sehr kompetent - verfilmt wurden. Eine überflüssige Neuauflage der bekannten Mankell-Krimis "Die falsche Fährte", "Die Brandmauer" und "Mittsommermord" stand zu befürchten.
Die Befürchtung war unbegründet. Denn die BBC-Produktion ist schlicht überragend. So düster und philosophisch hat man den schwedischen Ermittler in den vorigen TV-Reihen noch nie gesehen. Vielleicht ist das dichter an der Mankell- Vorlage, auf jeden Fall ist es überwältigend. Schlagschatten, Halbdunkel, Nebel, Unschärfen - die Bilder sind schummrig und blass. Bunt wirds nur, wenn Blut fließt.
In "Die Brandmauer" ermittelt Wallander, nach einem Stromausfall, sogar bei Kerzenschein. Als das Licht wieder angeht, hört man Johnny Cash aus dem Off, den Mann in Schwarz. Auch der Branagh-Wallander trägt Schwarz, einen knittrigen dunklen Anzug. Die dunkelste Zone des Films ist aber Branaghs Gesicht: verkniffen, mit Dreitagebart, schmalen Lippen, blutunterlaufenen Augen. Der Mann trägt das Gewicht einer aus den Fugen geratenen Welt auf seinen Schultern. Man siehts ihm an und glaubt es ihm auch. Eine unmenschlich große Aufgabe, aber Branagh meistert sie souverän. Der Shakespeare-Star beherrscht jede Szene. Ohne zu poltern und mit viel Fingerspitzengefühl.
Einmal wird der Kommissar sogar mystisch-poetisch: Er höre in leeren Räumen manchmal die Stimmen der Menschen, die sich dort aufgehalten hätten. Das klingt aus Branaghs Mund nicht blöd, sondern verblüffend.
Als bekennender Lassgard-Fan muss ich gestehen: Branagh bringts. Es ist ähnlich wie bei James Bond: Connery ist das Original, aber dieser Neue ist schon verdammt gut. Da macht es nichts, wenn die gleiche Geschichte nochmal erzählt wird.
Thomas Meins