.

TV-Kritik

Blutige Brust

Straßenmagie im Studio, natürlicher Charme im Dokusoap-Format: man bräuchte Magie, damit das gut geht.

STREET MAGIC MIT FARID (Dienstag, 22.15, ProSieben)
Schon klar, warum nicht der Sieger sondern der Zweitplatzierte von "The next Uri Geller" eine eigene ProSieben-Sendung bekommt. Vogelflüsterer Vincent Raven ist ein muffeliger Langweiler, Magier Farid ein telegener Entertainer: smart, charmant, selbstironisch, ein echtes Showtalent.
So durfte Uri Gellers zweite Wahl "Mr. Cool" also seine Künste in der Doku "Street Magic mit Farid" vor staunenden Passanten an Bushaltestellen und in Einkaufszentren demonstrieren. Er verwandelte wertlose Lotto- in 50-Euro-Scheine, ließ Uhren verschwinden, Fahrkarten schweben und "operierte" sich, etwas unappetitlich, zuvor zerrissene Restaurantrechnungen am Stück aus der blutigen Brust. Das mag im wirklichen Leben an Zauberei grenzen - aber als TV-Unterhaltung funktioniert es leider nicht.
Als erfahrener ProSieben-Zuschauer ist man ja misstrauisch: Waren die Opfer der Farid-Kunststücke Zufallskandidaten oder instruierte Mitspieler? Was passierte dort, wo die Kamera gerade nicht draufhielt? Wie oft gingen die Tricks in die Hose, bis ein Versuch mal klappte? Im Fernsehen, und erst recht beim Alien-Kanal ProSieben, glaubt man eben, das die ganze Magie nur ein Fake sein kann ...

Gebt Farid eine echte Late-Night-Show mit, meinetwegen, Promigästen, Musikeinlagen, Comedians, lasst ihn talken, spielen, singen, das Studiopublikum verzaubern. Entertainer-Qualitäten hat der Mann, aber eingepfercht in eine dröge Dokusoap kommt sein Talent einfach nicht über den Schirm. Das ist nicht magisch, das ist kalter Kaffee.

Thomas Meins