Mit Schüttelreimen, Nonsens-Liedchen und vor allem Wirtschaftswunder-Komödien wie "Der Haustyrann", "Natürlich die Autofahrer" oder den "Willi Winzig"-Filmen prägte Heinz Erhardt den Humor des deutschen Fernsehens wie kein Zweiter. Und das rund zwanzig Jahre lang, von den Anfängen des Mediums in den frühen Fünfzigerjahren bis 1971, als ein Schlaganfall Erhardts Sprachzentrum zerstörte und seiner Karriere damit ein jähes Ende setzte.

Am 20. Februar wäre der 1979 verstorbene Humorist 100 Jahre alt geworden. Anlass für die ARD, ihn mit einer Gala zu ehren. NDR-Shootingstar Ina Müller moderiert, Ehrhardt-Verehrer wie Loriot, Otto oder Dieter Hallervorden tragen aus seinem umfangreichen Werk vor.
Was sich in Sachen Humor seit Erhardt auf dem Bildschirm getan hat und welche Strömungen sich ausprägten, zeigt unsere Galerie. Der verspielte, freundliche Humor Erhardts wurde von Multitalenten wie Loriot und Otto fortgeführt, ist heute am ehesten noch bei Hape Kerkeling oder Bully Herbig zu finden.

Urvater der Provokation

Mit Witzeerzählern wie Fips Asmussen, und vor allem aber mit Dieter Hallervordens "Nonstop Nonsens" machte sich der Klamauk im Fernsehen breit. Eine Linie, die auch Karl Dall verfolgte, der mit beleidigenden Äußerungen in seiner Show "Dall-As" außerdem das Element der Provokation einbrachte. Man kann jedoch auch Wolfgang Neuss als Urvater der Provokation sehen. Schließlich verriet er 1962 per Zeitungsanzeige, wer der Mörder im Durbridge-Krimi "Das Halstuch" ist - weswegen er sogar Morddrohungen erhielt. Das muss man erst mal bringen.
"Klimbim" läutete 1973 die Ära der Ensembles ein, die mit Sketchshows ein Erfolgsformat im TV etablierten. Es folgten Sendungen wie "Sketch Up" mit Diether Krebs, später die wegweisende "RTL Samstag Nacht" und die "Wochenshow". Sat.1-Künstler wie Olli Dittrich, Bastian Pastewka oder Anke Engelke haben hier angefangen, komisch zu sein.

Klamauk der Achtziger

Der Klamauk der Achtzigerjahre mündete Anfang der Neunziger in die Comedy, die einen ungeheuren Boom erlebte und mit Mario Barth und seinem Weltrekordauftritt vor 70 000 Menschen eine Art Höhepunkt gefunden hat. Und wo soll das alles hinführen? Vielleicht entdeckt ja nach Ausstrahlung der Gala ein blutjunger Comedian seine Vorliebe für komische Lyrik mit Schüttelreimen? Heinz Erhardt würde
es freuen.

Frank Aures

Lesetipp