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"Tatort: HAL"

Böse Maschine

8 Tatort HAL
Bootz (Felix Klare) wird vom Computer gescannt und anhand seines Gesichts erkannt

Der "Tatort" geht weiter neue Wege - HAL ist ein Science-Fiction-Tatort. Regisseur Niki Stein erklärt uns exklusiv die Hintergründe.

Der Computer "Bluesky" gibt sich im "Tatort: HAL" das Gesicht eines Steinzeitmenschen. Ein Witz - tatsächlich ist er viel schlauer als die meisten Zeitgenossen. Als er zu dem Schluss kommt, dass die Aufklärung eines Mords seiner Programmierung entgegensteht, tut er alles, um die Ermittler zu behindern. Und das ist eine ganze Menge.

Zukunftsmusik? Wir haben mit Regisseur Niki Stein darüber gesprochen.
Niki Stein im TV SPIELFILM Interview
Autonome Roboter - wie sind Sie auf das Thema gekommen?

NIKI STEIN: Der SWR wollte ei­nen Tatort, der Big Data thema­tisiert. Über die Annäherung an Stanley Kubricks Meisterwerk "2001 - Odyssee im Weltraum", in dem der gottgleiche Compu­ter HAL heißt, habe ich mir das Thema erschlossen.

Welche der gezeigten Technologien gibt es tatsächlich schon?

Ich habe mit diversen Program­ mierern gesprochen. Die sagten mir, dass es eigentlich alles, was wir zeigen, bereits gibt. Diese selbstlernenden Algorithmen, die sich aus Fehlern heraus ver­ändern, sind inzwischen voll­ kommen normal. Man überlässt sozusagen das Programmieren den Maschinen, weil sie es schlicht besser können.

Arbeitet auch die Polizei mit mit derartiger Software?

Es gibt tatsächlich Programme, die Informationen zusammen­führen, um eine Gefährdungs­analyse durchführen zu können.

Wie sieht das konkret aus?

Mal angenommen, jemand ist schon mal im Zusammenhang mit Gewalt polizeilich aufgefal­len. Und das wird mit Kaufver­halten im Internet in Zusam­menhang gebracht. Oder einer Recherche: Wo kann ich eine Waffe kaufen? Google und Amazon arbeiten längst mit derarti­ger Technologie. Die analysieren Kaufverhalten und geben das an Firmen weiter.

Worin sehen Sie dabei die größte Gefahr?

Es wirft natürlich eine Menge Probleme auf. Aber ich musste während der Hysterie um die NSA-Enthüllungen auch ständig an Großkonzerne wie Facebook, Google oder Amazon denken. Der gläserne Mensch ist in die­sen kommerziellen Gebilden viel mehr Realität als in staatlichen Überwachungssystemen.

Eine besorgniserregende Entwicklung...

Das stimmt. Man kann aber auch sagen: Damit muss man leben. Das wäre meine Haltung. Angesichts der Terrorbedrohung wird sich in Deutschland wahr­scheinlich ein anderes Bewusstsein für polizeiliche Überwachungssysteme entwickeln.
Der Programmierer (Ken Duken) und seine Kreation
Sicherheit vs Freiheit
Haben Sie ihr Verhalten im internet geändert?

Schon. Ich klebe mittlerweile, genau wie meine computeraffinen Kinder, die Kamera meines Computers ab. Ich schalte mein Handy auch zwischendurch mal ab. Allerdings hat mich mein Sohn aufgeklärt, dass man trotzdem noch geortet werden kann. Aber wenn sich dadurch mal ein entführtes Kind finden lässt, ist man sicherlich sehr dankbar für diese Technik.

So zukunftsbejahend wirkt ihr "Tatort" ehrlich gesagt nicht...

Ich musste für mich die Tatsa­che akzeptieren, dass wir als Menschen am Endes des Tages von Maschinen entmachtet werden. Und das schockiert mich schon.

Interview: Frank I. Aures