Es war einmal... ein bärtiger Kalifornier, der sich vor fast einem halben Jahrhundert eine große märchenhafte Saga ausdachte, mit Prinzessinen und Rittern, Wesen aus anderen Welten, raubeinigen Haudegen und Helden zwischen Gut und Böse. Nach sechs Kinofilmen und etlichen Nebenerlösen aus TV, Videospiel, Buch und vor allem Merchandising hatte er irgendwann keine Lust mehr und verkaufte alles für viele Mäuse an einen mächtigen Unterhaltungskonzern. Und wenn er nicht gestorben ist... dann zählt George Lucas seine Milliarden aus dem Star-Wars-Verkauf an Disney noch heute.

2012 überließ der damals 68-Jährige seine Firma Lucasfilm für etwas über vier Milliarden US-Dollar der Walt Disney Company; die Hälfte gab's cash, die andere Hälfte in Disney-Aktien. Dafür bekam das Haus von Micky Maus, neben der Effektschmide Industrial Light & Magic, den Rechten an den Indiana-Jones-Filmen und einer Datenbank mit rund 17 000 Star-Wars-Charakteren, im Grunde eine Lizenz zum Gelddrucken. Und Disney wäre nicht Disney, wenn man die nicht alsbald nutzen würde. Für neue Filme. Star-Wars-Filme.

Star Wars: Das Erwachen der Macht - Die Story

"Das Erwachen der Macht", der erste Star-Wars-Film seit zehn Jahren, setzt erzählerisch rund dreißig Jahre nach dem sechsten Kapitel "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" von 1983 ein, an dessen Ende das böse Imperium besiegt schien, Bösewicht Darth Vader tot und Prinzessin Leia (Carrie Fisher) vereint mit Sweetheart Han Solo (Harrison Ford) und ihrem Bruder Luke Skywalker (Mark Hamill). Alle feierten, auch die niedlichen Ewoks-Teddybären, und aus dem Jenseits grüßten die weisen Jedi Obi-Wan Kenobi,Yoda und der einstige Darth Vader, Anakin Skywalker. Also Friede dem Universum und dem Menschen, sorry: der Kreatur ein Wohlgefallen? Von wegen. In "Das Erwachen der Macht" ist das nicht ganz besiegte Imperium zur mächtigen Militärdiktatur namens "Erste Ordnung" geworden, angeführt von Bösewicht Kylo Ren (Adam Driver), der das finstere Werk des Darth Vader vollenden will. Den Kampf der Rebellen gegen diese skrupellose Liga der außergewöhnlichen Finsterlinge führen Helden wie der tapfere Kampfpilot Poe Dameron (Oscar Isaac), Weltraumpiratin Rey (Daisy Ridley) und der desertierte Stormtrooper Finn (John Boyega) an.

Noch 2006 verkündete der damalige Star-Wars-Produzent Rick McCallum bedauernd im Interview mit TV SPIELFILM: "Es wird keine Star-Wars-Filme mehr geben, sorry." Er hätte nicht mehr daneben liegen können. Schon vor dem Verkauf an Disney hatte George Lucas neue Storyideen für die Filme VII, VIII und IX entwickelt (die später nicht mehr berücksichtigt wurden), Drehbuchautor Michael Arndt (Oscar für "Little Miss Sunshine") lieferte einen ersten Drehbuchentwurf ab (der nicht wirklich ankam). Also wandte sich die neue Lucasfilm-Präsidentin und langjährige Spielberg-Vertraute Kathleen Kennedy an jemanden, der mit der Materie vertraut war: Drehbuchautor Lawrence Kasdan, der immerhin Zweidrittel der alten "Star Wars"-Trilogie geschrieben hatte. Zunächst brauchte sie aber einen Regisseur. "Lost"-Macher J. J. Abrams hatte gerade die "Star Trek"-Reihe neu belebt, aber hätte er Lust auf noch mehr Stars und dazu noch Wars?

Mit vier Worten lockte Kennedy den skeptischen Abrams: Wer ist Luke Skywalker? Erzählten die ersten sechs Filme, wie Anakin Skywalker zum bösen Darth Vader und schließlich durch den eigenen Sohn geläutert wurde, könnte es für den guten Luke in den nächsten Filmen wieder in die andere Richtung gehen. Immerhin sind auch die alten Stars Mark Hamill, Harrison Ford und Carrie Fisher zurück. Star-Wars-Fans auf dem ganzen Planeten - und in anderen Galaxien - rätseln seitdem, was die bislang veröffentlichten, Bilder, Informationen und Teaser bedeuten. Der erste Trailer wurde genauer auseinander genommen als der Emissionsskandal bei VW. Bild für Bild, Wort für Wort, Pixel für Pixel interpretierten Fans und Spezialisten, was es heißen könnte, dass Luke Skywalker im letzten Langtrailer nicht zu sehen und er auch nicht auf dem Plakat abgebildet ist. Ist Luke doch dem Weg seines Vaters auf die andere, die böse Seite der Macht gefolgt? Schließlich ruft er am Ende von "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" dem sterbenden Vader/Anakin zu: "Vater, ich werde dich nicht verlassen!" Gegner der Theorie argumentieren, die Bösen trügen immer schwarz, die Guten beige bzw. braun. Welche Farbnuance steht Luke also wirklich? Das interessiert nicht nur Fashion victims.

Star Wars: Das Erwachen der Macht SO, 11.11.2018; 20.15 Uhr bei RTL