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Spoiler Alert!

Psst, nix verraten... Im Internet grassiert die Angst vor Spoilern: Wie geht der Film aus und die Serie weiter? Aber weiß man das nicht sowieso?

Lesen Sie nur weiter, wenn Sie ‚Black Panther‘ bereits gesehen haben." Solche Sätze gehören im Internet längst zur Netiquette. Spoiler, also genaue Details über entscheidende Handlungsverläufe, finden sich im Netz überall. Einige ­Serien- und Filmfreunde suchen gezielt nach ihnen, doch die meisten gehen ihnen bewusst aus dem Weg - und meckern los, wenn Vorabinfos durchsickern und den Genuss verderben (englisch: to spoil). Die Enthüllung muss dabei gar nicht von einem frechen User kommen: Der Aufschrei war groß, als zum Beispiel der offizielle Trailer zu Zack Snyders "Batman v. Superman: Dawn of Justice" bereits einen Auftritt des unsterblichen Mutanten Doomsday preisgab.

Nicht selten ist das Gespoilert­werden selbst verschuldet. Trotz Warnung in der Überschrift öffnen User einen Artikel - und ärgern sich dann über sich selbst. Meistens ist das ­Anklicken gar keine bewusste Wahl, sondern einfache Neugierde. Warum sollte man auf das Erscheinungs­datum eines Films oder einer Serie warten, wenn man die Info sofort haben kann? Mittlerweile spielen viele Produzenten mit dem Wissen um die Fanneugier und lassen bewusst mehr oder weniger relevante News ver­öffentlichen, um den Hype vor dem ­Kinostart anzuheizen.

Spoiler müssen im Übrigen gar nichts Schlechtes sein. Eine Studie der Universität von Kalifornien aus dem Jahr 2011 wies nach, dass sie ­einer Geschichte sogar guttun. Konfrontiert mit Fiction-Sequenzen, fanden die Probanden stets diejenige Umsetzung einer Handlung am ­packendsten, bei der sie das Ende ­bereits kannten. Genau das wussten schon die alten Griechen. Im Theater war der Spoiler ein Etikett: Es war klar ausgewiesen, ob es sich um eine Komödie oder Tragödie handelt, womit über den "Showdown" fast schon alles gesagt war. Erst recht dann, wenn es um bekannte Mythen und göttliche Sagen ging. Ob die Geschichten von Ödipus oder Odysseus gut oder schlecht ausgehen, wussten die Zuschauer. Der Spannung hat das nie geschadet.

Was ist schon "überraschend"?
Filme ohne Vorkenntnisse schauen ist eine Art moderne Illusion. Bei ­"Titanic" etwa dürfte über den Untergang des Schiffs kein Zuschauer ernsthaft überrascht gewesen sein, dennoch wurde das dreistündige Epos zu einem der größten Publikumserfolge. Wenn man ehrlich ist, ist der Ausgang einer Geschichte in neunzig Prozent der Fälle klar. Wir erwarten nicht wirklich, einen Indiana Jones oder James Bond am Ende des Abenteuers scheitern oder gar sterben zu sehen.

Alfred Hitchcock verwendete einst seine "Suspense"-Methode und zeigte auf, dass ein Mehr an Information auch ein Mehr an Spannung bedeuten kann. Schleicht etwa ein Einbrecher durch eine dunkle Wohnung, steigert es die Spannung, wenn der Zuschauer sieht, dass die Polizei bereits die Treppe hochstürmt. Hält man dies geheim, erzielt man nur am Ende der Szene einen kurzen Effekt. Zeigt man die Polizisten von Anfang an, ist das Publikum minutenlang ­gebannt. Natürlich können es auch Überraschungen in sich haben. ­Regisseure wie M. Night Shyamalan ("The Sixth Sense", "The Village") oder Christopher Nolan ("Prestige", "Interstellar") verstehen es meisterhaft, ihrem Publikum auf den letzten Metern einen Aufschrei zu entlocken. Hier kann eine Vorab­information wirklich schaden.

Die Wut der Internetgemeinde auf Verrat zeugt von der Angst davor, ­eines Vergnügen beraubt zu werden. Die Reaktion: Man schaut den Marvel-­Film oder die neue Netflix-Serie so schnell wie möglich, bevor sämtliche Details öffentlich werden. Das wie­derum erstickt die Diskussion mit Gleichgesinnten über die eigent­lichen Inhalte. Was die im Netz erbittert geführten Dispute bestimmt, ist immer auch die Frage, wie lange ein Spoiler ein Spoiler ist und ab wann alle einen Film oder eine Serie ge­sehen haben sollten. Mit anderen Worten: Wann können wir endlich offen sagen, dass Kristin Shepard in "Dallas" auf J. R. schoss, dass der "Planet der Affen" eigentlich die Erde ist oder dass "Rosebud" in "Citizen Kane" nur ein Schlitten ist?
Kreativ versteckt
Foto: Verleih
Wie versteckten ­Regisseure die besonderen Twists ihrer Filme? Hier drei der mit Abstand verrücktesten und genialsten Methoden:

Die üblichen Verdächtigen
Nur einer der fünf Verdächtigen kann Gangsterboss Keyser Söze sein. Doch damit kein Schauspieler sich verplapperte, redete Regisseur Bryan Singer jedem der fünf ein, er würde Söze spielen. Mit Erfolg!

Psycho
Damit niemand vorab die schockierende Wahrheit über Muttersöhnchen Norman Bates erfuhr, kaufte Hitchcock vor Kinostart so viele Exem­plare der Romanvorlage wie möglich auf.

Das Imperium schlägt zurück
Natürlich sollte niemand vorher wissen, wie Darth Vader zu Luke Skywalker steht. Also filmte man am Set noch mit einem ganz anderen Dialog - das legendäre "Ich bin dein Vater" wurde dann erst viel später eingesprochen.