Ken Duken in "Gran Paradiso"(2000)

Fiebrig, präsent, kernig - in der hochgelobten Berlin-Serie glänzt Ken Duken mit einer Ausstrahlung, die an internationale Stars wie Tom Hardy oder Ryan Gosling denken lässt.

In den USA wäre der 37-jährige schon lange ein Superstar und Publikumsliebling vom Kaliber eines, sagen wir Ryan Reynolds. Poster mit seinem Bild würden in etlichen Jungmädchenzimmern hängen. Aber in Deutschland ist eine solche Art von Filmstar nicht vorgesehen. Hier gibt es Matthias Schweighöfer.

Als kommender "Star" (wenn man in Deutschland denn davon überhaupt sprechen kann) galt Ken Duken schon seit seinen ersten Rollen um die Jahrtausendwende. In "Schlaraffenland" (1999) spielte er einen Jugendlichen, der für eine wilde Party in ein Einkaufszentrum einbricht. An seiner Seite spielten Daniel Brühl und Tom Schilling, die auf den ersten Blick weniger Starpotenzial als Duken besitzen, auf lange Sicht aber deutlich bekannter wurden.

Obwohl er in seiner ersten Hauptrolle "Gran Paradiso" als Querschnittsgelähmter sich mit akribischem Rollstuhltraining vorbereitete, wurde er damals eher als Schönling denn als Schauspieler wahrgenommen. Immer wieder wurde er mit Brad Pitt verglichen - wegen der Optik, nicht wegen des Starstatus.

Euro-Pudding statt Hollywood

Dank seines Namens wird der gebürtige Heidelberger oft nicht für einen Deutschen gehalten - was ihm den Weg zu internationalen Projekten ebnete. Allerdings handelte es sich dabei nicht um die ganz großen Dinger, sondern eher um ästhetisch fragwürdige internationale Co-Produktionen, die man despektierlich gerne "Euro-Puddings" nennt. In Hollywood war er zwar in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" dabei, aber nur als der dritte Nazi von links.

Erst jetzt wird Duken in Deutschland immer mehr als ernstzunehmender, wandlungsfähiger Schauspieler wahrgenommen, ob als engagierter Herzchirurg in "Das Wunder von Kärnten" (2011), als von den Nazis verfolgter Journalist in "Das Adlon" (2013) oder als Adidas-Gründer in "Duell der Brüder" (2016). Um seine Wandelbarkeit zu zeigen spielt er auch gerne Biedermänner oder Unsympathen, zum Beispiel als schmieriger Politiker in Dominik Grafs "Polizeiruf 110 - Smoke on the Water": "Den Frauenschwarm-Stempel hab ich mir dafür gern mit der Drahtbürste von der Stirn gewetzt!" sagte er damals der BILD.

Jetzt könnte durch "Tempel" endgültig der Durchbruch als ernstgenommener Schauspieler-Star kommen. Wenn das ZDF die Serie nicht bei seinem Spartensender versteckt hätte...
Autor: Sebastian Milpetz