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O.J. Simpson Fall: Ein TV-Interview sorgt für Verwirrung

O.J. Simpson Fall: Ein TV-Interview sorgt für Verwirrung
Der Fall O.J. Simpson erstaunte eine ganze Nation. Und spaltete sie: in schwarz und weiß... gettyimages

Zwölf Jahre lang galt es als verschollen, jetzt ist ein teils hochbrisantes Interview mit O.J. Simpson aufgetaucht. Die Mordanklage gegen den Ex-Football-Spieler ist noch immer ein modernes Mysterium.

Es ist einer der spektakulärsten Gerichtsprozesse der US-Geschichte: Der Fall O. J. Simpson. In der Nacht des 12. Juni 1994 werden O.J. Simpsons Ex-Frau Nicole Brown und ihr Freund Ronald Goldman tot aufgefunden. Mehrere Messerstiche zeugen von einer Gewalttat. Noch im selben Jahr wird Simpson wegen Mordes angeklagt, und im Oktober 1995 überraschend freigesprochen. Die Beweislast ist erdrückend, doch Simpsons Verteidigung macht den Fall zu einem Schauprozess für den schwelenden Rassenkonflikt in den Vereinigten Staaten. Die Jury, mehrheitlich farbig, sieht zu viele Ungereimtheiten und somit die Schuld des prominenten Angeklagten nicht als zweifelsfrei erwiesen an.

Gut 20 Jahre später beschäftigte der Fall Filmschaffende, Serienmacher und Drehbuchautoren - zwei großartige, voneinander unabhängige Werke entstanden. Regisseur Ezra Edelman wurde für sein fünfteiliges Epos "O. J. Simpson: Made in America" 2017 mit dem Oscar für die beste Dokumentation ausgezeichnet. Showrunner Ryan Murphy räumte mit der zehnteiligen True-Crime-Serie "The People v. O. J. Simpson: American Crime Story" 2016 u.a. neun Emmy Awards ab.

Altes Interview, neue Erkenntnisse?

Foto: FX
Doch damit nicht genug: Am Sonntagabend sendete der US-Sender Fox ein bislang verschollen geglaubtes Interview, in dem der Ex-Football-Spieler den Mord zuzugeben scheint.

Zwölf Jahre ist es her, dass dieses Interview aufgezeichnet wurde. O.J. Simpson gab der Verlegerin Judith Regan damals ein sehr ausführliches Interview. Am 30. November 2006 sollte dann das Buch "If I Did It" (Wenn ich es getan hätte) erscheinen, über das die Verlegerin Regan sagte, sie betrachte es als Simpsons Geständnis. Doch nach einem Sturm der Entrüstung wurde die Veröffentlichung zurückgezogen.

Warum jetzt also der Schwenk? Einerseits behauptet Fox, die Bänder seien damals spurlos verschwunden und erst jetzt wieder aufgetaucht, andererseits wird argumentiert, die Aussagen Simpsons würden der aktuellen #MeToo-Debatte und den Gewalttaten gegen Frauen etwas Neues hinzufügen. Sonntagabend wurde das brisante Material nun im TV-Special "O.J. Simpson: The Lost Confession?" ("O.J. Simpson: Das verschwundene Geständnis?") präsentiert.

Bahnbrechend wirkungslos: Der Mordprozess ist abgeschlossen

Foto: gettyimages, O.J. Simpson beim Mordprozess 1995
Zumindest teilweise ist es nachvollziehbar, warum die Veröffentlichung 12 Jahre später vollzogen wird. Verwirrende Aussagen des Beschuldigten, bei denen er plötzlich zwischen hypothetischer Schilderung und Ich-Perspektive wechselt, erwecken den Eindruck, es handle sich um ein spätes Schuldgeständnis. Es sind vor allem die Aussagen zum Streit mit seiner Ex-Frau Nicole Brown, welcher sich in der Mordnacht ereignet haben soll, die aufhorchen lassen:

"Wir stritten uns darüber, wer dieser Ronald Goldman ist und warum er hier ist. Es wurde immer heftiger und ich erinnere mich daran, dass Nicole stürzte und sich dabei selbst verletzte. Dann machte dieser Typ auf einmal Karate und ich sagte: 'Denkst du, du kannst mir in den Arsch treten?'. Ich erinnere mich, dass ich mir das Messer griff!"

Als O.J. Simpson selbst registriert, dass er in die Ich-Perspektive gewechselt war, lacht er nur und fügt an: "Das hier ist alles rein hypothetisch. Vergesst das nicht. Es ist schwer, die Leute glauben zu machen, ich sei ein Mörder."

Momente wie diese sind es, die es nachvollziehbar und absolut konsequent erscheinen lassen, dass die Verteidigung beim damaligen Mordprozess darauf verzichtet hat, O. J. Simpson vor Gericht aussagen zu lassen. Vor der Jury hätte er sich nicht folgenlos in solche Widersprüche verstricken können.

Heutzutage spielen solche Unsinnigkeiten keine Rolle mehr, denn das Strafrecht in den USA lässt es nicht zu, jemanden für dieselbe Tat mehrfach anzuklagen. 1997 war es nämlich ein Zivilgericht, welches O.J. Simpson trotz des Freispruchs im Strafprozess zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von 33,5 Millionen US-Dollar an die Hinterbliebenen der Mordopfer verurteilte.

Und im Gefängnis landete O.J. Simpson später übrigens auch noch - allerdings wegen einer anderen Straftat. 2008 wurde er wegen eines bewaffneten Raubüberfalls zu 33 Jahren Haft verurteilt. Neun Jahre später wurde er vorzeitig entlassen. Auch aus diesem Grund sorgt der Fall seit 2017 wieder für Wirbel.