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Bettina Zimmermann in Lost City Raiders

"Lost City Raiders". "Indiana Jones" taucht in die "Waterworld": Wässriges TV-Endzeitabenteuer auf Pro Sieben.

Foto: TANDEM COMMUNICATIONS, Die folgenschweren Auswirkungen der globalen Erwärmung: Siebzig Prozent der weltweiten Landmasse ist durch "Die Flut" überschwemmt. Rios Zuckerhut ist lediglich ein mitten im Ozean stehender Hügel.
Den Hafen von Kapstadt, die Seelöwen auf dem Pier, die wir vom Schlauchboot aus sehen - all das gäbe es nicht, wenn die Fantasie Wirklichkeit würde: "Lost City Raiders" spielt in einer Zeit nach der großen Flut.

Siebzig Prozent der Landmassen liegen nach einem Welt-Ökodesaster unter Wasser. Verzweifelt suchen die Überlebenden nach einer Möglichkeit, die See zurückzudrängen, in der sich mutierte Riesenhaie tummeln. Ein Gerücht besagt, dass es irgendwo auf der Erde ein Zepter gibt, mit dem Moses einst das Rote Meer teilte und das jetzt den Wasserstand senken könnte.

Bilder Lost City Raiders

Lost City Raiders - Pro Sieben. Fr., 31.10.2008, 20.15 Uhr: Hier vormerken!

Unser Schlauchboot erreicht einen schrottreifen Trawler. Gerade wird eine Szene gedreht, in der "Pa" Kubiak (James Brolin, Mann von Barbra Streisand) mit seinen beiden Söhnen (Ian Somerhalder, Jamie Thomas King) in der Nähe des Vatikans anlegt, um dort mit Michael Mendl in der Rolle des Kardinal Battaglia zu besprechen, wo das sagenhafte Zepter verborgen sein könnte.

Es herrscht angespannte Arbeitsatmosphäre. Gedreht wird hier sechs Tage die Woche, oft von zehn bis 22 Uhr. Verzögerungen sind im Drehplan nicht vorgesehen. Michael Mendl beißt die Zähne zusammen. Er fühlt sich nicht gut, aber denkt gar nicht daran, sich ins Bett zu legen. Weit mehr als 150 Rollen hat er bislang gespielt und noch niemals schlapp gemacht.

Britney Spears hält die Arbeiter bei Laune

Am nächsten Morgen sind wir in einem Studio am Stadtrand. In dem ehemaligen Eissportstadion von Kapstadt wird genagelt, gehämmert und geschweißt. Zwei Kulissenbauer versuchen, die Wände eines Tunnels in die Katakomben von Rom zu verwandeln. Wenige Meter weiter stehen die Sarkophage deutscher Ritter.

Überall liegen Schädel und Knochen herum. Man könnte glauben, in der Gruft der Dresdner Frauenkirche zu sein, wo das Zepter vermutet wird, wäre da nicht der unchristlich hämmernde Beat eines Britney-Spears-Songs, der aus den Boxen dröhnt und die rund neunzig Arbeiter in der 2000 Quadratmeter großen Halle bei Laune hält.

Den (echten) Seelöwen im Hafen von Kapstadt sieht man lieber zu

Für die Tauchszenen wurde eigens ein Unterwassertank gebaut, in dem Bettina Zimmermann, die eine Forscherin spielt, mitsamt einem steinernen Sarg versenkt wird. Der Amerikaner Tim Halkin, der mit seiner Münchener Firma Tandem Communications "Lost City Raiders" produziert, setzt weitgehend auf gebaute Kulissen. Er sagt, sie sähen meist echter aus als digitale Effekte und seien in einem Billiglohnland wie Südafrika preiswerter herzustellen.

Ganz ohne Tricks aus dem Rechner kommt die Produktion jedoch nicht aus. Kein Tank ist groß genug, um die Überflutung Rio de Janeiros auch nur halbwegs authentisch aussehen zu lassen. Die Simulation von Wasserbewegung stellt große Herausforderungen an Computer und Software.

Zwar wurde mit Pierre de Lespinois ein Star der Branche engagiert, der seine Digitalkunst schon im Kinofilm "300" unter Beweis stellte, doch das Ergebnis überzeugt nicht so recht. Wasser, das die Zivilisation wegschwemmt, hat man schon quirliger und bedrohlicher erlebt. Den (echten) Seelöwen im Hafen von Kapstadt sieht man lieber zu.

Rainer Unruh