Jeder, der in den frühen 80er-Jahren Kind war oder selber Kinder hatte, kennt sie: Die "Master of the Universe". Die ca. 30 Zentimeter großen Plastikfiguren von He-Man, Skeletor und Co. bevölkerten jedes Kinderzimmer. Zumindest das von Jungs. Der Spielzeugriese Mattel hatte die Reihe 1982 als Alternative zu seinem Mädchen-Bestseller Barbie auf den Markt geworfen und mit Hilfe von Comics, Hörspielen und einer Zeichentrickserie einen ganzen Kosmos darum herum entworfen.

In einer wilden Mischung aus Fantasy ("Conan, der Barbar" war eindeutige Inspiration) und Science-Fiction ("Star Wars") kämpften auf dem Planeten Eternia die Guten um He-Man gegen die Bösen um Skeletor. Von 1982 bis 1987 machte Mattel weltweit alleine mit den Figuren einen Umsatz von über einer Milliarde US-Dollar, durch das Marketing kam noch eine weitere Milliarde dazu.

Mattel schwamm im Geld, stellte sich aber eine Frage: Wie können wir in noch mehr Geld schwimmen? Indem man auch Mädchen verstärkt für die muskelbepackten Barbaren begeistert! Was heute mit geschlechtergetrennten Überraschungseiern funktioniert, dass sollte doch damals schon mit Actionfiguren funktionieren. In Zusammenarbeit mit der Trickfilmschmiede Filmation, die schon die TV-Variante der klassischen "Master of the Universe" verantwortete, schuf Mattel 1985 einen weiblichen Ableger, als Figurenreihe ("Princess of Power") und als TV-Serie.

"She-Ra" war die lang verschollene Zwillingsschwester ("Star Wars" lässt grüßen) von He-Man. Sie hieß mit bürgerlichem Namen Adora und kämpfte mit ihrem geflügelten Einhorn gegen den neu eingeführten Schurken Hordak und seine wilde Horde. Im Gegensatz zu ihrem Bruder und dessen Plastikkollegen besaß "She-Ra" kämmbare Haare. Eine perfekte Synthese aus Barbie und den "Masters of the Universe".

Doch diesem feuchte Marketingtraum folgte ein bitteres Erwachen. Auch die neue Heldin konnte den Niedergang der Master nicht stoppen. Ein Jahr nach Erstausstrahlung wurde die Serie nach zwei Staffeln wieder eingestampft. 1987 verschwanden auch die Spielzeuge langsam aus den Regalen des übersättigten Spielzeugmarkts.

picture alliance/United Archives

Jetzt feiert "She-Ra" ein unerwartetes Comeback, dank Netflix und wahrscheinlich auch dank Wonder Woman. Seitdem der gleichnamige Kinofilm um die DC-Superhelden ein so gigantischer Erfolg wurde lechzt der Markt nach weiteren weiblichen Identifikationsfiguren, die stark und gleichzeitig selbstbewusst feminin sind.

Für Netflix wird also die preisgekrönte Comicautorin Noelle Stevenson ("Nimona", "Lumberjanes") die
Serie rebooten, die in Deutschland zwischen 1989 und 1992 bei Tele 5 im Rahmen von Bim Bam Bino lief. Das Revival von "She-Ra" ist Teil eines sechs Serien umfassenden Deals zwischen dem Streaminganbieter und DreamWorks Animation Television. Außerdem mit im Paket sind Serienableger der Kinofilme "Trolls" und "The Boss Baby" sowie die dritte Staffel von "Trolljäger". Schon 2018 soll "She-Ra" auf Netflix zu sehen sein.