Warum fanden Sie es an der Zeit, "Total Recall" neu zu verfilmen?

Damit hatte ich zu Anfang eigentlich gar nichts zu tun. Ich wusste gar nicht, dass sie dabei waren ein "Total Recall"-Drehbuch zu schreiben als es mir ins Haus flatterte.

Hatten Sie mehr Sorgen über die Reaktion der Fans von Philip K. Dicks Vorlage oder der der Fans des Schwarzenegger-Films?

Bei weitem vor der der Filmfans. Das Drehbuch war im Ton näher an dem was ich gefühlt habe, als ich die Kurzgeschichte im College gelesen habe als an der Kino-Adaption. Aber die Menschen sind viel vertrauter mit Paul Verhoevens Verfilmung.

Hatten Sie die ganze Zeit Ihre Ehefrau Kate Beckinsale für die Rolle als mörderische Ehefrau im Hinterkopf?

Nein. Vermutlich wird es niemanden da draußen geben, der diese Geschichte glaubt, aber es war anfangs gar nicht möglich. Kate drehte "Underworld 4" und unsere Dreharbeiten kollidierten. Doch einen Monat bevor wir drehen wollten, wurde unser Dreh um zweieinhalb Wochen verschoben und so wurde es möglich. Wir hatten am Anfang zwar darüber gewitzelt, aber es war nie eine Option bis ganz am Schluss.

Science-Fiction-Filme haben immer das Problem, dass sie irgendwann von der Zeit eingeholt werden. In sechs Jahren beispielsweise erreichen wir das Jahr in dem "Blade Runner" spielen soll. Ist das der Grund, dass sie für ihre Geschichte keinen Zeitrahmen gesetzt haben?

Das hat tatsächlich mit hineingespielt. Wir haben genau diese Diskussion geführt und ich habe darin genau diesen Kommentar gegeben, den Sie gerade angeführt haben. Es ist so schwierig die nahe Zukunft mit einem Datum zu versehen. Ich erinnere mich noch, dass ich als Kind gedacht habe was es denn im Jahr 2009 für unvorstellbare Dinge geben würde. Und als 2009 dann da war, sah es immer noch sehr nach 1989 aus. Wir fantasieren gerne, dass wir weiter fortgeschritten sind und unsere Welt fantastischer aussehen wird, als sie es in 20, 30, 40 Jahren tatsächlich sein wird.

Wenn Sie so eine Zukunftsvision entwickeln, wie sehr achten Sie auf eine wissenschaftliche Grundlage? Oder geht es einfach nur darum, dass es möglichst cool aussieht?

Ich beginne eigentlich immer mit einer wissenschaftlichen Grundlage und wie diese weitergesponnen warden kann. Und wenn mich das anspricht, dann versuche ich, es in ein unterhaltsames und cooles Korsett zu bringen. Die Art wie die Welt in "Total Recall" aussieht mit ihren vielen verschiedenen Schichten der Stadt, entstand direkt aus dem Drehbuch heraus. Wenn man beispielsweise nur sehr wenig Platz hat, versucht man diesen so gut wie möglich zu nutzen und man würde nicht nur die Autobahnen von oben befahren sondern auch von unten. All das entstand aus simplen praktischen Überlegungen, wie wir als Menschen damit umgehen würden, dass wir so wenig Lebensraum haben.

Obwohl es sehr viele Computertricks gibt, sagen Sie in den Extras, dass sie so viele Sets wie möglich haben wollten. Sind Sie tief im Inneren doch ein Film-Traditionalist?

Ich weiß nicht, ob Traditionalist das richtige Wort ist. Ich liebe es einfach so viel wie möglich Realität zu haben. Ein Film wie dieser braucht natürlich viele Computertricks - ohne geht es einfach nicht. Aber es gibt viel mehr Kulissen und Bauten als man es beim ersten Sehen glauben würde. Jetzt wo die DVD heraus ist, merken viele Zuschauer erst, wieviel wir gebaut haben. Vermutlich sind wir einfach alle schon zu konditioniert auf die Computertricks.

Sie sind allerdings auch noch nicht auf den 3D-Zug aufgesprungen...

Das stimmt. Obwohl ich nicht zu der Sorte Filmemacher gehöre, die fanatisch dagegen ist. Ich habe bisher bei meinen Filmen nur noch nicht den Vorteil gesehen. Bei "Total Recall" gingen viele davon aus, dass er in 3D sein würde - das Studio beispielsweise wollte es anfangs. Aber die Art von Film, die mir vorschwebte, war bereits eine so wilde Präsentation der Zukunft, dass es mit 3D zu viel geworden wäre und sich zu abgehoben angefühlt hätte.

In einer der ersten Szenen liest Colin Farrell einen Ian-Fleming-Roman. War das eine heimliche Mitteilung, dass Sie gerne einen Bond-Film drehen würden?

Es war meine Wahl, aber ohne diesen Hintergedanken. Wir hatten eine Unterhaltung darüber, was er lesen könnte und ich fand die Verbindung einfach passend, da er ja selber keine Ahnung hat, dass er mit einer Spionin zusammen ist.

Wenn Sie einen Film drehen, denken Sie bereits daran, was Sie für die DVD machen können?

Ich denke zwar nicht während des Drehs darüber nach, was ich für die DVD machen kann. Aber ich stelle sicher, dass ich sehr offen und ansprechbar bin für alle Vorschläge, die in Bezug auf Bonusmaterial kommen. Ich liebe DVD-Extras, ich bin mit Audiokommentaren und Making-Ofs aufgewachsen und es war für mich ein Begleitelement zur Filmhochschule. Sobald der Film heraus ist und einmal erlebt wurde, finde ich es spannend, wenn man die Geheimnisse erfahren kann.

Die Blu-ray hat eine 12 Minuten längere Version des Films. War das von Anfang an der Plan?

Nein. Ich plane immer nur eine Schnittfassung. Die Extended Version war die Fassung, die ich eingereicht habe. Aber sie war einfach zu lang und geht etwas tiefer auf eine sekundäre Handlung und einige Charaktere ein. Es ist nicht nur eine erweiterte Fassung, es ist meiner Meinung nach eine ganz andere Erfahrung.

Sie bevorzugen also die Langfassung?

Ja. Es ist die Version, bei der mir niemand reingeredet hat.