Sie sind keine Zwillinge, diese Coen-Brüder, um gleich mal die am häufigsten gestellte Frage zu beantworten. Joel, Jahrgang 1954, ist drei Jahre älter als Ethan und etwa zehn Zentimeter größer. Früher konnte man sie dadurch unterscheiden, dass der eine nicht immer einen Bart trug und manchmal keine Brille, aber inzwischen haben beide Brille und Bart. Die Coen-Brüder sind nicht wirklich auseinander zu dividieren, und eigentlich wollen sie das auch gar nicht.

Früher trennten sie auch noch die Arbeitsbereiche, zumindest offiziell. Bis zur Tom-Hanks-Komödie "Ladykillers" war Joel laut Credits auf der Leinwand Regisseur, Ethan Produzent. Seit 2004 verzichten sie auf dieses Spielchen, geschrieben haben sie ihre Filme sowieso immer gemeinsam. Und auch da ist ihre Arbeitsweise außergewöhnlich. Die Brüder sitzen in einem Büro an einem Computer. Ethan kann schneller tippen, deshalb bedient er die Tastatur, und dann wird gemeinsam am Drehbuch gearbeitet. Am besten laufe es da, wenn sie sich uneins seien - sei man einer Meinung, werde meist nichts draus.

Eine spezielle Vorstellung von "Familie"

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert stehen Joel und Ethan Coen für anspruchsvolles Independentkino mit schwarzem Humor und Kultpotential. Ihr erster Film, "Blood Simple", machte sie bekannt, der schrullige Schneekrimi "Fargo" populär und preiswürdig, die schräge Hollywoodfarce "The Big Lebowski" machte sie cool.

Die Coens stammen aus Minneapolis, Minnesota, wo auch Poplegende Prince und "Monty Python" Terry Gilliam geboren sind. Ein Ort, den die Coens selbst einmal mit Sibirien verglichen, "nur mit familientauglicheren Restaurants". Wobei auch ihre Vorstellung von Familie eigen ist: Auf der Berlinale 2011, die der Coen-Western "True Grit" eröffnete, war Joel nicht in Begleitung seiner Frau, Oscargewinnerin Frances McDormand (sie musste drehen). Ethan aber kam mit Frau und Kindern. Und seiner Geliebten. Und der Geliebten seiner Frau. Patchwork à la Coen.

"Wahrheit" ist für sie ein dehnbarer Begriff

Man darf nicht alles glauben, was sie erzählen, in ihren Interviews und Filmen. "Fargo" beginnt mit der Versicherung, dies sei eine wahre Geschichte, die sich 1987 so zugetragen habe, nur die Namen habe man geändert. Alles Quatsch. Im Vorwort der Buchfassung ihrer Filme "Miller's Crossing" und "Barton Fink" berichtet Roderick Jaynes, ihr Cutter der ersten Stunde, wie es zur Zusammenarbeit mit den Coens kam. Auch das stimmt alles nicht, ist hier aber noch perfider: Jaynes selbst existiert gar nicht. Er ist ein Pseudonym, unter dem die Coens ihre eigenen Filme schneiden. Für die Journalisten dachten sie sich dazu sogar eine komplette Biografie des angeblich hochbetagten Briten aus. Heikel wurde es, wie schon gut zehn Jahre zuvor bei "Fargo", auch im Jahr 2008, als Jaynes für "No Country for Old Men" für einen Oscar nominiert war. Zum Glück verlor er.

Aber wie funktioniert diese geniale Symbiose zweier Filmemacher praktisch beim Dreh, etwa, wenn jemand von der Crew eine Frage hat? Das sei ganz einfach, meint Joel: man müsse nur immer den fragen, der am nächsten stehe.

Eine Verknüpfung aus Fernsehen und Kino?

Nun soll es nach Branchenberichten von "Variety" also eine Serie werden: Das Kult-Duo habe ein Drehbuch für eine Western-Miniserie namens "The Ballad of Buster Scruggs" geschrieben und werde auch Regie führen, berichtete das Branchenmagazin am Dienstag unter Berufung auf die Produktionsfirma Annapurna Television.

Interessant wird es, wenn die Frage nach dem Vertrieb aufkommt. Die Coens wollen wohl eine Verbindung aus Kino und Fernsehen anstreben und damit einen "innovativen Ansatz" verfolgen. Informationen über den Cast, Plot-Details und wann und wo die Western-Serie gezeigt wird, stehen noch in den Sternen. Fix ist nur: Megan Ellison und ihre Produktionsfirma Annapurna Television werden "The Ballad of Buster Scruggs" produzieren. Nicht nur Coen-Fans dürfte das freuen, Ellison steht als Produzentin bereits hinter dem Coen-Western "True Grit", sondern auch Freunde von Kult-Streifen wie "Killing Them Softly", "Her" und "Zero Dark Thirty" - auch diese hat sie produziert.

Autoren: Volker Bleeck Steven Sowa